Thema: Auf den Dächern des Dorfes Mi Jun 28, 2017 11:14 pm
Über den Dächern eines Shinobi-Dorfes spielt sich gerne mal mehr ab, als für den gewöhnlichen Bürger bemerkbar ist. Die agilen Shinobi haben eine Faible dafür, statt der gutgefüllten Straßen, eine Abkürzung über die Dächer ihrer Heimat zu nehmen. Der Anblick ist den Bewohnern des Dorfes so vertraut, dass man schon garnicht mehr aufschaut, wenn ein Shinobi von einem Haus zum nächsten springt, über die Köpfe vieler Menschen auf der Straße darunter hinweg. Bisweilen kann es aber auch auf den Dächern zu regelrechtem Verkehr kommen, wenn besonders viele Shinobi gleichzeitig meinen, diese Abkürzung nehmen zu müssen. Da muss man dann schonmal aufpassen, keinen Kameraden im Flug zu rammen. Vielleicht sollte die Dorfverwaltung über eine Verschilderung der Dächer nachdenken. Zu wissen, wer wo Vorfahrt, oder eher, Vorsprung, hat, könnte sich in gewissen Situationen als hilfreich und lebensrettend herausstellen.
Gast Gast
Thema: Re: Auf den Dächern des Dorfes Mi Jun 28, 2017 11:14 pm
(Wieder)Einstiegspost
°oO(Kiri-Gakure, das Dorf unter dem ewigen Nebel. Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, sieht es aus wie jedes andere Dorf. Vielleicht ein wenig größer, wohlhabender, aber nicht viel mehr. Kein Vergleich zu Tsuki, auch wenn ich mittlerweile den leisen Verdacht hege, dass mein Verstand bereits damit begonnen hat, die Erinnerungen an die alte Heimat übermäßig zu glorifizieren und unliebsame Erlebnisse in den Hintergrund zu drängen. Ich muss aufpassen, dass ich eines Tages nicht zu einer dieser „Früher war alles besser!“-Schrullen mutiere! Auch wenn dies, gemessen an meiner derzeitigen Situation, durchaus zutreffen mag. Ich kann den Geruch hier einfach nicht ab. Dass es die antiken Kaminoke von hier fortverschlagen hat, wundert mich garnicht. Wir gehören in die Berge. Die hohen, die guten! Wo die Luft dünn und die Möwe fern ist. Ich habe ja wirklich nichts gegen Vögel, aber immer, wenn ich Fisch zum Essen unter freiem Himmel habe, regt sich in mir der leise Verdacht, eines dieser futterneidischen Viecher könnte angeflogen kommen und mir mein Essen streitig machen. Oder ist das einfach nur die wachsende Paranoia, das Misstrauen allen anderen Lebewesen gegenüber? Oder spricht da einfach nur mein leerer Magen aus mir?)
Raos Magen knurrte. Laut. In vielfarbige Gedanken versunken sprang Rao, ganz Ninja-like, über die Dächer des ihr noch nicht ganz vertrauten Dorfes. Mittlerweile wusste Rao ganz gut, wo was war. Nur den Aufbau der Straßen und der weitverzweigten Gassen hatte sie noch nicht heraus. Aber als Kunoichi brauchte sie sich darum ja nicht zwangsweise zu kümmern. Sie war ja nicht so erdgebunden wie gewöhnliche Menschen. Sie konnte über die Dächer springen, zu denen andere nur aufsehen konnten, und so schneller und direkter an ihr Ziel kommen. Auf einem der Dächer hielt Rao schließlich an. Es ragte etwas höher über das Häusermeer heraus und bot darum einen recht guten Überblick. Ihren knurrenden Magen einen Moment ignorierend, genemigte sich Rao einen weitschweifenden Blick über Kiri-Gakure. An den Anblick konnte sie sich einfach nicht gewöhnen. Es war einfach noch zu anders. Sie vermisste ihr Dorf so schmerzlich, dass sogar der Hunger einen Schritt zurücktreten musste. Da fehlten einfach gewisse Gebäude, altbekannte Landmarken in der Szenerie. Tsukis Krankenhaus, die von mönchshand errichteten Mauern und die einst klippschleiferverseuchten Parkanlagen. Bevor Rao aber vollends in Selbstmitleid und Heimweh versinken konnte, meldete sich ihr Magen zu Wort, der nicht länger auf den billigen Plätzen in ihrem Aufmerksamkeitsstadion warten wollte. Darum riss sich die blauhaarige Kaminoke zurück in die Wirklichkeit und ignorierte den nebelverhangenen Ausblick übers Dorf, zu Gunsten ihres Mittagessens. Das hatte sie sich verdient, war doch der Großteil ihres Tages bisher dem Heilen banalster Wehwehchen rituell geopfert worden. "Gehört wohl zum Aufnahmeritus in den Kreis der Wundflicker und Spritzensetzer, sich erstmal viel zu lange mit raufsüchtigen Genin auseinandersetzen zu müssen." murmelte Rao leise in sich hinein, während sie auf dem hohen Dach Platz nahm. Auf einem Trainingsplatz in der Nähe hatte sie den bisherigen Tag verbracht, als lebender Erste-Hilfe-Koffer für Genin, die wohl gerade erst ihren Abschluss gemacht hatten und sich nun gegenseitig in Zweikämpfen zeigen wollten, die krass sie doch alle waren. Bei den daraus entstehenden Kratzern, Schnitzern und Aufschürfungen hatte Rao nicht gerade das Gefühl, herausragend wichtige Arbeit zu leisten, aber sie war sich zumindest der Tatsache bewusst, dass sie damit, wenn auch im kleinen Stil, ihre Iryô-Künste fit hielt und immernoch, wenn auch kaum merklich, Raum für Verbesserung fand. Und wie hieß es doch so schön? Wer das Große will, muss erst das Kleine schaffen. Und heute hatte sie viele Kleine geschafft. Die Mahlzeit war da wohl verdient! Ein schönes, vielseitiges Bento hatte Rao zwar nicht, woher hätte sie das auch nehmen sollen, aber satt würde sie davon alle mal werden. Auch wenn es strenggenommen nur aus Reis, ein paar Streifen Fisch und Soja-Soße bestand. Vielleicht nicht das angemessenste Essen für die Tochter eines Clanoberhauptes, aber so viel besser waren ihre Bentos früher auch nicht gewesen. Ihre Mutter hatte ja verständlicherweise keine Zeit gehabt, ihren Töchtern Lunchpakete für den Tag zuzubreiten und bei den Kochkünsten ihres Vaters war Rao heilfroh, nie in den Genuß eines seiner Bentos gekommen zu sein. Nein, sie hatte sich ihre Mahlzeiten eigentlich immer selbst gemacht. Schon als kleines Kind, nur hatte sie heutzutage eben weniger … dekorative Möglichkeiten. Ihr Budget war so begrenzt wie ihre Winzwohnung, was auch der Grund dafür war, warum sie ihr Mittagessen lieber hier oben zu sich nahm, als in ihrer Wohnung. Hier oben hatte sie mehr Platz, sowie das Gefühl, nicht in einer unwürdigen Bruchbude zu leben. Während Rao ihren Reis runterschlag und zwischendurch ein paar Schlucke Wasser trank, schenkte sie ihrer Umgebung nur oberflächlich Aufmerksamkeit. Wie immer, wenn sie allein war, unterhielt sie sich mit ihren eigenen Gedanken. Dies konnte schonmal dazuführen, dass sie völlig ihre Umgebung vergaß, aber die Reize der Höhe halfen unbewusst, ihren Geist zumindest teilweise in der Gegenwart zu halten. Wäre sie vollständig gedanklich abgeschweift, wäre sie womöglich irgendwann einfach vom Dach geplumst. Glücklicherweise hatte die Evolution genug Spuren an ihr hinterlassen, sodass sie einen tiefen Sturz nicht zu befürchten hatte. Trotz der Tatsache, dass sie ungesichert am Rande eines Daches, viele Meter über eine belebten Einkaufsstraße, saß und dabei sogar ein wenig die Beine baumeln ließ.
Aranami Tatsumi
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Thema: Re: Auf den Dächern des Dorfes Fr Jun 30, 2017 7:17 pm
Eigentlich hätte der Tag wirklich schön werden können. Eigentlich hätte Tatsumi jetzt in dieser Sekunde gerade auf der Wiese liegen können und sich seiner Lieblingsbeschäftigung hingeben können: Faulenzen. Eigentlich hätte er dabei ein entspanntes Schläfchen halten und danach ein anständiges Mittagessen zu sich nehmen können. Eigentlich… Tatsumi ballte die Fäuste. Es war aber alles anders gekommen und das nur, weil dieser verdammte Kühlschrank nicht mehr richtig schloss! Das war schon das zweite Mal gewesen, dass Miwako ihn nicht zugemacht hatte! Tatsumi zog ein erschreckend unzufriedenes Gesicht und lief durch die Innenstatt, als habe er in eine Zitrone gebissen. Vermutlich hätte ein einzelner Nadelstich gereicht, um ihn zum Platzen zu bringen. Nicht nur, dass ER jetzt einkaufen gehen musste, nein, Miwako hatte ihn auch noch eiskalt erwischt.
Tatsumi öffnete den Kühlschrank, um sich ein leckeres Sushi zuzubereiten, doch alles was ihm entgegen kam, war Fischgeruch in seiner unappetitlichsten Form. Die Wände waren nassgeschwitzt und der Kühlschrank schien schon wieder offen gewesen zu sein. „Miwako! Du hast den Kühlschrank schon wieder offen gelassen!“ „Ich? Du lässt ihn doch immer auf!“ „Ach ja? Ich zeig dir gleich, wen ich offen lasse!“ Miwako sah ihn schweigend an und hob eine Braue. „Das ergibt nicht einmal Sinn, Tatsumi.“ Tatsumi krempelte sich die Ärmel hoch. „Der Verlierer geht einkaufen!“ Doch ehe er auch nur den Kampf beginnen konnte, hatte Miwako ihm die Scheide des Katanas übergezogen.
„Arg!“ gab Tatsumi von sich, als er sich an die ganze Szene zurückerinnerte und steckte die Hände in die Hosentaschen. Ein Horn war schon auf seiner Stirn gewachsen, zu dem sich ein Veilchen auf der Wange hinzugesellte und ein Steinchen zu seinen Füßen wurde ungerechter Weise durch die Gegend getreten. Tatsumi hatte einen Stammladen, wo er seine Nahrungsmittel kaufte. Der Hintergrund war, dass es früher der kürzeste Weg von seinem Zuhause gewesen war und jetzt, wo er mit seinem Bruder in einer Wohngemeinschaft lebte, hatte er einfach keine Lust andere Geschäfte auszuprobieren. Der Nachteil jedoch war, dass er nun ein ganzes Stück laufen musste, um zu eben jenem Laden zu gelangen. Ninja-Fähigkeiten und der Verkehr über die Dächer wäre dabei zwar deutlich schneller gegangen, aber es war auch anstrengender. Und wenn Tatsumi etwas nicht leiden konnte, dann war es Anstrengung. Er sah auf die Uhr und wägte ab. Wenn er sich jetzt beeilen würde, könnte er später länger faulenzen, aber würde die Anstrengung jetzt, die gewonnene Zeit aufwiegen? Schwer zu sagen. Ein weiterer unzufriedener Laut verließ Tatsumis Kehle und er fackelte nicht länger. Er sprang wie ein Eichhörnchen die Häuser hinauf und wählte somit den schnelleren Weg. Er hätte es gleich so machen sollen. Beim Laden angekommen sprang er wieder hinunter und landete direkt vor dem Eingang. Eine Frau, die eben herauskommen wollte sprang erschrocken zurück und Tatsumi kam aus der Hocke in eine aufrechte Position. Die Frau zeterte nun erbost: „Pass doch auf!“ „Pass du doch auf!“, antwortete er mäßig begeistert und schob sie einfach zur Seite, um in das Geschäft zu gehen, wo er die nervige Stimme der Frau nun ignorierte und gar nicht mitbekam, was sie sonst noch von sich gab. Schnell sackte Tatsumi die Zutaten für Teriyaki-Nudeln mit Schweinestreifen ein. Er kaufte gleich so viel, dass er nicht bald wieder einkaufen musste und stellte fest, dass er ziemlich knapp bei Kasse war. Sein Gelbeutel würde sich sicherlich auch mal wieder freuen, ein bisschen Nahrung zu bekommen. Wie nervig. Ich sollte bald mal wieder ‘ne Mission machen. Vielleicht hätte ich lieber Testschläfer für Hotel-Betten werden sollen, als das hier. Mit diesen Gedanken verließ er das Geschäft wieder und knotete die Tüte zu, sodass er auf dem Nachhauseweg über die Dächer nicht noch irgendwas verlor. Er sprang also erneut die Wand hoch und steuerte unbeirrbar auf seine eigene Heimstätte zu. Hin und wieder traf man hier oben auf ein paar andere Shinobi oder Kunoichi, aber gerade war es ruhig. Es war aber auch Mittagszeit und viel würden ihre Pausen oder Mahlzeiten bestimmt nicht – so wie er – damit verbringen einzukaufen. Sein Magen knurrte. „Ist ja gut!“ Er sah hinab und hielt seine Hand darauf, nicht ahnend, dass er jeden Augenblick mit jemandem zusammen stoßen würde, die mindestens genauso abgelenkt war, wie er selbst.
Gast Gast
Thema: Re: Auf den Dächern des Dorfes Mo Jul 10, 2017 9:33 pm
°oO(Ich sollte, glaub ich, sparsamer mit meiner Soße umgehen. Zumindest vorübergehend. Bis ich endlich ein paar anständige Missionen an Land ziehen kann und mir nicht jeden Tag um meine Ausgaben Sorgen machen muss. Aber mit schmeckts einfach besser. Ein klein wenig Luxus muss man sich ja auch mal gönnen, wenn man schon fernab aller bekannten Gestade mit nichts als einem Notizbuch voll kryptischer Hinweise und einer Hand voll Jutsu gestrandet ist. Gestrandet an einem Ort, an dem es wenigstens, scheinbar, keine Idioten wie Waga gibt. Typen, die rücksichtslos durch die Gegend pesen und am Ende mehr Unfälle als Coolnes-Punkte verbuchen können, das aber natürlich vollkommen gegenteilig auslegen. Hätte ich mir aber eigentlich auch denken können. Wer ständig im Nebel lebt, gewöhnt sich wohl ein Mindestmaß an Vorsicht an. Da haben blinde Chaoten wohl eher einen schweren Stand.)
Dachts und ahnte dabei nicht, wie nahe ihr das rücksichtslose Unheil bereits war. Rao saß gemütlich am Rande eines Daches, verputzte die letzten Reste ihres Reises und war gerade dabei ihre Fischstreifen mit ein wenig Soße zu betröpfeln, um sie sich genießerisch in die Futterluke zu schieben, als ein shinobiförmiger Schatten von unten her heraufbrauste, mit ihr zusammenstieß, Rao dabei beinahe vom Dach wehte, und die besten Stücke ihrer Mahlzeit in die Luft katapultierte. °oO(Nicht den Fisch. NICHT DEN FIIIISCH!)(Fang sie auf, rasch!)Oo° Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht, nichtmal Raos sonst so beschäftigtem Köpfchen. Mit einer Hand hielt sich die Kaminoke am Rand des Daches fest, mit der anderen hielt sie ihre Lunch-Box offen. Der Rest erledigte sich wie von selbst. Ihre blauen Haare streckten sich plötzlich in die Länge, bewegten sich wie von Geisterhand geführt und bildeten eine Art blaues Schaufelblatt, mit welchem die sich im Fall befindlichen Fischstückchen aufgefangen werden konnten, bevor sie zu tief fallen konnten. Doch war es ihr gelungen, alle aus der Luft zu retten? Nein, eines war ihren Haaren entgangen und fiel, für Rao fast wie in Zeitlupe, in die Tiefe und war nimmer mehr gesehen. Es würde später, also so bald die Schwerkraft es die Strecke vom Dach hinab zur Straße befördert hatte, einem kahlköpfigen Passanten in den, zur Zählung der Finanzen geöffneten, Geldbeutel fallen, worauf der Fischbeschenkte der Geistesblitz kommen würde, wie dereinst sein Vater, das eintönige Büroleben hinter sich zu lassen und als Fischer zur See zu fahren. Hoch oben, auf den Dächern, bekam man davon letztlich nur ein herzhaftes “Heureka!“ mit, welches aber in Raos ungehaltenem Stöhnen unterging. °oO(Gerade noch dacht' ich, hier gäbe es keine Gipfelstürmer wie Waga. Falsch gedacht. Leider.) Am Dachrand hängend, schaufelte sie mit ihren Haaren die aufgefangenen Fischstücke zurück in die Lunch-Box, schloss jene mit einem Schnappen und lies ihre Haare zu einer kräftigen Hand werden, mit der sie sich wieder über den Rand nach oben aufs Dach zog. Kurz klopfte sie sich ein wenig den Schmutz ihrem Kampfanzug, denn sie mittlerweile eigentlich immer trug, und taxierte den Rüpel. Der Vergleich mit Waga schien garnichtmal so weithergeholt, nur hatte der Kerl da weit weniger Metall im Gesicht und er machte auch nicht den Eindruck, sie mit seinem Gesang foltern zu wollen. Trotzdem, Rao war angefressen, dass sie um ein Haar ihren Fisch, den besten Teil ihrer Mahlzeit, die Kirsche auf dem Kuchen des übertragenen Sinns, verloren hätte. Alles nur, weil der Typ sich erdreistete, sich über jedwede Dachstürmerrichtlinie hinwegzusetzen und ohne auf die Umgebung zu achten heraufzuschießen. Zugegeben, sie hätte nicht in ihrer Aufmerksamkeit nachlassen dürfen, immerhin saß man so weit oben ja nicht unbedingt sicher, aber trotzdem! "Pass doch auf!" zischte sie ungehalten, wie sie meinte, es vor kurzem schon von weiter unten, auf den Straßen, gehört zu haben. Hatte der Ausruf etwa auch ihm gegolten? Wenn ja, legte er hier ja geradezu sträflich ignorantes Verhalten an den Tag. Es war die eine Sache, unvorsichtig durch die Gegend zu hopsen. Etwas völlig anderes war es, Aufforderungen zur Aufmerksamkeit, einfach in den Wind zu schießen. Aber daraus konnte man eventuell sogar Kapital schlagen. Vielleicht war er ja unaufmerksam genug gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte, wie viel Rao wirklich aus ihrer Lunch-Box verloren hatte. Mit ein paar Schritten auf den Tunichtgut zu, rückte Rao ihm auf die Pelle, funkelte ihn finster an, öffnete ihre Lunch-Box und gab die wenigen Fischstreifen preis, die ihr noch verblieben waren. "Sieh nur, dass ist mir von meinem Essen geblieben. Schönen Dank auch! Ich hoffe, du kannst mir das erstatten!" Große Chancen malte sie sich nicht aus, dem Kerl ein wenig mehr Mittagessen aus dem Kreuz leiern zu können, aber Not macht ja bekanntermaßen erfinderisch.
Aranami Tatsumi
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Thema: Re: Auf den Dächern des Dorfes Di Jul 11, 2017 9:31 pm
An sich war Tatsumi überhaupt nicht der Typ, sich so zu beeilen. In der Regel bequemte er sich auch nicht auf die Dächer, um noch mehr Zeit zu sparen, schließlich war er von Natur aus faul und absolut nicht daran interessiert, sich in irgendeiner Form zu ertüchtigen. Das einzige, was ihn wirklich interessierte, war der Kampf. Der Kampf und der Rausch, den er dabei empfand, seinem Gegner die größtmögliche Niederlage beizubringen. Nichts machte mehr Spaß, als einen Kontrahenten zu demütigen, nur weil er geglaubt hatte, sich mit Tatsumi messen zu müssen. Doch in diesem Augenblick spielte das alles absolut keine Rolle. Was er beim ersten Hingucker für einen seltsam geratenen Schornstein gehalten hatte, als er weiter hinten herabgesprungen war, um einzukaufen, hatte sich nun als Person entpuppt. Normalerweise war hier ja auch gar kein Schornstein und so war er blindlings hier heraufgesprungen ohne überhaupt hinzusehen. Sein Magen hatte ihn ja auch abgelenkt. Jetzt jedoch krachte er einfach gegen besagte Person, versuchte sich noch mit rudernden Armen abzufangen und umklammerte dabei seine Einkaufstüte, die ausladend und mit ziemlicher Wucht auf die Person auftraf, sodass sie ihren Halt verlor und beinahe noch in die Tiefe stürzte. Eben noch wollte Tatsumi – er war schließlich nicht zur Gänze ein Unmensch – nach der fallenden greifen, als diese sich bereits selbst half. Was treibt die da mit ihren… Haaren? Sind das wirklich Haare? Das… Er machte ein recht dümmliches Gesicht und gestand sich ein: Versteh ich nicht. Sie hatte sich selbst gerettet, warum also sollte er sich nun auch noch bemühen sie hoch zu ziehen. Dennoch wollte Tatsumi wissen, was es mit diesem Zauberhaar auf sich hatte. Er wusste, dass er nicht viel von Nin-Jutsu, Gen-Jutsu und was nicht sonst für andere Sorten von Jutsus verstand, aber er war sich sicher, davon noch nie gehört zu haben. Und gesehen hatte er sie auch noch nie. Von unten ertönte ein Ausruf der Freude, aber auch das lag gerade weit außerhalb von Tatsumis Interesse. Sie macht es schon wieder! Das Mädchen zog sich mit ihren Haaren das Dach hinauf und sah äußerst unzufrieden aus. Ihre Haare schienen ihr Eigenleben wieder aufzugeben und hingen nun wieder ganz normal herab. Eben wollte Tatsumi etwas sagen, als sie ihn auch schon mit den gleichen Worten anfuhr, wie die Frau von eben. Tatsumi wünschte sich, er würde jedes Mal einen Ryou bekommen, wenn das jemand zu ihm sagen würde. Er hätte sicherlich schon jetzt ausgesorgt. Er schenkte es sich lieber, noch mal den Gleichen Satz wie eben zu sagen und schwieg erst mal. Wie sie ihm aber dann entgegen trat, schlug ja wohl alles bisher Dagewesene. Er sollte Was? Ihren Fraß bezahlen? Eine Augenbraue lupfte empor und als sie ihm die Lunch-Box zeigte, trat er einen Schritt nach vorne und schaute hinein. Er schnupperte kurz mal und richtete sich wieder auf, es duftete wirklich lecker und war weit von Tatsumis „Kochkunst“ entfernt. Er deutete auf sie und zwar mit dem Finger in Hüfthöhe. Doch sagte er dazu auch erst mal nichts und wartete darauf, dass sie seiner Andeutung mit ihrem Blick folgte, anschließend sagte er: „Du hast Soße im Haar.“ Er wendete den Blick und das Gesicht halb ab, wobei er nun die Arme verschränkte, was ihm einen ziemlich eingebildeten Ausdruck verlieh. „Was sitzt du auch auf meinem direkten Nachhauseweg? Wer auf der Straße sitzt muss sich auch nicht wundern, von einem Karren angefahren zu werden“, sagte er nun lässig und freute sich über diesen metaphorischen Geistesblitz. Schlagfertigkeit zählte ja nun nicht unbedingt zu seinen Stärken, wenn man von seinen Fäusten absah. Er würde einen Teufel tun und ihr ein Essen ausgeben. Er hatte selbst kein Geld. Greif doch mal ‘nem nackten Mann in die Taschen! Er griff also in seine Hosentasche und zog den Stoff so weit heraus, dass sie sehen konnte, dass absolut nichts in der Tasche war, außer ein paar Fusseln und etwas Sand. Außerdem machte Tatsumi gerade auch wirklich einen eher erbärmlichen Eindruck. Er hatte nicht mal Schuhe an und seine Füße hatten zumindest heute noch kein Wasser gesehen. Ungekämmt, wie er war, sah er sogar eigentlich eher wie ein Wegelagerer aus. Eben sah er sie wieder an und wollte ihr zu verstehen geben, dass sie sich wirklich bessere Orte zum Essen aussuchen könnte, als sein Bauch laut nach Futter brüllte.
Gast Gast
Thema: Re: Auf den Dächern des Dorfes Fr Jul 14, 2017 10:22 pm
°oO(Soße im …? Ach, verdammt! Daran hätte ich auch mal denken können! Mit lecker tropfenden Haaren geht meine einschüchternde Aura natürlich direkt in den Keller. Nicht, dass die jemals sonderlich mächtig gewesen wäre, aber irgendwann muss ich doch auchmal über dieses gewisse Etwas gebieten, dass es anderen, mächtigen Shinobi, erlaubt, einfach jemanden verstummen zu lassen und sich gefügig zu machen. Vielleicht gibt’s da ja einen Kniff. Manche Leute beherrschen das ja auch ohne selbst eine ernstzunehmende Gefahr darzustellen. Ich jedenfalls würde viel drum geben, Leuten mit einem Blick Angst einzujagen. Vielleicht könnte ich dem Kerl dann auch leichter etwas zu Futtern abjagen. Andererseits … wer weiß, was der so in sich reinschlingt.)
Der Kerl war wohl nicht gerade der gesprächigste. Anstatt direkt was zu sagen, hob er erstmal einen Finger, fast schon träge auf Hüfthöhe, was es recht schwer gestaltete, herauszufinden, was er damit ausdrücken wollte, bevor er sich zu einem Einzeiler überreden ließ. Der ließ Rao direkt aufschrecken. Peinlich wars schon irgendwo. Die Lunch-Box schnappte wieder zu, wurde beiseite gelegt und die blaue Haarpracht erstmal gründlich abgewischt. Ein Taschentuch musste reichen. Nicht gerade gebührliches Verhalten für eine Kaminoke, sich Soße im Haar zu erlauben. Und dann auch noch nichts davon zu merken. Das mochte ihr Fehler sein, aber irgendwie kam sie nicht umhin, ihm die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Ganz still und heimlich. Nachdem die Haare entsoßt waren, wandte sich Rao wieder dem Kerl zu, der mittlerweile ziemlich selbstgefällig dreinschaute. Arme verschränkt, den Blick abgewandt. Es kitzelte ihren Ärger, doch dann versuchte er sich an etwas, dass wohl eine Belehrung sein sollte. Einen Moment lang, sah Rao einfach nur verdutzt drein, dann musste sie sich ein Kichern hinter der vorgehaltenen Hand verkneifen. Das kam nicht häufig vor. Besonders nicht in letzter Zeit. Der Kerl hatte sie mit seiner Haltung und seinen Worten gerade an etwas erinnert. An einen dieser affigen Tsundere-Charaktere aus den Mangas ihres Cousins Kenta. "Stimmt, was erdreiste ich mich, auf deinem Weg zu sitzen. Muss die Schilder übersehen haben, die das hier als deinen Weg ausweisen." Kurz sah sie sich gespielt um, als suche sie tatsächlich nach einer Ausschilderung. Natürlich gab es hier oben keine Schilder. Eine Straßenverkehrsordnung existierte nur für bodenbasierte Fortbewegungsmittel. Für den Sprung- und Lauf-Verkehr über die Dächer brauchte man sowas wohl nicht. Vermutlich, weil man Shinobi zutraute, auch ohne, stets aufzupassen und nicht ineinander zu rasseln. Dieser Verkehrsrowdy war dann wohl ein Beispiel, wie man sich hier oben nicht zu verhalten hatte. Und diese Rolle spielte er ja schonmal ganz vortrefflich. "Ich glaube, du musst dein zweidimensionales Denkschema ein wenig der Wirklichkeit anpassen, Rowdy-kun. Wer sich auf eine Straße setzt, wird natürlich früher oder später einem Karren, oder einem anderen Verkehrsteilnehmer begegnen. Lässt sich nicht vermeiden. Straßen sind da im Grunde sogar recht eindimensional." Sie breitete die Arme aus und wies in verschiedene Richtungen, entlang der Dächer der Häuser die hier and er Straße standen. "Hier aber herrscht viel mehr Bewegungsspielraum. Hier gibt’s auch keine Karren, mit eingeschränkter Manövrierfähigkeit und Lenkern, die womöglich nicht die ganze Straße im Blick haben, oder einfach nicht rechtzeitig bremsen können. Hier gibt’s nur Shinobi. Hier könnte überall wer sitzen oder gerade über die Häuserschluchten springen. Und weil's hier so schön dreidimensional zugeht, würde ich eher gutes altes Bergsteiger-Recht und gute alte Logik anwenden. Oben vor unten! Du willst hoch, lasse denen, die bereits oben sind, den Vortritt und gib Acht, wo du beim Aufstieg hintrittst. Sonst fallen am Ende zwei auf die Fresse. Kapiert?" So stemmte sie nun die Hände in die Hüften und machte recht deutlich klar, dass sie sich so schnell nicht geschlagen geben würde. Wenigstens eine Entschuldigung musste doch drin sein, wenn er schon nicht für ihr verlorenes Essen aufkommen konnteo der wollte. Allerdings tanzte da immernoch ein wenig Appetit auf ihrem Gemüt, weshalb sie schließlich ihre Lunch-Box wieder öffnete und die ihr verbliebenen Stückchen Fisch verputzte. (Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, im Privaten eine Shinobi-Verkehrsordnung zu entwerfen und dem Amt aufzubürden! Wir haben wirklich schon genug zu tun!)Oo° Zugegeben, sie hatte, für einen kurzen Moment, tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, ein derartiges Manifest einfach selbst zu entwerfen, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es verschwendete Liebesmüh' sein würde. Kiri-Gakure war ihr diesen Aufwand ohnehin nicht wert, daher wurde der Gedanke schnell wieder unter wichtigeren Angelegenheiten vergraben, aber zumindest mit einem gedanklichen Marker versehen. Vielleicht war es ja, eines fernen Tages ja doch noch zu was gut. Kauend, und den Störenfried mindestens ebenso überheblich anstarrend, setzte sich Rao schließlich wieder hin. Sie blieb aber auf der Hut. Der Futterneid hatte sich in ihrem Herzen breit gemacht. Sollte er nochmals versuchen, sie um ihr Essen zu bringen, wäre sie bereit loszuschlagen. Oder eben dies nicht zu tun. War nicht ihr Stil. Im wahrsten Sinne des Wortes.