Thema: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Sa Sep 30, 2017 6:49 pm
Es war mal wieder dieser Tage, an welchen es Amaya nicht allzu gut ging. Die Auslöser hierfür schienen alle außer sie selbst gut einordnen und erklären zu können. Helfen tat es nicht. Helfen tat es nicht, weil sie selbst nicht mit diesem Zustand klarkam. Diesem Zustand, der sie ab und an befiel, wenn sie sich alleine fühle und wenn auch ihr Vater nicht zu Gegen war. Wenn niemand sie sah und wenn sie gerade einen Auftrag eigentlich erfolgreich abgeschlossen hatte.... Wenn sie einem Jashinisten oder einer fragwürdigen Person einen Gefallen tun musste, weil es eigentlich ihr Beruf war. Amaya zog die Beine enger an ihren Körper und das rote Halstuch tiefer in ihr Gesicht, sodass nur noch der Ansatz der Nase und die Augen hervorschauten. Leichte Feuchte war darin zu erkennen, doch das machte nichts. Immerhin regnete es um sie herum und niemand würde sich wohl wirklich auf diese leichte Erhöhung nicht weit vom Trainingsplatz entfernt verirren. Niemand würde hier vorbeikommen, an einem ihrer Lieblingsplätzchen. Sie wünschte wirklich, dass sie ihren Bruder noch hätte. Ihr Bruder, der mit ihr an diesem Platz gesessen war. An diesem Platz, an welchem sie über Stunden einfach nur geredet hatten. Bereits als Kinder. Nun war dieser Platz neben ihr leer und sie wusste nicht wirklich, wie sie damit umgehen sollte. Anfangs war sie verzweifelt gewesen, dann wütend und irgendwann hatte sie gar mit dem Gedanken gespielt, ihn ohne Wenn und Aber zu suchen - auch, wenn dies mit ihrer Loyalität dem Dorf gegenüber kollidierte. Sie wollte letzteres verlassen. Das war der Plan gewesen, doch kurz darauf hatte sie sich wieder gefangen. Hatte sich gesagt, dass sie sich hatte fangen müssen, weil es sonst nicht anders ging. Weil sie den Tag anders nicht ertragen konnte. Amaya war eigentlich eine starke Frau. Sie konnte sich durchsetzen und war ehrgeizig. Sie konnte sich mit Pragmatismus auf Dinge einstellen und sich damit abfinden. So hatte sie sich auch beim Verlust ihres Bruders dazu gezwungen, weiter zu machen. Das Dorf immer noch in den Vordergrund zu stellen. Sie hatte beschlossen, was ihr Bruder vernünftigerweise wohl auch an ihrer Stelle getan hätte und hatte das kleine aufbrausende Mädchen in ihr unterdrückt. Dieses Mädchen, das wortwörtlich den Willen des Feuers in sich getragen hatte. Das Dumme war jedoch, dass dieser Wille ein wenig erloschen war und dass man nunmal nicht alles einfach unterdrücken konnte. So wie heute. Ja, heute war einer dieser Tage, an welchen es ihr nicht gut ging und an welchen sie lieber alleine in der Nähe des Kampfplatzes saß und in der Ferne die letzten metallischen Geräusche vernahm, ehe auch die Hartgesottenen Feierabend machten. Sie wünschte wirklich, ihr Bruder wäre hier und sie könnten reden. Sie wünschte, sie könnte sich vieles von der Seele reden, aber so gut ging das nun einmal nicht. Ihre Familie wollte sie nicht belasten. Ihre Bekannten auch nicht und bei ihren hochgeheimen Arbeitskollegen würde sie auch keinen Anklang finden. So saß sie also hier und fraß alles in sich hinein. Vermutlich machten sich ihre Eltern leicht Sorgen. Vor allem ihre Mutter. Vermutlich machte sich ihre Mutter am meisten Sorgen... es nagte an Amayas Gewissen. Heute, sagte sie sich, durfte auch sie einmal schwach sein. Aber nur heute, denn morgen ging es weiter.
Nara Isamu Mastermind of Mirage
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Sa Sep 30, 2017 11:21 pm
Isamu fuhr sich mit der Hand durch seine feuchten Haare. Er mochte Regen nicht und dummerweise hatte er auch weder Kapuze noch einen Regenschirm dabei, dennoch ging er weiter. Er lief den breiten Weg entlang, der ihn direkt zu den Trainingsplätzen des Dorfes führte, den dort würde er höchstwahrscheinlich fündig werden. Zuerst war er bei Amayas Zuhause gewesen, doch dort wurde ihm gesagt, dass die Hirabayashi nicht Zuhause war und keiner ihrer Eltern eine Ahnung hatte, wo ihre Tochter steckte. Isamu wollte Amaya eigentlich aufsuchen, um sie über eine Mission zu informieren, die sie in den nächsten Tagen irgendwann antreten sollten, doch als er sie in ihrem Zuhause nicht antraf, wusste er, das er dieses Gespräch auf morgen verschieben würde. Isamu kannte Amaya inzwischen relativ gut. Er war zuerst ihr Lehrer auf der Akademie gewesen und leitete später dann auch als Sensei das Geninteam, in das sie zusammen mit zwei weiteren Jugendlichen gekommen war. Ausserdem hatte sie sich zu einer sehr vernünftigen und verlässlichen Frau herauskristallisiert. Das hatte er zu Anfang, als er sie in der Akademie kennengelernt hatte, nicht gedacht. Doch sie war mit der Zeit herangereift und Isamu konnte im Grunde ihren Werdegang zur stolzen Frau mehr oder weniger als ihr Wegbegleiter beobachten, den auch wenn er nicht mit ihr Verwandt war, hatte er doch viel Zeit mit ihr verbracht, als ihr Lehrer und Sensei. Er vertraute ihr, so wie auch sie wohl auf ihn vertraute. Wenn es darum ging, Missionspartner auszuwählen, so wählte er meistens Amaya aus, weil er genau wusste, dass die Teamarbeit mit ihr eigentlich so gut wie immer reibungslos funktionierte. Ausserdem war sie auch eine hervorragende Gesprächspartnerin. Und nun wusste er, dass irgendetwas mit Amaya nicht stimmte, den ihre Eltern waren ebenfalls in Sorge und das konnte eigentlich nur bedeuten, dass sie entweder während einer Mission aufgehalten wurde oder aber es musste irgendetwas anderes im Dorf passiert sein, das sie davon abhält, Nachhause zu gehen. Und er wusste sofort, wo er mit seiner Suche beginnen musste, den als ihr Lehrer kannte er ihren absoluten Lieblingsplatz: Der Ort, an dem sie unzählige Stunden damit verbracht hatte, ihren Körper und Geist zu stählen.
Der Regen prasselte erbarmungslos auf die Erde nieder und Isamu zog die schwarze Jacke, die er sich wegen des herbstlichen Wetters angezogen hatte, enger um die Schultern. Hätte er gewusst, das es unterwegs anfängt zu Regnen, hätte er sich was anderes angezogen. Aber er war eben kein Hellseher. Mittlerweile hatte er den Trainingsplatz erreicht. Einen Moment sah er sich auf den Plätzen um. Es waren kaum mehr Leute hier. Nur in der Ferne konnte er noch metallisches Klirren hören. Sein Blick glitt dann jedoch zu einer leichten Erhöhung, dessen Spitze ein Baum krönte. Dort war Amayas Platz, den sie immer aufsuchte, wenn sie Ruhe brauchte. Er hatte sie nicht nur einmal dort angetroffen, wenn er auf der Suche nach ihr war. Entschlossen schritt Isamu also auf eben jenen kleinen Hügel zu und als er oben angekommen war, erkannte er sie. Amaya sass da wie ein nasses Häufchen Elend. Am liebsten hätte er sie gepackt und irgendwo hingebracht, wo es trocken und warm war. Er konnte nicht verstehen, wie man bei solch einem Wetter noch draussen sitzen konnte! "Amaya.", sagte er mit sanfter Stimme und schenkte ihr ein Lächeln, "Ist es nicht etws kalt und nass um hier draussen zu sitzen?", rein rhetorische Frage, er wusste, wie sie antworten würde. Isamu blieb für einen Moment vor ihr stehen und blickte auf sie herab, bevor er leise seufzte und sich neben sie setzte. "Ich darf doch, oder?", er würde es merken, sollte die Hirabayashi seine Gesellschaft im Moment nicht wollen, dann würde er eben wieder verschwinden, "möchtest du mir erzählen, wieso du freiwillig eine kalte Dusche im Freien nimmst?", den Kopf leicht an sie gewandt, wartete er auf ihre Antwort. Sollte sie tatsächlich ihre Ruhe haben wollen, würde er wieder verschwinden, dann konnte er zumindest ihren Eltern erklären, dass sie sich keine Sorgen um ihre Tochter machen mussten und das diese mit Sicherheit bald zurück Nachhause kommen würde. Früher oder später, sobald sie genug Ruhe und Einsamkeit mit ihren Problemen hatte.
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse So Okt 01, 2017 6:27 pm
Amaya wusste nicht, wie lange sie bereits im Regen saß und die Tränen unterdrückte, die sie unter normalen Umständen niemals soweit aus ihren Augen lassen würde. Sie wusste nicht, wie lange sie schon über ihren Bruder nachdachte und sich diese Auszeit vom Druck gönnte. Druck, welchen sie sich selbst immer wieder machte. Sie musste ihren Bruder finden und sie musste für ihre Familie stark sein. Das war es, was sie musste und entsprechend setzte sie es jeden Tag in die Tat um. Jeden Tag. Nur irgendwann wurde die Last zu groß. Manchmal. Wenn sie Angst hatte. Sie mochte es nicht, wenn sie Angst hatte. Angst um ihren Bruder. Angst um ihre Familie... Manchmal auch Angst um das Dorf. Amaya schloss kurz die Augen, ein paar Tränen quollen über und nahmen ihre Wangen langsam in Besitz, bis sie schließlich ihr Ende im roten Schal fanden. Die junge Frau hob den Kopf leicht an, als sie etwas rascheln hörte. Direkt gegenüber, vom Trainingsplatz kommend. Sie verengte die Augen kurz zu Schlitzen, hielt sie weiterhin auf das Dickicht gerichtet. Ein Dickicht, aus welchem nun ein ihr sehr gut bekannter Mann hervortrat: Nara Isamu. Ihr Lehrer auf der Akademie. Ihr Sensei in Genin-Tagen. Ihr Missionspartner in der heutigen Zeit. Mit ihr engster Freund, wenn man so mochte. Ja, sie hatten nicht gerade einen leichten Start gehabt, doch mit der Zeit hatte sich nicht nur Amaya weiterentwickelt, sondern auch das Verhältnis der beiden. Aus Schüler und Lehrer, waren Kollegen und Freunde geworden. Nicht selten fand sie sich daher mit Isamu auf einer Mission wieder. Sie mochte die Zusammenarbeit mit ihm. Es war mehr als angenehm, verstanden sie sich doch fast blind miteinander. Jeder wusste, was den anderen befähigte und was man ihm zumuten konnte. Vermutlich war Isamu der einzige Mensch, dessen Gegenwart Amaya in diesen Moment ertragen konnte ohne sich in Scham zu verkriechen oder ihn wegzuscheuchen. »Amaya. Ist es nicht etws kalt und nass um hier draussen zu sitzen?« Doch. Es war kalt. Es war kühl und wäre sie immer noch so anfällig wie als Kind, hätte sie sich schon längst den Tod geholt. Sie würde am nächsten Morgen keine Stimme mehr haben und am Ende noch eine Lungenentzündung entwickeln, wenn sie nicht aufpasste. Aber sie war dieses Kind nicht mehr und der Regen gab ihr zumindest eine Art Geborgenheit. Genauso wie dieser Ort hier, an welchem sie so viel Zeit mit ihrem Bruder verbracht hatte. Ehe Isamu sich neben ihr niederließ, ging er sicher, dass er sie nicht störte. Eine der vielen Eigenschaften, die sie an ihm mochte: Seine Umsicht. Seine Rücksicht. Auch wusste er immer, was er sagen konnte und was nicht. »Möchtest du mir erzählen, wieso du freiwillig eine kalte Dusche im Freien nimmst?« Amaya zog den Schal wieder weiter über ihr Gesicht und senkte den Kopf. Damit er nicht die Feuchtigkeit in ihren Augen sehen konnte. Zwar würde sie sich vermutlich in seiner Gegenwart am wenigsten schämen, doch das hieße nicht, dass sie es nicht tat. Amaya mochte es nicht, wenn sie anderen ihre Schwächen preisgeben musste. Immerhin war sie doch eigentlich eine starke und selbstbewusste Frau. Aus diesem Grund dauerte es etwas, bis sie etwas sagen konnte. Vielleicht überhaupt etwas sagte. »Manchmal komme ich hier her... um Ruhe zu finden«, begann sie und bemühte sich dabei, die vorigen Tränen aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Es tut gut, manchmal Ruhe zu finden... vor allem, wenn ich an meine Eltern denke.« Amaya wusste, dass sie Isamu nichts verheimlichen brauchte - außer vielleicht die Suche nach ihrem Bruder. Dass sie ihn nicht aufgegeben hatte und dass sie den Jashinisten nicht über den Weg traute. Sie wollte ihn nicht in Gefahr bringen. So wie ihr Bruder in Gefahr geraten war... und nun war er verschwunden. »Sie vermissen meinen Bruder schrecklich... und ich versuche, damit umzugehen... Nur ist das ziemlich schwierig. Vor allem für meine Mutter. Ich glaube, ich sehe ihm zu ähnlich.« Kein Wunder, waren sie doch Zwillinge. Die junge Frau wusste nicht wirklich, was sie noch herausbekam, ohne, dass ihre Stimme brach. Aus diesem Grund schwieg sie und zog die Beine enger an sich. Zog die Beine enger an sich und sog den regnerischen Duft ihres roten Schals ein.
Nara Isamu Mastermind of Mirage
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Mo Okt 02, 2017 12:32 am
Isamu beobachtete Amaya, wartete darauf, dass sie ihm ein Zeichen gab, das er wieder verschwinden sollte, doch sie schien ihn zu dulden. Er erkannte nichts, das darauf hinwies, dass seine Anwesenheit gerade unerwünscht war. So machte er es sich neben ihr gemütlich - soweit es das Wetter eben zuliess, denn der leicht aufgeweichte, erdige Boden unter ihm und die dicken Regentropfen, die sich von den Blättern des Baumes hin und wieder lösten machten es nicht unbedingt einfach, es sich hier bequem zu machen. Dann wartete er ab, bis Amaya ihm eine Antwort gab. Er drängte sie nicht dazu, etwas zu sagen, den er wusste, das würde nur das Gegenteil davon bewirken, was er wollte. Er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie ihm antworten würde, wenn sie es ihm den sagen wollte. Dann begann sie, erhob ihre Stimme. Sie erklärte, dass sie hierher kam um Ruhe zu finden. Er nickte leicht. Das wusste er natürlich, immerhin war es nicht das erste Mal, dass er sie hier gefunden hatte. Und während er weiter ihren Worten lauschte, bemerkte er, dass ihre Augen glänzten. Sie schienen feucht zu sein und auch wenn sie es zu vertuschen versuchte und auch wenn es derzeit regnete, so wusste er dennoch, dass dies etwas anderes zu bedeuten hatte. Sie hatte geweint, oder weinte womöglich noch immer. Aber sie wäre viel zu stolz um es offensichtlich zu tun. Er dachte darüber nach, sie darauf anzusprechen, entschied dann jedoch, das es besser wäre, dieses Thema erst einmal zu lassen. Dann kamen sie dem Grund ihres Hierseins näher. Sie erwähnte ihren verschollenen Bruder und die Tatsache, dass sich ihre Eltern, besonders ihre Mutter, sehr schwer taten, dass ihr Sohn nicht mehr hier war. Aber sie vergass Jemanden, den Isamu wusste, das auch Amaya selbst sehr damit zu kämpfen hatte. Er presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick von Amaya, liess ihn in die Ferne schweifen. "Ich glaube, nicht nur deine Eltern tun sich damit schwer und es ist auch ein natürliches Verhalten, dass man sich um Menschen sorgt, die man liebt.", er wandte sein Gesicht wieder Amaya zu, "Ist es das, weshalb du hier sitzt? Ich glaube nämlich im Moment macht sich deine Mutter nicht Sorgen um deinen Bruder sondern vielmehr um dich. Als ich vorher bei dir Zuhause war, meinte sie, sie hätte gehofft, du wärst mit mir unterwegs.", erneut kehrte Ruhe ein. Nur das leise Rauschen des Regens war zu vernehmen. Der Himmel war mit tiefen, grauen Wolken verhangen, ein Anzeichen dafür, dass der Regen sich nicht so schnell verziehen würde. Es war im Grunde genommen das perfekte Wetter um Trübsal zu blasen. "Was ist es wirklich, was dich hierher geführt hat, Amaya? Ich kenne dich inzwischen relativ gut und ich glaube, es steckt mehr dahinter.", versuchte er sich vorsichtig weiter vorzutasten. Isamu konnte gut mit Worten umgehen. Er war zwar eigentlich kein besonders guter Mensch wenns darum ging, anderen Trost zu spenden, aber er hatte ein natürliches empfinden dafür, was für Worte er auswählen musste. Meistens zumindest, das traf natürlich nicht immer auf alle Situationen zu und manchmal musste man auch Mal etwas riskieren um eine Antwort zu erhalten. Wie jetzt. Womöglich hatte er sich mit seinen Worten eben zu weit vorgewagt, aber das würde Amaya ihm signalisieren, da war er sich sicher. Immerhin wusste sie, dass er sich wirklich um sie sorgt. "Oder möchtest du lieber einfach nur hier zu zweit sitzen und dem Rauschen des Regens lauschen?", fügte er seinen vorherigen Worten noch hinzu, den auch dies war eine Möglichkeit, immerhin hatte sie erwähnt, dass sie hier einfach nur Ruhe suchte.
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Di Okt 03, 2017 11:27 am
Sollte sie es ihm sagen? Durfte sie es ihm sagen? Ihre Befürchtungen und ihre Ängste? Amaya wusste es nicht. Ja, sie hatte Angst. Angst vor der Wahrheit und irgendwie auch Angst vor seiner Reaktion. Sie hatte ja selbst Angst davor. Vor was sie tun würde. Vielleicht. Unter Umständen. Sollte sie sich diese Bürde nehmen? Sollte sie ihm erzählen, wie sehr sie diese innere Zerrissenheit manchmal aus der Bahn warf, so wie heute? Wie sie einerseits dem Dorf gegenüber loyal war, aber sie dann diese religösen Fratzen anblickte und sie nur an ihren Bruder denken konnte? Ihr Bruder, der verschollen war, als jene Fratzen aufgetaucht waren? Es war dieser Gedankengang, welchen sie nicht unterdrücken konnte. Genausowenig wie die Erinnerung, als ihre Familie den Bescheid bekam. Als sie mehr Informationen haben wollte und ein Jashinist sie bedauernd anblickte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie vertraute ihnen einfach nicht. Aber sie wollte dem Dorf vertrauen. Und dem Kaiserreich. Nur war das alles schwierig und ja... an manchen Tagen brauchte sie einfach eine Auszeit und musste die Folgen dieses Dilemmas alleine ausbaden. Vorzugsweise alleine. Denn dann sah sie niemand. Zumindest bisher war das meist so gewesen, hatte Isamu sie doch heute aufgesucht. Zu Hause war er gewesen. Hatte sich nach ihr erkundigt. Sie war nicht dagewesen. In Zukunft sollte sie demnach ihre "Auszeit" vielleicht so wählen, dass Isamu auf Missionen war. Amayas berufliches Denken erhielt nur kurz Einzug, dann sog sie hart die Luft ein. Ja, es war natürlich, dass man sich um Menschen sorgte, die man liebte. »Ist es das, weshalb du hier sitzt? Ich glaube nämlich im Moment macht sich deine Mutter nicht Sorgen um deinen Bruder sondern vielmehr um dich. Als ich vorher bei dir Zuhause war, meinte sie, sie hätte gehofft, du wärst mit mir unterwegs.« Sie liebte auch ihre Mutter und sie machte sich Sorgen um sie. Unglaubliche Sorgen. Und sie wollte ihr nicht noch mehr Sorgen aufbürden, aber die beiden hatten einfach ein schwieriges Verhältnis. Amaya wollte die Verantwortung für alles auf sich nehmen und fast professionell damit umgehen. Aber ihre Mutter machte es ihr schwer. Manchmal war sie voller Sorgen... manchmal aber auch. Amaya zog den Schal von ihrem Mund und fuhr sich mit dem Handrücken über die verräterischen Augen, damit sie nicht mehr ganz so glänzten. »Was ist es wirklich, was dich hierher geführt hat, Amaya? Ich kenne dich inzwischen relativ gut und ich glaube, es steckt mehr dahinter. Etwas in ihr fühlte sich ertappt. Etwas in ihr wollte es ihm sogleich sagen und auf Beistand hoffen, aber dieser andere Teil in ihr, wollte ihn auch davor schützen. Er sollte keine Zweifel haben. Dass er sie verpetzen würde oder dergleichen, glaubte die Dunkelhaarige eigentlich nicht. Dennoch wollte sie ihn nicht in Bedrängnis bringen. Nicht in das Dilemma, in dem sie gerade war. Die halbe Wahrheit also? Sie wusste es nicht. Aber sie musste antworten. »Ich weiß, dass sie sich Sorgen um mich macht. Ich weiß, dass es ihr nicht gut geht, seit mein Bruder verschwunden ist. Genausowenig wie es mir... damit gut geht. Ich vermisse ihn und sie vermisst ihn auch. Ich weiß, dass sie keines ihrer Kinder mehr verlieren möchte und schreckliche Angst davor hat... Also möchte ich stark für sie sein. Nur manchmal wird das zu einer zu großen Bürde.. Ich kann nicht die gesamte Trauer meiner Familie schultern.« Wobei sie es gerne würde. »Und auch wenn sie sich Sorgen um mich macht... manchmal sieht sie mich an und ich weiß, dass es sie schmerzt. Weil sie an Satoshi denkt. Wie sind Zwillinge. Wir sehen uns ähnlich - wie sollte es auch anders sein. Aus dem Grund versuchte ich ihr eigentlich immer aus dem Weg zu gehen... Ich weiß, dass es keine Lösung ist und sie vermutlich noch mehr verletzt, aber ich weiß mir einfach nicht zu helfen.« Sie schwieg und seufzte schwer. Sie wusste, dass sie mit Isamu darüber reden konnte und entsprechend viel hatte sie ihm auch verraten. Nein, sie wollte eigentlich nicht alleine an diesem Ort sitzen und dem Regen lauschen - das Wetter war nämlich wahrlich deprimierend... Allerdings würde auch Sonnenschein ihre Probleme nicht lösen.
Nara Isamu Mastermind of Mirage
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Di Okt 03, 2017 5:01 pm
Isamu hörte ihr aufmerksam zu. Sie hatte das Problem natürlich erkannt, sie war sich bewusst, dass das, was sie tat, nichts daran ändern würde. Und sie wusste auch, dass es nicht zum Wohle ihrer Mutter war, wenn sie ihr aus dem Weg ging. Sie tat es für sie, aber womöglich auch etwas für sich selbst? Das der Sohn und Bruder verschwunden ist, zog jedes einzelne Familienmitglied gleichermassen in den Strudel der Verzweiflung. Er legte ihr sanft eine Hand auf den Unterarm und schüttelte leicht den Kopf. "Amaya. Ich weiss, das du immer stark für andere sein möchtest und das bist du auch. Du bist zu einer starken und reifen Frau herangewachsen, immerhin habe ich dich auch anders gekannt.", er lächelte leicht, "Aber du musst nicht all die Sorgen deiner Familie aufbürden. Dafür ist die Familie da. Es ist ein schlimmer Verlust, das dein Bruder und ihr Sohn verschwunden ist, gleichermassen weiss man aber nicht, ob er tot ist oder noch lebt. Zumindest lautet so der Stand, den ich kenne, ist der noch aktuell?", er hielt kurz inne, "wieso also gibst du dich der ungewissen Verzweiflung hin und versuchst alles alleine zu lösen, wenn du Menschen an deiner Seite hast, die dich lieben? Es mag zum einen schwierig und unangenehm sein, dass deine Mutter in dir auch deinen Bruder sieht, aber alles hat eine Kehrseite. Vielleicht gibt ihr das auch auf die andere Art etwas Trost? Und ich bin mir sicher, zu wissen, dass sie ihre Tochter noch an ihrer Seite hat, ist der grösste Trost." Für einen Moment hielt er inne und bedachte den Himmel mit seinen bleiernen Wolken. Ob Regen oder Sonne, an der Tatsache, dass es Amaya nicht gut ging würde weder das eine noch das andere etwas ändern. Aber sie musste erkennen, dass es gleichermassen nichts brachte, wenn sie all ihren Frust und ihre Verzweiflung in sich hineinfrass. "Ich kann dir nicht versprechen, dass dein Bruder noch lebt, genau so kann dir aber auch niemand sagen, ob er wirklich tot ist. Solange ich nichts Gegenteiliges höre, gehe ich zumindest davon aus, dass er noch lebt. Wieso sollte man sich die Hoffnung bereits nehmen lassen, wenn noch gar nichts bestätigt wurde? Das wäre, als würdest du dich dem Feind ergeben, bevor du überhaupt weisst, ob er gegen dich bestehen kann.", er drückte mit seiner Hand leicht ihren Unterarm, bevor er ihn wieder frei gab. "Also. Hast du Mal versucht Informationen zu finden, wohin dein Bruder verschwunden sein könnte? Irgendwelche Spuren müssen ja vorhanden sein, die Kunst ist es nur, sie zu erkennen." er zwinkerte ihr leicht zu. Er wusste nicht, ob er ihr mit seinen Worten irgendwie halft, aber er hoffte, dass sie sich fangen würde. Trübsal zu blasen brachte weder ihr noch ihrer Familie etwas, auch wenn er natürlich verstand, dass es die Situation manchmal einfach erforderte. Das war auch der Grund, wieso er sich so langsam herantastete und ihr nicht direkt sagte, dass sie aufstehen und kämpfen sollte.
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Mi Okt 04, 2017 10:52 am
Fast musste Amaya leicht lächeln, als Isamu erwähnte, dass er sie auch anders kannte. Wie wahr. Nicht selten war sie ein kleines "Problemkind" gewesen und anfällig für jegliche Provokation auf einen Wettkampf. Nicht selten hatte man sie sich prügeln sehen und nicht selten war ihre Kleidung voller Staub und Dreck, da sie sich auf jenem Boden auch noch gewälzt hatten. Es waren eigentlich schöne und kostbare Erinnerungen. Amaya konnte von sich behaupten, dass sie wirklich eine angenehmen Jugend gehabt hatte - auch, wenn sie ein wenig wild geworden war. Gut, vielleicht auch sehr wild. Selbst die Nachbarn wollten es nicht glauben, was vielleicht auch daran lag, dass sie ein wenig konservativer waren. Der Gedanke an letztere zauberte der jungen Frau nun wirklich ein kleines Lächeln ins Gesicht. Allerdings richtete sich ihr Blick schon bald weg von der Vergangenheit auf zur Gegenwart. Denn dort schlug ihr wieder das Verschwinden ihres Bruders ins Gesicht. Ja, er war verschwunden. Ja, sie wusste nicht genau, ob er tot war oder noch lebte - natürlich sagte sie sich immer letzteres. Gleichsam war sein Verschwinden aber auch schon mehrere Monate her und Amaya kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass er sie niemals ohne irgendeine Begründung verlassen würde. Zumindest hätte er ihr irgendwie etwas mitgeteilt oder wäre wieder zurückgekommen. Ja, vermutlich wäre Satoshi dieses Risiko eingegangen. Es war alles schwierig... Ja, sie wollte sich eigentlich alles von der Seele reden, aber sie wusste nicht, wie sie das wirklich mit gutem Gewissen bewerkstelligen sollte. Manchmal war es vielleicht doch besser, alles in sich hineinzufressen. Oder? Gerne würde sie ihrer Mutter Trost spenden. Gerne würde sie all das mit ihrer Familie teilen. Aber Amaya sah ihrer Mutter an, wie sehr sie es mitgenommen hatte. Sie sah immer noch die Trauer, mit welcher die ältere Frau nicht klarzukommen schien. Wie könnte sie ihr nun mitteilen, dass sie befürchtete, dass Satoshi eine Verschwörung oder dergleichen aufgedeckt hätte und dass die Jashinisten sich um seine "Entsorgung" gekümmert haben? Eben, es hörte sich fanatisch an. Vermutlich würde sich ihre Mutter dann auch nur noch mehr Sorgen machen und so war es für Amaya wirklich unmöglich, ihre Ängste mit ihrer Mutter zu teilen. Zumal sie sie dann auch in Gefahr bringen würde. Einzig und alleine mit ihrem Vater könnte sie zumindest über all das reden - abgesehen von ihrer Theorie - und das tat sie ja auch manchmal. Dennoch staute man mehr in sich auf, als man dachte. Die Hand an ihrem Unterarm war beruhigend. Irgendwie war sie tröstend und etwas an elterlicher Nähe, welches sie sich vermutlich irgendwo von ihrer Mutter wünschte. So wie früher. Die Gespräche, die Scherze, die Fürsorge. Das alles vermisste sie schon irgendwo und in diesen Momenten war sie dankbar, dass zumindest Isamu in ihrer Nähe war. Denn wenn man ihre Eltern wegrechnete, so war er für sie wohl der Mensch, der schon am ehesten zu ihrer Familie gehörte und den sie vermutlich auch irgendwo als eine solche sah. »Also. Hast du Mal versucht Informationen zu finden, wohin dein Bruder verschwunden sein könnte? Irgendwelche Spuren müssen ja vorhanden sein, die Kunst ist es nur, sie zu erkennen.« Amayas Mundwinkel zogen sich unwillig nach unten. Sie war eine ANBU. Sie hatte entsprechende Möglichkeiten. Natürlich hatte sie es versucht. Natürlich hatte sie alles daran gesetzt, irgendein kleines Aufhängsel zu finden. »Ich mache jeden einzelnen Tag meines Lebens nichts anderes, als zu versuchen, jene Informationen zu finden. Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und horche auf alle möglichen Kleinigkeiten um mich herum. Wirklich... Ich habe bereits jeden Winkel abgesucht, aber wirklich gefunden habe ich nichts... Es ist deprimierend... Und nein, mir liegen keine Informationen über... S-Satoshis Ableben vor. Nichts Neues über sein Verschwinden. Seit Monaten.« Amaya seufzte schwer und hob zum ersten Mal ihre Hand, um sich über ihr Gesicht zu wischen. Sie versuchte wieder, ein wenig mehr Kontrolle über ihr Äußeres zu ergattern und zumindest bei ihren feuchten Augen schien es zu helfen. »Ich weiß, dass meine Familie für mich da ist. Und ich weiß, dass sie glücklich ist, dass ich noch lebe... Aber sie findet es beängstigend, dass ich den Beruf habe, den ich habe. Ich bin eine Kunoichi. Ich gehe auf Missionen und ich könnte schwer verletzt werden oder Schlimmeres - meine Güte, ich weiß, dass sie sich sorgt. Aber ich würde ihr so gerne Antworten liefern. Ja, wir haben keine Nachricht erhalten... Wir wissen nicht, ob er lebt.... oder ob er gestorben ist... Aber diese Ungewissheit macht es nicht besser. Vielleicht wäre es besser, wenn ich wüsste, ob er lebt oder ob er an jenem Tag gestorben ist - es ist schrecklich, es nicht zu wissen. Es nagt an einem. Nicht nur an mir, sondern an meiner ganzen Familie.« Die Dunkelhaarige machte eine kleine Pause und versuchte sich, zu beruhigen. Dann sah sie Isamu zum ersten Mal an. »Ich traue mich insgeheim nicht, diese Hoffnung zu haben. Ich klammere mich lediglich an sie. Und ich kann es für mich nicht verantworten, meine Sorgen meiner Familie aufzubürden. Ich weiß, dass es nicht richtig ist, aber für mich ist es das Einfachste. Ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen um mich machen, als sie es ohnehin schon tun...«
Nara Isamu Mastermind of Mirage
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Sa Okt 07, 2017 10:21 pm
Schweigend hörte er der Jüngeren zu während diese ihm erklärte, das sie durchaus nach Spuren gesucht hatte, jedoch bisher einfach keine gefunden hatte. Er presste die Lippen aufeinander. Das klang nicht gut, aber was hatte er auch anderes erwartet? Natürlich hatte Amaya wahrscheinlich schon alle Möglichkeiten erschöpft um an Informationen zu kommen, dennoch war der Nara davon überzeugt, dass es da etwas geben musste. Ein Indiz dafür, wohin ihr Bruder verschwunden sein mochte. Jedoch war es für Isamu selbst sehr schwierig bezüglich dieser Sache irgendwelche hilfreiche Dinge von sich zu geben. Im Grunde wusste sie nicht viel über Satoshi und über sein Verschwinden erst recht nicht. Er spürte auch, das Amaya ihm irgendetwas vorenthielt, aber sie schien es nicht sagen zu wollen. Aufmerksam beobachtete er sie. Sah, wie sie sich über ihr Gesicht wischte und versuchte vor ihm zu verbergen, dass sie geweint hatte. Und als sie ihn das erste Mal direkt anschaute, seid er sich zu ihr gesellt hatte, lächelte er ihr aufmunternd zu. "Wenn du deine Sorgen nicht deiner Familie aufbürden möchtest, wie wäre es denn, wenn du sie mir aufbürdest? Ich war dein Lehrer und dein Sensei, ich kann zumindest versuchen dich zu verstehen und dir zu helfen.", erklärte er freundlich. Und wie er die Worte sagte, genau so meinte er sie auch. Er war nach wie vor noch irgendwie etwas für sie verantwortlich. Zumindest in seinem Kopf. Sie war seine Schülerin gewesen und eine, die er so schnell nicht vergessen würde. Anders als bei all den anderen, die er ausgebildet hatte, hatte sich zu ihr eine Freundschaft entwickelt. "Ich habe Satoshi leider nie richtig kennenlernen können. Ich glaube, ich habe ihn immer Mal wieder an deiner Seite gesehen, aber richtig unterhalten habe ich mich nie mit ihm. Aber dennoch ist es mir auch wichtig, zu erfahren, was mit ihm geschehen ist. Nicht zuletzt um deinetwillen. Also ... Möchtest du mit mir nun über diese Sache sprechen, die du bisher für dich behalten hast?", er strich ihr vorsichtig einige Haare aus dem Gesicht, "im übrigen ist es in Ordnung wenn du weinst. Ich behalte es auch für mich, versprochen.", er wusste nämlich ganz genau, wie stolz sie sein konnte. Sie würde niemals vor anderen zugeben, geweint zu haben, aber vielleicht würde sie bei ihm ja eine Ausnahme machen? Es war wichtig, seinen Gefühlen auch Mal freien Lauf zu lassen und bei Amaya hatte er das Gefühl, dass sie es sehr gerne immer Mal wieder unterdrückte. Eine Angewohnheit, die nicht unbedingt die Beste war. Er dachte darüber nach, sie zu fragen, ob sie gemeinsam nicht irgendwo hin gehen sollten, wo es trocken war, behielt die Worte jedoch noch für sich. Es war ihr Lieblingsplatz, sie zog sich nicht umsonst genau hierher zurück. Er würde mit seiner Frage noch etwas warten, bis es ihr wieder etwas besser ging und vielleicht würde die Aussicht auf ein leckeres Essen sie wieder besser gelaunt machen? Ein Versuch wäre es zumindest wert.
Es sagen? Oder es nicht sagen? Was war einfacher und was war schwieriger? Eindeutig war es schwieriger, es weiter in sich hineinzufressen. Leichter wäre es, es einfach loszuwerden. Dann hätte sie zumindest nicht mehr alleine diese Gewissensbisse und diese Befürchtungen. Dann hätte sie jemanden, dem sie sich wirklich anvertrauen könnte. Aber gleichsam war es gefährlich. Ihrer Familie wollte sie nichts aufbürden, das hatte sie ihm lang und breit erklärt. Hatte dabei sogar gegen weitere Tränen ankämpfen müssen... aber sollte sie es ihm aufbürden? Isamu hatte Recht, wenn er sich zu ihren Freunden und Vertrauten zählte. Vielleicht war er gar so etwas wie ihr bester Freund geworden... Aber hieße das, dass sie ihm ihre Albträume wie auf dem Silbertablett präsentieren und dann erwarten konnte, dass es ihm nicht ähnlich erging wie Satoshi? Sie vermutete ja nur. Sie wusste nicht. Sie behielt alles für sich. Sie tat es, um ihre Umwelt zu schützen. Was, wenn aber nichts daran wäre? Amaya wusste, dass Isamu ihre Gedanken ernstnehmen und sie nicht hinunterspielen würde. Sie wusste auch, dass sie ihm definitiv vertrauen konnte. Aber sie hatte Angst vor den Folgen - nur was wären diese Folgen, wenn sie es nicht erwähnte? Ohnehin hatte der Nara bereits etwas bemerkt. Etwas, was sie in sich geschabt hatte und nicht wieder preisgeben wollte. Etwas, vor was sie einen Vorhang hängen wollte, damit auch niemand es auch nur anblicken konnte. Zu aufmerksam war er. Zu gut kannte er sie. Drängen würde er sie nicht. Es war ein freundschaftliches Angebot. Ein schwieriges Angebot. Amaya spürte die trotz des kalten Regens warme Hand an ihrer Wange. Fürsorglich strich sie ein paar der nassen Strähnen aus ihrem Gesicht. »...Ich habe Angst, dass mehr dahinter steckt...«, kam es leise aus ihr hervor. Der erste Schritt war getan. Amaya blickte zur Seite, faltete die Hände ineinander und versuchte, sich zu überwinden. »... Satoshi ist zu einem bestimmten Zeitpunkt verschwunden... an welchem sich etwas Bestimmtes geändert hat.« Mit Absicht formulierte es die junge Frau wage, obgleich sie wusste, dass Isamu sie verstehen würde. Er wusste schließlich, seit wann ihr Bruder vermisst wurde und wann sich etwas "Bestimmtes" zu eben jenem Zeitpunkt geändert hatte. Namentlich der Einzug des Jashinismus in den Alltag. Dabei wollte sie die Wahrheit gar nicht vor ihm verschleiern - nein, selbst an diesem Ort wollte sie einfach nicht so dumm sein, alles geradewegs heraus zu plärren, was sie befürchtete. Manchmal hatten nämlich auch Bäume Ohren. »...Ich habe eins und eins zusammengezählt... Das war das logische Ergebnis...« Amaya biss sich auf die Lippen und kurz flackerte in ihren Augen eine tiefe Abneigung auf, ehe der Funken wieder erlosch. Nein, nicht hier.
Nara Isamu Mastermind of Mirage
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse Sa Okt 14, 2017 1:47 pm
Er verstand Amaya gut, sie wollte es ihm nicht sagen. Das mochte verschiedene Gründe haben, die er bloss ansatzweise erraten konnte, dennoch verstand er, dass sie es nicht sagen wollte. Sie rang mit sich selbst und das sah er ihr auch deutlich an. Sie versuchte es zwar, vor ihm zu verbergen, aber solche Kleinigkeiten blieben vor seinen aufmerksamen Augen fast nie verborgen. Er beobachtete sie, während sie sprach, den schlussendlich begann sie dennoch, ihre Gedanken mit ihm zu teilen. Zumindest stückchenweise und vor allem eher verschlüsselt. Isamu jedoch verstand es, was sie ihm sagen wollte, oder zumindest ging er davon aus, dass er es verstand. Er erkannte in ihren Worten die Andeutung, dass das Verschwinden ihres Bruders irgendetwas mit den Jashinisten zutun haben musste, denn es geschah etwa zur gleichen Zeit, als diese Einzug in Konoha gehalten hatten. Eine Sache, die Isamu tatsächlich nie wirklich bedacht hatte. Zwar hatte ihn das Verschwinden Amayas Bruder durchaus beschäftigt, aber er hatte nie so genau über Details nachgedacht, da er ja auch nicht allzu viele Details kannte. Nun aber begann Amaya eben diese Details mit ihm zu teilen. Sie sprach wohl mit Absicht nicht offen, den es war inzwischen zum Alltag geworden, dass man ab und an in Konoha einen Jashinisten traf. Sollten diese von Amayas Vermutungen hören, würde das sie und ihre gesamte Familie in Gefahr bringen. Er verstand also durchaus, wieso sie so vorsichtig war. Viel war es jedoch nicht, das sie ihm in diesem Moment anvertraute. "Hmm.", machte er dann und nickte leicht, "Verstehe. Ich mache dir einen Vorschlag, Amaya.", sagte er dann, "Wie wäre es, wenn wir diese Unterhaltung zu einem späteren Zeitpunkt fortführen und du und ich nun an einen etwas ... Trockeneren Ort gehen? Ich lade dich zum Essen ein. Du wärmst dich mit einem heissen Tee auf und zeigst deiner Mutter, dass sie sich keine Sorgen um dich machen muss, weil sie dich mittlerweile schon vermisst.", er wollte das Thema mitnichten einfach abhaken, aber hier draussen konnten sie nicht einfach so über diese Dinge sprechen. Isamu wusste, dass Amaya das hier auch niemals tun würde. "Wenn du möchtest, kannst du etwas später mich besuchen kommen und wir reden weiter. Dieser Ort hier mag zwar eigentlich ganz nett sein, aber der Regen hat die Gewohnheit jeden Platz draussen irgendwie ungemütlich werden zu lassen.", er versuchte sie mit diesen Worten offensichtlich auf aufzumuntern, auch wenn er wusste, dass es wahrscheinlich nicht gross etwas half, so wollte er es zumindest versucht haben.
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Thema: Re: [Amaya & Isamu] Kleine Geheimnisse So Okt 15, 2017 11:15 am
Amaya war dankbar dafür, dass sie Isamu ihren Freund und früheren Lehrmeister nennen durfte. Sie war dankbar dafür, dass er ihre Zurückhaltung verstand und auf diese einging - sowie auch generell für seine ruhige Art, die Dinge anzugehen. Letztere war es wohl, weshalb sie selbst sich auch hinfort entwickelt hatte von diesem impulsiven kleinen Mädchen, das sie einmal gewesen war. Etwas, was vermutlich niemand jemals für möglich gehalten hätte - sicherlich hatte Isamu daran einen großen Anteil. Nun allerdings bestand sein großer Anteil daran, ihr endlich so etwas wie Freiheit zu geben. Weil sie ihre Befürchtungen geteilt hatte und sie mit eben diesen nicht mehr alleine war. Sicherlich, es waren nur wenige Worte ihrerseits gewesen, die zusätzlich sehr kryptisch scheinen mochten, doch sie hatte endlich ihre Gedanken bezüglich ihres Bruders loswerden können. Zudem nicht bei einem ANBU, der sie entdeckt hatte, sondern bei Isamu selbst. Ihrem Freund und früheren Lehrmeister. Dieses Wissen legte sich einer Absolution gleich wie Balsam auf ihre Seele. Sicherlich würde sie nach wie vor Probleme haben, aber zumindest war sie nicht mehr alleine. Das einzige Problem bestand allerdings darin, dass sie Isamu wohl noch mehr verraten müsste, damit dieser wirklich verstand, wie sehr sie ihrer Umgebung teilweise nicht mehr vertraute. Mehr verraten hieß eine größere Gefahr und nun wusste sie wirklich nicht, ob sie ihn dieses gefährliche Spielfeld betreten lassen sollte. Andererseits gab es jedoch auch kein Zurück mehr. Kurz darauf schlug Isamu auch schon vor, den Ort zu wechseln, was sicherlich keine schlechte Entscheidung war. Auf ihre Worte ging er mehr oder weniger nicht ein - auch etwas, was ihrer Ansicht nach keine schlechte Entscheidung war und etwas, was sie durchaus begrüßte. Eine Einladung zum Essen und die Tatsache, dass sie wohl oder übel einmal zu Hause vorbeischauen sollte, folgten ebenfalls - und ja, tatsächlich sollte sie eben dies vermutlich tun. »Ein Essen klingt gut...«, antwortete sie daher zunächst und sie bemühte sich um ein leichtes, wenn auch kleines, Lächeln. Es gelang. »Und ja... Der Regen unter dem kleinen Blätterdach ist doch wirklich viel zu laut für eine Unterhaltung.« Was so viel hieß, dass sie ihm Recht gab und es tatsächlich besser war, die Unterhaltung an einem anderen Ort fortzusetzen. Der Regen war zu laut. Man konnte sich nicht verstehen. Ergo es war besser, überhaupt nichts zu sagen, ehe man nciht in sichereren Gefilden war.