Gast Gast
| Thema: Verlassene Gefängnisanlage Do Jul 24, 2014 6:15 pm | |
| Kälte – das war das Erste was er spürte. Kälte und Einsamkeit. Sein Geist regte sich. Langsam, als wenn er aus einem tiefen und unfreiwilligem Schlaf erwachen würde. Es dauerte, bis sein Geist sich festigte. Doch nur weil sein Geist erwachte, bedeutete das nicht, dass er auch denken konnte. Nur Emotionen begannen sich zu regen. Ein Urinstinkt. Ein Instinkt, der in jedem Wesen hauste. Der Instinkt, dass man nicht sterben wollte. Es knackte leise einmal. Dann ein zweites Mal. Sein Gefängnis gab ihn langsam frei. Ein drittes Knacken und ein viertes und schließlich brach es. Eine kleine Lawine aus Splittern stob nach Vorne und der große und muskulöse Körper stürzte zu Boden. Ein harter Aufschlag.
“Lebst du?“, sprach eine weibliche und zugleich süße Stimme. Die Worte drangen nicht sofort zu ihm durch. Sein Hirn arbeitete noch nicht richtig. Sie blieb stehen und wartete, bis sich sein Körper langsam regte. Bis er sich daran erinnerte, wie man sich bewegte. Ein tiefer Atemzug und dann schlug er die Augen auf, den Blick starr gegen den Boden gerichtet. Ihm war so furchtbar kalt, doch sein Körper schlotterte nicht. Zu viel Anstrengung wäre es gewesen. Die Besitzerin der weiblichen Stimme beugte sich neben ihn und schob ihm eine kleine schwarze Pille in den Mund. Er schluckte aus einer inneren Eingebung hinunter. Eine Jägerpille. Sie erfüllte entkräftete Körper wieder mit Energie. Und das tat sie auch in Haguros Fall.
Mühsam stützte er sich ab. Eissplitter rutschten von seinem Rücken und purzelten gen Boden, während er sich weiter aufrichtete und letztlich in seiner ganzen Größe vor der Frau stand. Sie war kleiner als er. Vielleicht 1,60. Schwarzes Haar, welches zu zwei Zöpfen gebunden war. Eine merkwürdige Schuluniform mit kurzem Rock und hohen Strümpfen. “Oh, wie schön. Du lebst!“, sprach sie und klatschte erfreut in die Hände und legte den Kopf lächelnd zur Seite. Er selbst runzelte die Stirn. “Haguro Dou, richtig?“, erkundigte sie sich. Die Worte weckten Erinnerungen und schließlich begriff er, dass es sein eigener Name war. Ja, er hieß Haguro. Was war geschehen?
Er nickte und sie lächelte noch breiter. “Nun, da ich dein Leben gerettet habe, stehst du wohl in meiner Schuld!“ Ihre Stimme klang fröhlich wie eh und jeh. Doch er begriff worauf das hier hinaus lief. Und er erinnerte sich nun auch, was hier eigentlich los war. Er war von Shinobi überwältigt worden und sein Körper wurde in Eis gehüllt. Seine Hand schnellte nach Vorne und wollte den Hals der Frau greifen und zerquetschen, doch sie war schnell. Die Spitze eines Katanas drückte leicht gegen seinen Hals. Er spürte, wie er zu bluten begann und seine Hand verharrte in der Luft. Wo war die Klinge her gekommen? Seine Gedanken waren noch benebelt und seine Reaktionen schlechter als sonst. “Ich habe einen Auftrag für dich. Du kannst ihn annehmen und bist frei oder du lehnst ihn ab und wirst wieder auf eisgelegt … diese Mal vielleicht noch länger.“
“...Noch ...länger?“, sprach er langsam und stockend, seine Stimme suchend. “Du warst satte 13 Jahre auf Eis gelegt, nachdem du dich mit zu vielen Leuten angelegt hast. Sicher hast du die Eiszeit satt...“ 13 Jahre auf Eis gelegt … seine Hand sank und auch die Klinge lies von seinem Hals ab. Er dachte nach. 13 Jahre … was war seit dieser Zeit alles geschehen … wie hatte er das überleben können … “Nun, kommen wir zu deinem Job.“ Sie schob das Katana in eine Hülle und nahm auf einem Stuhl Platz.
Sie befanden sich hier in einer Höhle, wie es aussah. Spärliches Licht flackerte aus Lampen. Eine Art Gefängnis, ganz offensichtlich. Er sah sich um und entschloss sich dann einfach auf dem Boden Platz zu nehmen. Dennoch war er mit ihr auf gleicher Augenhöhe. “Du musst nach Hi no Kuni und jemanden holen, der wichtig für uns ist. Ein kleines Dorf wird dein Ausflugsort sein. Du wirst nur diese Person benötigen. Die restlichen sind egal. Und dieser kleine Bursche hier wird dir helfen dein Ziel zu helfen.“ Sie griff hinter sich und zog eine kleine, vermummte Gestalt aus einer Ecke des Raumes. Eine Kaputze war tief über sein Gesicht gezogen, sodass er nichts weiter als kleine, gelb leuchtende Augen sehen konnte. Sie sahen fies aus. Irgendwie sympathisch. Es irritierte ihn zwar, was die Frau von sich gab aber er nickte langsam. “Gut! Dann hätten wir das ja. Bezahlung wirst du keine benötigen, oder? Gemeinsam mit dem Kleinen hier, kannst du dann zu uns kommen. Er kennt den weg. Vorher solltest du dich jedoch ein wenig ausrüsten. Proviant...“
Sie erhob sich langsam, griff die Schwertscheide und wandte sich um, um zu gehen. Haguro hob kurz die Hand, doch sie wank ab. Dann ging sie davon und wurde von der Finsternis der Gänge verschluckt. Wie sollte er hier bitte heraus finden? Er war schwach und wusste doch nicht, wo er war ... |
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