Tamashii no Utsuri
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Tamashii no Utsuri

Ein RPG in der Welt der Shinobi
 
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 Des Kaisers Würde [Gasthaus]

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Kuroreiki Masao

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BeitragThema: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSa Mai 13, 2017 8:03 pm

Des Kaisers Würde [Gasthaus] Gallery_AmericanBistro

Ein durchaus geräumiges Gasthaus, welches für das Volk der Haupststadt gestiftet wurde. Im Gegensatz zur manchen Bars ist es zwar etwas teurer, doch macht es diesen Umstand mit gutem Essen und einer schönen Atmosphäre wieder wett. Oft wird dieses Gasthaus auch von Shugonin Juunishi verwendet, da es einen eigenen Hinterraum hat, der unauffällig in das Haus eingegliedert ist.
Um hier eine Anstellung zu bekommen, muss man außerdem dem Kaiser treu ergeben sein. Alle hier angestellten kommen somit aus dem Kaiser treuen Familien.
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Kuroreiki Masao

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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSa Mai 13, 2017 8:24 pm

cf: [Hakkin] Haupttor der Stadt

Zunächst hatten sie sich einfach auf eine Bank gesetzt, was seinen Beinen eine willkommene Abwechslung gewesen war. Ebenso musste er den Kontrolleur nicht die ganze Zeit anschauen oder auf seine Füße spicken - wie jenes erwischte Kind. Es war ihm peinlich, dieses Auftreten in der Öffentlichkeit. Es war ihm peinlich, wenn er darüber nachdachte und zu jedem Zeitpunkt des Gesprächs wäre er am liebsten im Boden versunken. Da die Bank dann auch noch am Rande des Platzes am Haupttor stand, war sie umso willkommener. Sie waren nicht im Zentrum des Volkes, sondern konnten sich ganz bequem unterhalten, ohne von anderen gestört zu werden. Nur ab und an waren Blicke zu erkennen, vermutlich hätte man sie für Vater und Sohn halten können. Wobei, nein. Die Gesichtszüge des jungen Mannes waren dafür viel zu makellos. Allerdings legte letzterer dann schon wieder los und wollte über seinen Chef Bescheid wissen - beziehungsweise verlangte er, dass er eben diesen kontaktierte. Fast hätte er schadenfroh aufgelacht. Wenn er sich nämlich nun nicht mehr aufs Stehen konzentrieren musste, kam ihm so der Gedanke, dass Gänseblümchen den Chef sicherlich schon erreicht hatte. Was hieße, dass sein Himmelfahrtskommando vermutlich schon auf dem Weg war. Ja, das war durchaus möglich, hatte der Chef doch besonderes Interesse daran, diese Abschrift zu ergattern. Immerhin gab es nicht viel von Wissen in Sachen Giften oder Kräuterkunde, was er sich noch nicht einverleibt hatte. Hach, er wünschte, er könne das auch von sich selbst behaupten.
So wurden ihm also auf der Bank weitere Fragen gestellt: Den Ausweis. Ob der Chef ihn gut behandle. Ob er gezwungen würde. Ob man ihn erpresse - er könnte ihm hier Schutz bieten. Nein. vermutlich nicht. Und ja, er hatte einen Ausweis, machte sich sogleich daran, wortlos nach ihm zu suchen. Bei den Bewegungen wirkte er fahl und monoton, fast wie eine Puppe. Als ob man ihm die Lebensenergie ausgesaugt hätte. Dabei war er einfach nicht mehr der Jüngste, hatte noch nie so viel vertragen können. Und würde er ehrlich antworten: Nein, der Chef behandelte ihn auf den ersten Blick nicht richtig gut und ja, sie alle hatten Angst, unter seine Furien zu geraten oder sich eine wortwörtliche Strafpredigt anhören zu müssen. Aber ebenfalls nein: Er brauchte keinen Schutz. Er mochte die anderen Assistenten, sie akzeptierten ihn immerhin. Seufzend hatte er den Ausweis in seiner Tasche gefunden - mit diesem schrecklichen Bild. Er wusste noch genau, damals... Als er sich bei Nacht und Nebel in der Schublade seiner Großmutter vergriffen hatte und dann auch nicht rechtzeitig in die Kamera geblickt hatte. Und irgendwie hatte er statt Kontaktlinsen diese dumme Brille getragen. Ja, er schämte sich dafür und doch spiegelte es seine Person wieder. Ehe er den Ausweis jedoch überreichen konnte, wurde er erneut am Arm gepackt. Wie auch zuvor, stieß er einen erbarmungswürdigen Laut aus... und dann... dann war er hier gelandet. Auf dem Weg zum Gasthaus versuchte er weiterhin mögliche Fragen zu beantworten, den Verdacht vom Chef abzulenken - und machte dabei doch eine umso armseeligere Figur. »W-W-Wie kommen s-sie darauf, dass ich schlecht behandelt... w-werde. I-Ich bin mein eigener Herr und Meister... J-Jawohl...« Er versuchte tatsächlich überzeugend zu klingen. »A-Außerdem d-d-davon... lässt sich der Chef... n-nicht so leicht aufhalten... Ähm, also... auch, wenn er nicht gut... mit Menschen reden kann und eher... schüchtern ist... er... ist sehr... sehr zielstrebig.« Hoffentlich würde der Chef nie erfahren, was er so von sich gäbe.
Allerdings kam er nicht wirklich dazu, darüber zu sinnieren, denn in diesem Moment hatten sie schließlich das große Gasthaus erreicht. Sobald die Tür geöffnet wurde, ertönte von drinnen reger Verkehr - was kein Wunder war, immerhin war es dort im Gegensatz zu draußen angenehm warm. Eine Menschentraube nach der anderen saß an dem ein oder anderen Tisch. Die einen unterhielten sich, die anderen aßen bereits leckere Gerichte - Gerichte, bei welchem ihm sichtlich das Wasser im Mund zusammenlief, hatte er innerhalb der letzten Tage doch erschreckend wenig gegessen und seine gesamte Konzentration auf die Abschrift gesteckt. Da fiel ihm ein: der junge Mann hatte mit diesem einen Blick in das Buch gestarrt, den er ab und an auch beim Chef gesehen hatte. Diese Befriedigung, Wissen vor sich zu haben. Merkwürdigerweise verhielt er sich aber deutlich netter als der Chef und irgendwie hatte sein Inneres diese Beobachtung wohl aufgrund der Nichtzurechnungsfähigkeit aus seinem Bewusstsein verdrängt. So oder so musste es wohl gewesen sein. Nur stellte sich ihm jetzt die Frage: Waren sich diese zwei Persönlichkeiten etwa ähnlich? Schreckhaft zuckte er zusammen: Hatte er hier etwa eine jüngere Version seines Meisters vor sich und würde nun... Oh bei allen Göttern: Sie gingen in die Richtung eines Hinterzimmers, oder? Das war es. Hier würde man ihn mit Sicherheit foltern und er würde... Man stehe ihm bei!
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSa Mai 13, 2017 9:21 pm

cf - [Hakkin] Haupttor der Stadt

Während dem Weg zum Gasthaus hatte Azusa sich die Zeit genommen um ihm den Ausweis aus der Hand zu schnappen. Wirklich drauf schauen tat er aber erst, nachdem sie das Gasthaus betreten hatten. Den Arm hatte er auch noch fest im Griff. Nicht das er Angst hätte, der Mann würde ihm weglaufen. Dazu war er zu fertig und selbst wenn nicht, dann war sich Azusa immer noch sicher, der Schnellere von Beiden zu sein. Er hielt ihn fest, gerade weil er so müde war. In gewisser Weise, damit er sich schneller bewegte und mit dem Weißhaarigen mithielt. Der war auf den Okobo recht flott unterwegs, das sollte man gar nicht meinen, denn so niedrig waren die Schuhe nun wirklich nicht. Azusa zog den Herren hinter sich ins Gasthaus und wurde prompt mit der dort üblichen Atmosphäre gegrüßt. Eine angenehmes Stimmengewirr, Kunden die ihren eigenen Tätigkeiten nachgingen und ein freundlicher Angestellter hinter der Bar nickte ihm zu. Man kannte den Shugonin Juunishi hier immerhin. Oft war er um Bücher zu lesen hier, auch aber um lediglich das gute Essen und die Gesellschaft zu genießen. Am liebsten war ihm eine hochgewachsenen Frau mittleren Alters – Yue – denn die war eine leidenschaftliche Rednerin. Das passte besonders gut, weil Azusa lieber zuhörte als selbst Geschichten zu erläutern und einsam zuhause herumsitzen wollte er auch nicht jeden Tag. Dem Mann hinter der Bar widmete er ein grüßendes Lächeln, kaum breiter, als das neutrale, welches sonst auf seinen Lippen Platz fand. Es hielt allerdings auch nicht lange an, weil er sich prompt wieder seiner Aufgabe gewidmet hatte und den Toxikologen in Richtung Hinterzimmer schleppte. Es war der perfekte Ort um eine private Konversation zu halten. Während er dorthin schlenderte, nahm er sich die Zeit um endlich den Ausweis aufzuklappen. Was er sah, überraschte ihn mehr, als es eigentlich sollte. Der Toxikologe – der auf dem Bild deutlich verwirrt zu sein schien – trug eine kugelrunde Brille, die ihm kein bisschen schmeichelte und urkomisch wirkte. Auf Azusa auf jeden Fall und das war noch bevor er das rosafarbene Kleid erspähte. War es ein Kleid? War es nur ein Oberteil? Was auch immer es war – das konnte doch unmöglich der Mann hinter ihm sein. Ja, er hätte eher auf eine alte Frau getippt, als auf alles andere aber das Gesicht war das Gleiche und seine Theorie, es wäre eine vollkommen andere Person, flog aus dem Fenster. Azusa blieb abrupt stehen und schlug sich die Hand vor den Mund. Es war jedoch zu spät, weil er bereits angefangen hatte zu lachen. Nicht laut und aufdringlich, es war leise. Aber es war da und es tat sich unglaublich schwer damit, abzuebben. Er öffnete die Tür zum Hinterzimmer und drückte den Toxikologen dort rein. Währenddessen wischte er sich Tränen vom Gesicht, die mehr als genug Zeichen für seine starke Belustigung waren. So sehr hatte er schon lange nicht mehr gelacht. Es machte ihn stutzig – so lustig war es dann doch auch nicht. Sollte man meinen, denn Azusa lachte auch noch als er selbst den Raum betrat und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Erneut rieb er sich die Augen um den Ausweis besser erkennen zu können. An sich konnte er nichts ungewöhnliches finden. Außer dem Bild, verstand sich. Dann las er einen, für ihn wichtigen, Fakt. Mister Toxikologe stammte aus einer Shinobifamilie. Das machte Sinn, wenn Azusa es auch kurios fand, dass er selbst keiner war. Normalerweise wurde so etwas in der Familie ja weiter geführt. Normalerweise. An ihm war aber nichts normal und so machte es dann, erneut, etwas Sinn. Der Weißhaarige räusperte sich und klappte den Ausweis zu. Der Lachanfall war fürs erste überstanden, das einzige, dass noch davon sprach, waren seine schweren Atemzüge. Auch die waren nach kürzester Zeit verklungen und das Hinterzimmer versank in Stille. Mit einem breiten Lächeln, welches dieses Mal sogar seine Augen erreichte, gab er Mister Toxikologe den Ausweis zurück.
Ihr Meister ist also eine „schüchterne“ Person? Schüchtern und zielstrebig. Außerdem mag er es nicht, wenn über ihn geredet wird. Ein sehr spezieller Mensch, nicht wahr? Was aber meinen Sie, mit er lässt sich nicht aufhalten? Erzählen Sie mir mehr.
Vielleicht hatte Azusa mehr Glück dabei weniger direkt nach Sachen zu fragen. Bis jetzt hatte der Mann nämlich immer gerne näheres über die Person des Meisters erläutert. Und wenn dieser irgendwann hier auftauchen würde, dann wäre es auch hilfreich mehr zu wissen. Wobei er auch die kleinsten Informationen, wenn nötig, dazu benutzen konnte, dem Gericht einen Fall vorzuschlagen.
Zum Beispiel, was sind seine Hobbies. Ist er verheiratet, hat er Kinder?
Azusa verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich entspannt an die Wand neben der Tür.
Sind Sie sich übrigens sicher, dass Sie nichts tun wollen? Oder aber-
Realisation machten sich in ihm breit, wie ein Blitz und zog er augenblicklich die Augen zu Schlitzen. Die Freundlichkeit, mit der er sich vorher solche Mühe gegeben hatte, war verflogen und ließ nur noch einen eindringlichen Blick zurück. Lächeln tat er zwar immer noch, aber sein Mundwinkel hatte gefährlich gezuckt.
Ist anzunehmen, dass er längst Bescheid weiß? Von einer zweiten Person?
Er stieß sich mit dem Fuß von der Wand ab und trat weiter in den Raum, näher auf den Toxikologen zu. Dabei war es ihm egal, ob er den Mann einige Schritte nach hinten drängte – Antworten waren ihm wichtiger.
Wieso wird beim simplen abpausen eines Buches eine zweite Person benötigt? Weil etwas schief gehen könnte? Wenn ja dann was? Ist es, was Ihnen gerade mit mir widerfährt?
Die Neugier war geschürt und die Verwirrung gewachsen. So aufdringlich war Azusa sein ganzes Leben noch nie gewesen. Normalerweise war er ein stolzer Verteidiger von Privatsphäre. Jeder hatte die verdient. Normalerweise. Nicht der Fall bei diesem, immer verdächtiger werdenden, Toxikologen.
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Kuroreiki Masao

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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSa Mai 13, 2017 10:35 pm

Er wurde ausgelacht. Auch, wenn sein lieber Kontrolleur die Hand vor den Mund schlug, es versuchte, zu unterdrücken. Er wusste genau, dass er ausgelacht wurde, denn so reagierte wohl jeder auf sein Bild. Das Bild, welches dort in dem Ausweis rahmte und für das er sich schämte. Ein Bild, welches er am liebsten verbrennen würde, machte es doch tatsächlich die Ähnlichkeit zu seiner Großmutter sichtbar. Genau genommen hätte es wirklich auch ein Bild von ihr sein können mit ihrer Lieblingsbluse. Fast zitternd strich sich der Assistent durch sein frühzeitig komplett ergrautes Haar und blickte voller Scham auf den Boden. Vermutlich konnte man den jungen Mann neben ihm nicht so leicht zum Lachen bringen. Das war eigentlich schade, denn sein Lachen klang wirklich schön - selbst, wenn er es unterdrückte. Andererseits gab es ihm auch zu denken, dass sein Gesprächspartner überhaupt lachte und das bestätigte ihn mal wieder darin, dass er sein Bild irgendwo vernichten musste. Als auch den Ausweis. Aber das war strafbar und er glaubte kaum, dass er es sich trauen würde, seinen Chef danach zu fragen, ob er denn jemanden kennen würde, der darauf spezialisiert war. Mit Sicherheit tat Kuroreiki Masao dies, denn sein Großteil seines Wesens basierte auf Neugierde, Information und Wissen. Allerdings war es so eine Sache, das Wort an den »Herrn und Meister« zu richten. Genau genommen tat man das am Besten und ihn um Hilfe bitten war sozusagen so etwas wie Gotteslästerung. Der Assistent seufzte schwer, während er in das hintere Kämmerchen geschoben wurde. Im Grunde genommen war es in den Augen mancher Assistenten gar Gotteslästerung, denn sie hatten eine Hühnerkirche gegründet und ihn ohne seines Wissens zum Vorsitzenden ernannt. Sie liebten Hühner. Er selbst wusste nicht warum, aber der Gedanke an seine Kameraden minderte zumindest das verlorene Gefühl, welches sich da in seiner Magengegend gebildet hatte.
Nachdem der weißhaarige junge Mann also seinen Lachanfall überstanden hatte, nahm der Assistent dankbar seinen Ausweis entgegen. Mit geübter Sorgfalt versteckte er dann die Papiere in seiner Ausrüstungstasche. Es war kein Wunder gewesen, dass er so lange danach suchen musste, waren sie doch ganz unten in einer separat eingenähten Innentasche. Genäht von seiner Großmutter, die sich immer sehr um ihn sorgte und welche er auch ab und an finanziell unterstützte. Alt war sie geworden... eigentlich müsste er sie mal wieder besuchen. Die plötzliche und direkte Frage riss ihn aus den Gedanken und er stolperte zurück, fiel allerdings zum Glück auf einen der hölzernen Stühle, die sich im Hinterzimmer befanden. Erleichtert wischte er sich den Schweiß von der Stirn, denn der Fall hätte ganz anders enden können. Andererseits... er war ja- Wie war das? Der Assistent machte aufgrund der Wortwahl des jungen Mannes kugelrunde, große Augen, die ihn fast wie die eines kleinen Katzenjungen anstarrten. Nur ganz langsam wurden sie feucht und wirkten irgendwie eine Spur "nass". Schüchtern. Stimmt, das hatte er gesagt. Das klang vollkommen bescheiden in seinen Augen, aber was wollte man in einer Situation wie dieser unternehmen. Zudem... die nächste Frage ließ sogar ihn fast losprusten. »K-K-K-Kinder... v-v-v-verheiratet...!« In Ordnung, was hieß fast. Er hielt sich den Bauch und begann lauthals zu Lachen. Nicht aus Belustigung, sondern vielmehr aus Panik und Unglauben in Bezug auf die Vorstellung, welche sich da gerade in seinem Köpflein einnistete. Nein, er konnte sich absolut nicht vorstellen, dass sein Chef irgendwann einmal Kinder haben sollte oder überhaupt einmal irgendeine Beziehung. Das passte nicht in seine Person. Und wenn doch... er stellte sich diese Frau sehr böse vor und irgendwie war sie dieser Vorstellung eine weibliche Abwandlung seines Herrn und Meisters. Das jagte ihm noch mehr Angst ein und sein Gesicht nahm eine kreidebleiche Farbe an. »H-Haha....« Er stotterte sogar beim Lachen. »N-Nein... Ha... N-Nein... nicht ver... ver... verheiratet. Er ist.... nicht... d-d-die Art v-von Me-... nsch. Nicht die Art v-von Mensch. I-Ihn interessiert d-d-doch nur seine F-F-Forschung...!« Ohje, er war abgelenkt und verplapperte sich hier voll und ganz. Eigentlich wollte er gar nichts erzählen, aber er hatte gerade so schön Fahrt aufgenommen. »K-Keiner v-von uns... kann sich j-jemals vorstellen, dass er... einmal... K-K-Kinder..! N-Nein,... niemals....« Er musste Luft holen, wobei er sich den Bauch hielt und versuchte, sich selbst zu beruhigen. »E-Er lebt von seiner.... F-Forschung... E-E-Er liebt W-W-W-Wissen, w-wenn er... ü-überhaupt... e-e-etwas lieben k-kan-- IEK!«
Unter dem plötzlichen "Stimmungswechsel" des jungen Mannes stieß der Assistent eine Reihe von erschrockenen Lauten auf, duckte sich sogleich in seinem Stuhl und hielt die Hände schützend vor sein Gesicht. Diese gelben, bohrenden Augen machten ihm Angst. Denn das Lächeln erreichte sie wieder nicht. Die Freundlichkeit, die ab und an aufgeblitzt war - jedenfalls glaubte er das - war vollkommen verschwunden. Er fühlte sich eingeengt, was auch Folge daraus war, dass er weiter nach hinten gedrängt wurde. Immer weiter in den Stuhl drückte er sich, hoffte, nicht umzufallen. Wobei es vielleicht einfacher wäre, sich das Genick zu brechen...? Er schluckte. Eine zweite Person. Hilfe. Rettung. Der Assistent versuchte sich mental zu beruhigen, aber jedes der gesprochenen Worte war wie eine Pfeilspitze in seinen Unterleib. Das Beste daraus machen. Er musste das Beste daraus machen. »E-E-Es ist n-n-nicht so wie Sie... d-denken!«, piepste er wieder. Das stimmte sogar, denn in Wirklichkeit war Gänseblümchen wirklich nur mitbekommen, um weitere Informationen aufzuschnappen und zu schauen, was hier so los war. Oder vielmehr auch als sein Aufpasser, da der Chef genau um seine... Verlegenheit wusste. Ohje, nun fühlte er sich noch erbärmlicher und erbarmungswürdiger. Aber konnte er Erbarmen von einer Person wie die, die vor ihm stand, erwarten? Der Assistent atmete tief durch. »E-E-Er k-könnte es w-wissen... I-Ich meine... I-Ich sollte... j-j-ja längst z-zürück sein....!« Der Gang vom Tor durch die Innenstadt hatte wirklich etwas gedauert. Vielleicht kaufte man es ihm ja ab? Es war zumindest ein kleiner Silberstreifen am Horizont. Ein silberner Faden, an welchem er sich festklammern konnte. »U-U-Und... j-j-ja... M-Menschen wie Sie... m-m-machen mich... s-s-sehr ner... nervös....! B-B-Bitte... T-Tun Sie mir n-n-nichts...!«

In einem anderen Teil der Stadt, oder vielmehr ihrer Ausläufer, machte Kuroreiki Masao gerade Halt und blickte hinauf auf das Tor. Seine Augen verengten sich zu missmutigen kleinen Schlitzen, während die goldgelben Pupillen, die dem Kontrolleur des Assistenten ungeahnt ähnlich waren, die Lage musterten. Am Tor standen ein paar Wachen, hier und da bot man seine Dienste an... und natürlich gab es auch hier und da Leute, welche ihn neugierig musterten. Es war kein Wunder. Jemand wie er musste ja Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es lag in seiner Natur. Im Wesen, als auch in seiner Ausstrahlung. Vermutlich wirkte er pedantisch gesprochen auf die Meisten, wie ein Clown, der den Zirkus verfehlt hatte: Masao trug seine normale Kleidung aka einen schwarzen Kimono, darunter ein weißes Unterteil, das heraus linste und über beidem nochmals den weißen Haori. Es war ein Schwarz und Weiß, was sich in seinem Gesicht fortsetzte, das von einer Maske überzogen war. Wie Schminke sah es aus - ein geschminkter Mann. Hinzu kam noch eine Art Hut, welchen er trug. Vermutlich würden ihn mehr Menschen anschauen, würde er nicht diesen schlichten seiner Hüte tragen. Immerhin war er in Eile gewesen, denn wenn jemand wie dieser Assistent mal gefasst wurde... Hach, vermutlich würde er nicht lange einem dieser Verhöre standhalten. Genervt rollte Masao seine Augenbrauen und schritt in die Stadt hinein. Dabei wandte er sich an Gänseblümchen. »Hier?« Gänseblümchen nickte eifrig. »G-G-Genau hier, ist es gewesen! Da vorne standen sie, aber ich weiß nicht, w--« Masao machte eine wegwerfende Handbewegung, was so viel hieß, dass der Assistent ihn nicht weiter mit seinem dummen Geschwafel belästigen sollte. Seine Augen suchten die Umgebung ab und die Räder in seinem Kopf kamen ins Rollen, schalteten den Denkapparat ... ein wenig höher. Nicht auf Hochtouren. Genau genommen war es eigentlich gar nicht so schwer. Ein Shugonin Juunishi würde den Kerl zu einem Ort bringen, wo er ihn in aller Ruhe ausfragen konnte. Folglich sollte es ein dem Kaiser treuer Ort sein. Es war ein Anfang.
Masao legte seinen Kopf schief, woraufhin sein Genick einen deutlichen Knack machte und ein paar Menschen in seiner Umgebung ihn fassungslos anstarrten, nachdem sie zusammengezuckt waren. Dem Forscher wars egal.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 12:44 pm

Es dauerte nicht lange, da fing der Toxikologe urplötzlich an zu lachen. Seine Augen waren feucht und er hielt sich panisch den Bauch. Panisch war auch das Lachen und Azusa hob zwei sehr überraschte Augenbrauen. Er hatte doch nur zusammengefasst, was ihm gesagt wurde. Oder waren das auch alles Lügen gewesen? Diese Reaktion zeigte ihm auf jeden Fall das, nein, der Chef keine Frau hatte und, nein, auch keine Kinder, noch bevor der Mann sich überhaupt zu erklären begann. So weit, so gut. Interessant war zu hören, dass er sich nur für seine Forschung interessierte. Er ging also einer Forschung nach. Sobald die Worte aus dem Mund des Toxikologen gerutscht waren, begann er es sichtlich zu bereuen. Aufhören konnte er aber nicht mehr, denn er fuhr einfach weiter fort. Nicht das Azusa sich beschweren würde, umso mehr Info, desto besser. Auch stimmte es ihn zufrieden, dass der Wechsel seiner Taktik Wirkung gezeigt hatte und das Gespräch einen Schritt weiter beförderte. Das hatte auch lange genug gedauert. Was Azusa bis jetzt also an Informationen sammeln konnte, war das der Chef doch nicht so schüchtern war, es sich bei ihm höchstwahrscheinlich um einen Shinobi handelte und er in irgendeine Art von Forschung verwickelt war. Was das bloß sein konnte, dachte er amüsiert und voller Sarkasmus, als sein Blick zurück auf das Buch in seinen Händen glitt. Gift. Seine Hand wich zu dem Beutel, den er sich um den Gürtel gebunden hatte und er öffnete ihn um das Buch dort erst einmal rein zuschieben. Die ganze Zeit wollte er es nun wirklich nicht in der Hand behalten. Dort verstaut zog er den Beutel wieder zu und rückte ihn ein wenig weiter in den Schutz seiner Kapuzenjacke. Nachdem er sich von der Wand abgestoßen hatte, waren eine Reihe an erschrockenen Lauten zu hören. Das hielt ihn keinesfalls davon ab, genau wie gehabt weiter zu machen. Der arme Mann duckte sich und drückte sich weiter in den Schutz des Stuhls. Sogar die Hände hob er sich abwehrend vors Gesicht. Was dachte er, was Azusa vor hatte? Klar, Gewalt war er weder abgelehnt, noch sonderlich erpicht darauf, solche Maßnahmen zu verwenden. Schon gar nicht hier, da der Toxikologe doch wirklich nicht gefährlich zu sein schien. Außerdem würde es ihn brechen – körperliche Gewalt. Er war ja schon durch die Befragung völlig am Ende angelangt. Außerdem hatte Azusa inzwischen einen kleinen Gefallen an der Person des Mannes gefunden. Er war einfach viel zu... anders. Eine Rarität. Es machte ihn neugierig zu erforschen, wie er sich in sonstigen Situationen so benahm. Das wäre vielleicht aber ein wenig gemein und das Recht einen Menschen für Sachen der Neugier und Forschung zu verwenden, hatte er ohnehin nicht. Azusa runzelte kaum merklich die Stirn. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Er schüttelte sich den Gedanken aus dem Kopf und legte beide Hände auf die Armlehnen des Stuhls. So sah er auf den Mann herab, der sich weiterhin duckte, wie ein geschlagenes Tier. Azusas Körperhaltung machte das Ganze bestimmt auch nicht besser, so wie er sich über ihn beugte, die Augen starr auf seine Person konzentriert und ein schauriges Lächeln auf den Lippen. Ihm selbst fiel das gar nicht so auf und er schätzte völlig falsch ein, wie bedrohlich er doch durchaus auf solch nervöse Menschen wirken konnte. Apropos nervöse Menschen – Mister Toxikologe versuchte sich schon wieder raus zu reden und versicherte, es wäre keinesfalls so, wie der Taira es sich dachte. Den Worten schenkte er nur wenig Glauben – wenn auch wirklich ein Wenig vorhanden war, denn es gab zu viele Möglichkeiten, die nicht ausgeschlossen werden sollten.
»E-E-Er k-könnte es w-wissen... I-Ich meine... I-Ich sollte... j-j-ja längst z-zürück sein....!« Stotterte er und Azusa legte den Kopf schräg. Das machte Sinn, wenn es denn die Wahrheit war. Aber könnte war nicht genug, er musste es wissen, denn wenn nicht, dann löse sich diese Geschichte hier noch viel länger nicht auf, als es dem Weißhaarigen lieb war. Und er fand es immer noch seltsam, dass er nicht mal eine Taube entsenden wollte. Folglich boten sich zwei Szenarien an. Das Erste: Der Chef würde wirklich nur etwas merken, weil sein Untergebener schon viel zu lange fort war und kam ihn suchen. Ein simples Szenario. Das Zweite: Der Chef bekäme durch eine zweite Person Wort, die das Geschehen vielleicht sogar beobachtet hatte und traf Vorkehrungen bevor er in der Hauptstadt auftauchte. Nicht mehr so simpel, denn eine Vorkehrung konnte vieles sein. Es könnte bedeuten, sich auf ein Gespräch mit einem Shugonin Juunishi vorzubereiten und sich seine Rechte noch einmal durchzulesen. Es konnte aber auch bedeuten, mehr Untergebene mitzunehmen, die vielleicht  oder vielleicht auch nicht gewisse Kampfkünste beherrschten um sich sein Eigentum gewaltsam zurück zu nehmen. Alles war möglich, wenngleich Azusa letzteres auch für unwahrscheinlich hielt. Das wäre in der Hauptstadt Selbstmord und eine wirklich dumme Wahl. In Gedanken versunken, wuchs sein Blick nur noch intensiver. Die Worte des Toxikologen waren jedoch genug, um ihn da raus zu holen.
»U-U-Und... j-j-ja... M-Menschen wie Sie... m-m-machen mich... s-s-sehr ner... nervös....! B-B-Bitte... T-Tun Sie mir n-n-nichts...!«
Erst jetzt wurde Azusa so richtig bewusst, wie auf den geduckten Mann wirken musste und er zog augenblicklich die Hände von der Armlehne zurück. Auch trat er einen Schritt nach hinten, um ihm ein bisschen mehr Eigenraum zu geben. Mister Toxikologe war vollkommen verschrocken und hatte sich in der Zeit, in der Azusa mit denken beschäftigt war, sicherlich sonst was vorgestellt. Dabei war es überhaupt nicht Azusas Absicht gewesen, ihn so zu verunsichern. Er gestand sich ein, einen Fehler gemacht zu haben und in sein sonst neutrales Gesicht, schlich sich ein Hauch von Sänfte ein. Menschlichkeit und Höflichkeit waren ein wichtiger Teil des Bushido und so hatte er sich offensichtlich ja nicht verhalten. Es beschämte den Taira, sollte er doch eigentlich ein stolzes Mitglied der Samurai sein und obgleich es ihn nicht interessierte die Ariwara Familie zu entehren, wollte er dennoch nicht die Samurai in den Schmutz ziehen. Was sollte man denn denken, wenn ein Mitglied der Shugonin Juunishi so handelte?
Verzeihung. Es war nicht meine Absicht gewesen, so bedrohlich zu erscheinen. Ich tue Ihnen auch nichts, solange Sie mir keinen Grund dazu geben. Das haben  und werden Sie wohl auch nicht.
Azusas Lächeln wurde kleiner. So klein, dass man das Auge wirklich anstrengen musste um zu erkennen, dass er überhaupt eins auf den Lippen trug. Er wirkte zum ersten Mal ein wenig wie Kind, das etwas falsch getan hatte und es auch ganz genau wusste. Der Taira schlenderte zurück zur Wand neben der Tür und lehnte sich dort wieder an. Dabei spielte er nebensächlich mit den Strähnen seiner weißen Haare und richtete den Blick am Toxikologen vorbei.
Ich tue Ihnen einen Gefallen, indem ich mich alleine um diese Sache kümmere, als haben Sie bitte Nachsicht. Jetzt aber weiter im Thema: was erforscht ihr Chef denn so?
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 1:21 pm

Er war nicht mehr in Gefahr. Nein, er war nicht in Gefahr. Es schein fast so, als würde sein Gegenüber bereuen, was er gerade getan hatte. Ja, dass er ihm wortwörtlich auf die Pelle gerückt war, sich bedrohlich über ihn gebeugt und Antworten verlangt hatte. Antworten, welche der liebe Assistent nicht hatte geben wollen. Einfach, weil er im Grunde genommen ja ein ganz loyaler war. Dennoch hatte diese Aussage den fahlen Beigeschmack dessen, dass man ihn dennoch nicht alleine geschickt hatte. Nun gut, er könnte sich damit trösten, dass auch die Shinobi Teams nie alleine geschickt wurden und die optimale Einheitenstärke auf vier gesetzt wurde... zumindest in den meisten Fällen. Aber es war doch wirklich nur um eine Abschrift gegangen und sogar die hatte er vermasselt. Der Assistent blickte hoch zu dem Shugonin Juunishi und dachte bei sich, dass er doch eigentlich ganz in Ordnung war. Die Gesellen, denen er sonst begegnete - oder sich davor fürchtete, zu begegnen - hätten längst andere Mittel zu Tage geführt, um ihn denn zum Sprechen zu ermuntern. Daher war es doch gut möglich, dass der Weißhaarige einfach von Natur aus Gewalt und Folter widersprach... aber wieso hatte er dann so in Trance auf das Blut seiner Lippe gestarrt? Sehr merkwürdig. Fast beiläufig fuhr sich der Assistent nochmals über die Lippe und den dortigen Riss, der zum Glück bereits aufgehört hatte zu bluten.
Die Entschuldigung des jungen Mannes war schließlich so etwas wie eine Erlösung. Keine Wunden. Keine Schmerzen. Es war etwas ganz Neues, denn normalerweise musste er in gewisser Hinsicht immer damit rechnen. Man wollte ihm hier also nichts tun und diese Erkenntnis und Versicherung führte dazu, dass er sich merklich auf seinem Stuhl entspannte. Auch, da sein Kontrolleur wieder Abstand zwischen sie beide brachte, indem er sich einfach neben die Tür lehnte. Oder war er selbst zu naiv? War das alles nur ein Spiel? Seinen Chef konnte man auch absolut nicht einschätzen. Das eine Mal ging er seiner Forschung nach, das andere Mal interessierten ihn diverse Dinge nicht und es gab keinen Ärger und das wieder andere Mal... Der Assistent dachte an die vielen menschlichen Pyramiden zurück, die sie mit ihren Körper aufbauen mussten. Er dachte daran, wie sein Herr und Meister vor jener Pyramide an Menschen immer Spritzen aufgestellt hatte, in welche sie bei Gleichgewichtsverlust fliegen würden... Neue Injektionen. Testen des Immunsystems. Es hörte sich alles sehr teuflisch an, doch wusste sie alle, dass ihr Chef sie niemals wirklich würde umbringen wollen. Gut, notfalls litten sie oder waren ohnmächtig, aber dennoch... Der Assistent wurde in das Hier und Jetzt zurück gerufen. »Ich tue Ihnen einen Gefallen, indem ich mich alleine um diese Sache kümmere, als haben Sie bitte Nachsicht. Jetzt aber weiter im Thema: was erforscht ihr Chef denn so?« Das klang plausibel. Der Mann hätte auch einfach seine Kollegen holen können, um ihn auszufragen oder sonstwohin zu bringen. Nein, er war wirklich kein schlechter Mensch. Konnte doch keiner sein. Sonst hätte er ihn doch auch nicht in dieses schöne Gasthaus gebracht, oder? Die Frage stimmte ihn jedoch nachdenklich. Wie viel sollte er erzählen? Sollte er überhaupt etwas erzählen? Eigentlich wusch eine Hand die andere - so war doch immer das Geschäftsgebaren, oder? Und außerdem machte der Chef ja nicht wirklich etwas illegales und wenn doch, dann musste er das ja nicht weiter ausführen. Ja, soweit er wusste, bewegte der Chef sich in einer Grauzone und im Großen und Ganzen waren sie ja auch alle einverstanden mit den Experimenten. Es war nicht so, dass er sie wirklich dazu zwang. Meistens jedenfalls. Und wenn er nun nichts sagen würde, würde sich dann die Laune wieder verschlechtern und würde dieser kalte Blick zurückkehren? Würde dann dieser berechnende Ton Einzug erhalten in die sympathische Stimme des jungen Mannes? Ja, der Assistent war ein ewiger Zweifler. Nicht nur an seiner Umgebung und deren Personen, sondern auch an sich selbst. Von der einen auf die andere Minute konnte er unsicher werden. Auch, wenn er sich gute Argumente und Erklärungen zurechtgelegt hatte. Meist wurde dann doch nichts daraus. Er konnte einfach nicht mit Menschen.
»M-M-Mein Chef....« Er schluckte und versuchte sich, auf das Sprechen zu konzentrieren. »Mein Chef... er... er erforscht allerhand... E-Er bildet sich gerne weiter... Und wenn er etwas... Neues gefunden hat... D-Dann lässt er es auch nicht a-auf sich beruhen... Er macht dann weiter und versucht, n-nochmal neue Eigenschaften herauszufinden... S-Seien es nun Gifte.. oder sei es einfach altes Wissen... E-Er liebt Wissen, wie ich s-s-sagte.« Es stimmte ja. Er log hier nicht und im Endeffekt war es auch die wichtigste Information, die man über seinen Chef erfahren konnte. Gleichzeitig war sie überhaupt nicht gefährlich, denn der Chef war demnach einfach ein Wissenschaftler und diese waren doch eigentlich immer neugierig. So redete der Assistent es sich zumindest ein. Er schadete seinem Chef hierdurch nicht. Er erkaufte sich selbst nur Zeit... und eine nette Unterhaltung, bei welcher es mal um ihn ging. Oder um ihn gegangen war, war diese Unterhaltung doch wieder auf seinen Chef g--
Aus dem Gasthaus heraus hörte man die Stimme eines Mannes in in etwa seinem Alter, vielleicht ein wenig Jünger. Ohne Zweifel handelte es sich dabei um Gänseblümchen, denn nur er würde so halb vorsichtig, halb logisch reden. Als ob er sich nicht wirklich sicher wäre, was er da sagte und ob es denn überhaupt stimmte. Ja, das war ohne Zweifel Gänseblümchen. Was bedeutete... dass ihm nun ein kalter Schauer über den Rücken lief. Die Stimme war kaum hörbar, wirklich.. aber dennoch... Ohje. Der Assistent wurde kreidebleich und auf seinem Stuhl immer kleiner. Es war, als würde er in sich zusammen fallen. Fast hilfesuchend blickte er den Weißhaarigen mit großen Augen an und dann wieder zur Tür. Er wusste, wer vor dieser Tür stehen und ihn holen würde und ja, er wusste, dass er aufgrund seines Versagens und die geraubte Zeit zur Verantwortung gezogen werden würde. Unklar war, auf welche Weise dies geschehen würde, doch der Assistent war sich sicher, dass es mit nichten "nett" ablaufen würde. Oder dergleichen. Wäre es nicht schöner, hier zu bleiben? Diese kleine verräterische Stimme seines Unterbewusstseins ließ ihn wieder zu seinem Kontrolleur blicken, der ja wirklich ganz nett gewesen war. Für einen Kontrolleur - da hatte er bereits andere Geschichten über diese gehört. Oder es war einfach nur eine Masche gewesen... Aber nein. Eigentlich - und das wusste er - würde er den Alltag im Labor vermissen. Gemeinsam mit den kleinen Schlachten, die sie sich untereinander lieferten und bei welchen sogar manchmal der Chef mitmachte. Der Assistent wusste nicht warum, aber er wollte den Chef keinesfalls betrügen. Gut, das lag vielleicht auch daran, dass er sonst nicht mehr lange leben würde, aber ja... »Draußen...«, murmelte er. Vermutlich war Gänseblümchen voraus gegangen und sein Chef wartete draußen auf den Straßen oder würde sich gleich zu ihm gesellen. Ohje. Das konnte etwas werden.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 3:20 pm

»M-M-Mein Chef....« Begann der Toxikologe und machte nur eine Pause, um einmal schwer zu schlucken. Er hatte sich etwas beruhigt, der Körper war nicht mehr voller Spannung und die Haltung wieder etwas mutiger. »Mein Chef... er... er erforscht allerhand... E-Er bildet sich gerne weiter... Und wenn er etwas... Neues gefunden hat... D-Dann lässt er es auch nicht a-auf sich beruhen... Er macht dann weiter und versucht, n-nochmal neue Eigenschaften herauszufinden... S-Seien es nun Gifte.. oder sei es einfach altes Wissen... E-Er liebt Wissen, wie ich s-s-sagte.«
Azusa nickte. Eine Geste, die sein offenes Interesse am Gespräch bekannt gab und ihn weniger distanziert wirken ließ. Obgleich er distanziert immer noch war. Er tat nur einen aktiven Versuch, den Mann weniger einzuschüchtern und hoffte, dass es wirkte. Anhand seiner Worte klang der Chef wie ein Wissenschaftler. Wenn nicht das, dann einfach ein sehr wissbegieriger Mensch und das konnte Azusa nur viel zu gut nachvollziehen. Es gab in der Welt so viel zu lernen und dachte man, man wüsste alles, taucht doch stets wieder etwas neues auf. Er selbst war ebenfalls einer dieser Menschen, die nie genug bekamen – sich immer weiter bilden wollten, um so viel Wissen wie möglich zu erlangen. Oft wünschte er sich, er hätte ein fotografisches Gedächtnis oder dergleichen. Allerdings würde das dann den Spaß wegnehmen, den Azusa hatte, wenn er sich Dinge einprägen musste. Und den Stolz, nachdem das Wissen auch wirklich gegriffen hatte. Aber Wünsche und Träume beiseite, es war eine äußert interessante Eigenschaft, zu nennen wie sehr Mister Toxikologes Chef Ungewissheit und Lücken stopften wollte. Mal davon abgesehen das Azusa es genauso sah, es war kein schlechter Grund für das Beschaffen von Notizen. Auch wenn es sich dabei um Gift handelte. Da stellten sich ihm doch einige Fragen. Zum Beispiel ob da wirklich etwas illegales dahinter stickte und wenn nicht, warum der Mann sich dann so seltsam benommen hatte. Er wich ja immer noch bestimmten Fragen aus und weigerte sich eine direkte Antwort zu geben. War das wirklich nur, weil er schlecht mit Menschen umgehen konnte? Azusa runzelte die Stirn und legte sich die Hand gegen das Kinn. Sein Zeigefinger tippte nachdenklich, in einem ruhigen Takt, gegen seine Unterlippe und prompt war er erneut in Gedanken versunken. Hatte er übertrieben? Wenn ja, dann nicht nur ein wenig, sondern maßlos. Hatte er das wirklich? Es war ja keine Straftat sich mehr Wissen aneignen zu wollen. Das war es wahrlich nicht. Und sofern man das Buch mit den Notizen nicht verkaufen würde, ginge es auch nicht gegen das Urheberrecht. Wäre es also so, dann hätte der Toxikologe rein gar nichts falsch gemacht und dessen Chef umso weniger. Nun gut, zu realisieren das ein Verdacht falsch war, konnte man auch als Fortschritt sehen – wobei alles noch nicht bewiesen war. Dazu musste er tatsächlich mit dem, womöglich, Wissenschaftler reden. Vielleicht auch noch ein wenig nachforschen, denn den Verdacht, dem Kaiserreich schaden zu wollen, gab es ja auch noch. Die beste Maßnahme wäre hierbei also, denn Chef nicht nur zu befragen, sondern auch eine Weile zu beobachten, ob dieser nun davon mitbekam oder nicht. In einem guten Fall, würde er ihn einfach ein Weilchen begleiten – wie lange, da war sich Azusa noch nicht ganz schlüssig. Aber so hörte es sich schon einmal gut an. Mit dem Toxikologen war er fürs erste fertig, er hatte ihm alles gesagt, was er bereit war zu sagen. Mehr würde Azusa anderweitig herausfinden. Er ließ die Hand wieder vom Kinn gleiten und es war dann, dass der Toxikologe plötzlich kreidebleich wurde. Er machte sich auf dem Stuhl immer kleiner und der Weißhaarige glaubte fast schon etwas falsch gemacht zu haben, würde der Mann nicht hilfesuchend in seine Richtung blicken. Sein Lächeln wich nun komplett und ließ einen milde überraschten Gesichtsausdruck zurück. Azusa folgte dem Blick des Toxikologen zur Tür und in seinem Kopf machte es augenblicklich klick. Jemand war hier. Ob es bereits der Chef war? Azusa drückte sich von der Wand ab und schenkte Mister Toxikologe einen eindringlichen Blick. Hatte man an der Bar nach ihnen gefragt, so war sich der Taira sicher, man würde sie nach hier hinten schicken. Shugonin Juunishi konnten immerhin auf sich selbst aufpassen und, je nachdem, Leute vertreiben. Außerdem kamen hier so gut wie nie Leute hin, die rebellisch veranlagt waren. Er musste sich also nicht die Mühe machen um aus dem Hinterzimmer zu treten, sondern wartete lieber auf das Eintreffen der Person oder der Personen, dessen Schritte dezent zusammen mit dem Stimmengewirr von draußen zu hören war. Azusa riss die Augen leicht auf – ein Zeichen dafür das er neugierig war. Konzentrierter. Wacher. Es interessierte ihn nämlich wirklich, wer da gleich durch diese Tür schreiten würde. Was für einen Eindruck machte die Person, wie sah sie aus. Ein breites Lächeln trat zurück in sein Gesicht und er legte in gleichem Zug eine Hand an den Schwertgriff seines Katanas. Nicht, weil er vorhatte zu kämpfen – bei Gott, das lag der Realität kaum ferner. Eher als stilles Zeichen der Autorität. Eine simple Bitte – wenn auch eher Warnung – sich in seiner Anwesenheit ordentlich zu benehmen. Auf gegenseitigem Respekt, wenn das für einen Erwachsenen möglich war. Immerhin war Azusa gerade mal fünfzehn, dafür aber auch sehr groß und das Alter musste ja keiner unbedingt wissen.
»Draußen...« Hörte er den Mann hinter sich murmeln. Das hatte er inzwischen auch bemerkt. Azusa überlegte, ob er sich schützend vor ihn stellen sollte. Allerdings wurde ihm gesagt, der Chef würde ihn nicht schlecht behandeln und deshalb stellte er sich stattdessen ein wenig entfernt neben ihn. Mit der Hand, die nicht den Griff des Katanas umschloss, klopfte er ihm auch kurz beruhigend auf die Schulter. Er war immerhin nicht alleine hier, auch wenn sich Azusa nur zu gut vorstellen konnte, dass der Chef in gewisser Weise wütend sein musste, weil sein neuer Besitz ihn nicht erreichte.
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Kuroreiki Masao

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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 4:07 pm

Er war nicht alleine. Das galt nicht nur für Gänseblümchen, sondern auch für ihn selbst - wie sich unglaublich erleichternd herausstellte. Der junge Mann, der ihm nämlich schon die ganze Zeit Gesellschaft leistete, stellte sich ohne weiteres neben ihn und gab ihm sogar einen kleinen Klapps auf die Schulter. Herrje, so eine körperliche Nähe war er gar nicht gewohnt, weshalb er auch schon leicht zusammen zuckte. Ihm kam die Vorstellung, dass sein Chef das auch einmal machen würde, aber die sah dann weniger schön aus. Beziehungsweise konnte er es sich einfach nicht vorstellen, da er - mit ein paar sehr sehr raren Ausnahmen - noch nie gesehen hatte, dass sein Chef jemanden lobte. Und wenn, dann war es keiner von ihnen, denn sie waren mehr oder minder das Fußvolk. Der Assistent zog eine kleine unsichere Schnute, denn diese Worte hörten sich wirklich nach einem Diktatoren an, der sie als Sklaven beschäftigte und schuften ließ. Gut, das war nicht allzu weit entfernt von der Wahrheit, aber dennoch. Von draußen war derweil nochmals ein kleiner Wortwechsel zu hören, welchen der Assistent zwischen Wirt und Gänseblümchen vernahm. Letzterer fragte nochmal der Sicherheit halber nach dem Weg in jenes "Hinterzimmer" - man konnte es ihm nicht verdenken, denn vermutlich stand der Chef irgendwo draußen und wartete. Er würde nicht einfach in ein großes Gasthaus laufen, das gefüllt war mit regierungstreuen Leuten. Zumindest stellte er sich das vor, denn sonst hätte man ihn nicht hierher verfrachtet, oder? Und die Shugonin Juunishi sollten ja sehr sehr kaisertreue Gesellen sein. Warum also sollte der liebe Mann neben ihm sonst einen Teil seines Lebens ab und an hier verbringen? Ja, das würde keinen Sinn machen. Genauso wenig Sinn also, wie dass sein Meister direkt hierher kam, ohne Gänseblümchen vorzuschicken. Wäre ja unter seiner Würde und außerdem eine Zeitverschwendung. Vermutlich ging er zeitlich einem anderen Geschäft oder dergleichen nach. Oder aber sie hatten sich aufgeteilt? Der Assistent konnte nicht anders, als mit beiden Händen die freie Hand des Weißhaarigen zu packen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Gänseblümchen war nicht nach draußen. Oh bei allen Kami. Er war hier!

Das Gasthaus hatte von außen schon den Eindruck eines geordneten Innenlebens gemacht, in welchem stets viel geredet und sich unterhalten wurde. Folglich hatte es Masaos Unmut nur noch weiter auf sich gezogen und der Wissenschaftler hätte am liebsten kehrt gemacht, wäre selbst das Kehrtmachen nicht eine unweigerliche Zeitverschwendung. Wahrlich, immer musste man alles selber machen und sich um die kleinsten aller Angelegenheiten kümmern. Eine Abschrift! Das war das einzige, was er aus dieser Stadt gebraucht hatte, mal abgesehen von Gänseblümchens Nebenbeschäftigung! Eine einfache Abschrift und nicht einmal das bekam seine Bediensteten auf die Reihe. Wirklich, er musste sich wieder neue Maßnahmen ausdenken, um sie bei der Stange zu halten. Der Verfall an Qualitätsarbeit in der heutigen Zeit war geradezu bestialisch! Kaum einen Fuß in das Gasthaus gesetzt habend, scheuchte Masao seine Begleitung zum Wirt vor, der dort eine hoffentlich nennenswerte Auskunft ergattern konnte. Währenddessen trafen den Forscher einige neugierige Blicke, die nicht so recht wussten, was sie mit dem "geschminkten" Mann anfangen sollten. Und einen komischen schrägen Hut hatte er dann auch noch. Masao wars mehr oder minder egal. Er zog immer Blicke auf sich, warum also auch nicht hier. Ja, er würde sich wundern, wenn es einmal nicht so wäre, denn dann würde er entweder verfolgt werden oder in eine Falle tappen. Wobei letzteres eigentlich so gut wie nie geschah. Dafür war er selbst viel zu intelligent. Als Gänseblümchen schließlich nach zwei Minuten immer noch nicht zurück war, schnalzte Masao warnend und ungeduldig mit der Zunge. Die Augen rollend bahnte er sich seinen Weg zu dem Assistenten und legte ihm die knochige, weiße Hand auf die Schulter. Sofort versteifte sich Gänseblümchen und zog den Kopf ein. Eine kurze Frage, eine fast gestotterte Antwort aufgrund des eindringlichen Blickes der goldgelben Augen. Gut. Masao hatte seine Antwort und sah in jene Richtung, in welche jene Tür und damit jenes Hinterzimmer wohl lagen. Ohne auch nur auf seine Begleitung zu achten, machte sich Masao also auf den kurzen Weg. In Gedanken hierbei ging er diverse Maßnahmen bei diversen Gestalten durch, welche sich ihm im Zimmer eröffnen könnten. Bei den Shugonin Juunishi verhielt es sich je nach Rang anders und man konnte sie nicht generell wie Shinobi einordnen. Auch junge Ausnahmetalente konnten sehr hoch einsteigen, was bei den Shinobi wohl noch seltener war. Masao zog eine Grimasse. Immerhin darin waren sie fortschrittlich, wenn sie sich schon einer anderen Person unterordneten, die so dumm war, sich mit einem gewissen Pulk einzulassen, das sie nicht einmal wirklich kannte. Aber gut, vielleicht sollte er sich eine andere "Maske" auferlegen, denn mit Kritik erreichte man hier nichts. Obgleich es nicht einmal wirkliche Kritik war, Masao wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Und genau das hatte seine Inkompetenz von einem Assistenten vereitelt.
Ohne zu klopfen machte er schließlich die Tür auf und sofort schlug ihm das schockierte Wimmern entgegen. Die goldgelben Augen blieben die ersten drei Sekunden auf dem Assistenten gehaftet, der da in sich zusammen sank. Es schien, als ob er genau wusste, dass sein Chef gerade darüber sinnierte, wo und wie er ihn am besten für dessen unerhoffte Reise sezieren sollte. Es vergingen wenige Sekunden in Schweigen, ehe Masao seinen Blick hob und die andere Person musterte. Eine seiner Augenbrauen hob sich skeptisch, dann sah er wieder kurz tadelnd zu seinem Assistenten, der nur noch mehr in sich zusammen sank. Abgesehen davon verriet Masaos Mimik nichts. Der Mann neben seinem Diener hatte weiße, längere Haare und trug eine durchaus traditionelle Kleidung, wobei er so bleich wie Milch aussah. Sie wirkte nur einen Ton natürlicher wie Masaos Weiße Maske, die er stets trug. Abgesehen davon hatte er ebenfalls goldgelbe Augen und eine Hand auf das Schwert gelegt. Eben diese Hand musterte Masao zuerst und wanderte dann langsam wieder mit seinem Blick zum Gesicht des Jünglings hoch. Eben das verrieten nämlich seine Gesichtszüge, ohne kleinere Fältchen: Er war noch jung. »Ich bin gekommen, um meinen Bediensteten abzuholen, nachdem er offenbar zu Unrecht festgenommen wurde. Da ich außerdem das Schriftstück, das ich in Auftrag gab, nicht bei ihm sehe, verlange ich es zurück. Feinsäuberlich bitte, denn die Informationen darin sind wertvoll.« Die Stimme des Forschers schien für alle einen zumindest relativ normalen Tonfall zu haben - mit Ausnahme des Assistenten, der die brodelnde Warnung für sich selbst darunter erkennen konnte. Sein Chef war sauer. Auf ihn. »I-Ich..«, begann er entschuldigend und machte die Sache für ihn nur noch schlimmer. Sofort sah Masao ihn mit ausdrucksloser Miene an. In seinen goldgelben Augen blitzte es kurz gefährlich auf. »Vielleicht solltest du dich eher mit der Kompetenz deines Egos beschäftigen, anstatt dessen Wortlaut immer vor dich hinzustammeln. Wie wäre es denn einmal damit, Goro-San?« Bei der Frage legte Masao den Kopf schief, sodass es wieder ein wenig ekelhaft im Genick knackte. Der Angesprochene, dessen Name Satô Goro war, biss sich auf die Lippen und nickte. »Gut. Ich bedaure, doch werde ich nicht viel Zeit haben. Ich bin sehr beschäftigt. Da weder ich noch mein Assistent gegen entsprechende Vorschriften verstoßen haben, möchte ich ihn gerne mitnehmen. Gleiches gilt für die Abschrift.« Der Forscher hatte zuletzt wieder den jungen Mann neben Goro angesehen und ließ ihn nicht aus den Augen. Natürlich hatte auch er nicht an sein Schwert gegriffen, welches an seinem Gürtel befestigt war.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 6:00 pm

Die Schritte kamen näher – zielstrebig und selbstbewusst und im gleichen Moment packte etwas nach Azusas Hand. Eher jemand, denn dabei handelte es sich um den Toxikologen, Satô Goro, der, wie schon so oft, in Panik verfiel. Das er dazu noch genug Kraft hatte, war zugegeben recht beeindruckend. Es konnte einem leid tun, so hatte der Mann doch wirklich genug gelitten. Allerdings ritt er sich selbst immer wieder in eine Gefahr rein, die Azusa kaum nachvollziehen konnte. Es gab keinen Grund zur Sorge – zumindest noch nicht. Besonders nicht, wenn man davon ausging, dass das Meiste seiner Worte die Wahrheit waren. Aber das war wohl nicht so, das hatte sich Azusa auch schon denken können, doch nun war es so oder so zu spät. Er hob eine fragende, wenn nicht gar leicht verurteilende, Augenbraue, unternahm aber nichts, um die Hände, die seine so fest umklammerten, von sich so schieben. Wenn es ihn beruhigte und gewissermaßen ankerte, dann gut so. Es war zudem auch Azusas Pflicht, Schwächeren Schutz zu bieten. Die Tür wurde prompt aufgeschlagen und es präsentierte sich ein...- Was? Azusa hob auch noch die zweite Augenbraue und musterte seinen Gegenüber eindringlich. Ein Mann, der in ähnlich traditionelle Kleidung gehüllt war, wie Azusa selbst, sah seinen Assistent tadelnd an. Seine Haut war weiß. Nicht hellhäutig, nicht extrem blass, so wie die des Weißhaarige selbst, sondern weiß. Unterbrochen wurde das lediglich, durch schwarze Farbe im Gesicht. Schminke? Auch trug er einen seltsamen Hut, der nach rechts neigte. Zuerst hatte Azusa ihn noch nicht einmal als lebendiges Wesen registriert. Es war als habe man ihm eine menschengroße Puppe in den Türrahmen gestellt und erwarte nun von ihm, sich damit zu unterhalten. Azusa erwartete fast schon eine der Pupenspielnummern, die er als Kind gesehen und auch ein paar Mal nachgestellt hatte. Es ergab sich aber sehr schnell, dass die kuriose Puppe gar keine Puppe war, sondern ein Mensch wie er auch und diese Erkenntnis verblüffte den Taira umso mehr. Eine weitere Rarität – bei der Seltsamkeit die sich Goro nannte, hätte er damit rechnen müssen. Genau zwei Mal blinzelte er mit den stechend gelben Augen, die auch sein Gegenüber beherbergte, und dann hatte er sich wieder gefangen. Man musste in seinem Berufszweig ja stets mit allem rechnen. Trotzdem – Azusas Neugierde war aktiviert und er fand, wie seine Hand sich locker von seinem Platz am Schwertgriff löste. Die Andere wurde noch immer vom Toxikologen fest gehalten. Der sank beim Blick seines Chefs deutlich in sich zusammen, der Arme. Wenn er sich wenigstens damit beruhigen konnte, dann würde Azusa die Hand auch nicht herzlos wegziehen. Obwohl ed sich komisch anfühlte. Unangenehm. Heiß. Und verschwitzt. Ja, Goro fing wohl wieder an zu schwitzen. Das konnte Azusa gar nicht nachvollziehen, denn außer des tadelnden Blickes schien sein Chef einen ganz gelassenen Eindruck zu machen. Wenn einem das Aussehen denn nicht genug Panik bereitete um in Schweiß auszubrechen. Die Kunden des Gasthauses mussten ganz schön gestarrt haben. Starren tat auch Azusa, unverblümt, mit seinem üblichen Gesichtsausdruck. Es lag jedoch keine Verurteilung in seinem Blick. Nur Neugierde und eine gewisse, berufsbedingte, Distanz. Wobei berufsbedingt das falsche Wort war. Natürlich musste er deshalb auch eine gewisse Distanz innehalten. Es lag jedoch eher daran, dass Azusa diese Distanz benötigte, um sich selbst überzeugend als neutrales Rätsel zu präsentieren. Was er dachte war nur selten in seinen Zügen zu lesen – wenn doch, dann beschränkte sich das auf ein belustigtes Funkeln in den Augen und so weiter. Ja. Die Augen. Wäre es nicht für diese gelben Stücke, dann wäre einem sogar die offene Neugierde verschlossen geblieben. Wie dem auch sei, der Blick des seltsamen Mannes richtete sich Azusa zu und aus diesem war ähnlich wenig zu entnehmen. Es erinnerte den Taira an sich selbst, weshalb er das Lächeln ein wenig in die Breite zog, aber nicht ausarten ließ. Neutral musste es sein.
»Ich bin gekommen, um meinen Bediensteten abzuholen, nachdem er offenbar zu Unrecht festgenommen wurde. Da ich außerdem das Schriftstück, das ich in Auftrag gab, nicht bei ihm sehe, verlange ich es zurück. Feinsäuberlich bitte, denn die Informationen darin sind wertvoll.«
Interessant. Zu Unrecht festgenommen also. Das könnte stimmen, war aber noch nicht bewiesen. Und das Schriftstück verlangte er zurück. Azusa ließ die Hand über den Beutel an seinem Gürtel fahren, dort wo das Buch verstaut war und mit ordentlichem Gewicht auf seinen Meister wartete. Der Weißhaarige holte es jedoch noch nicht raus. Lieber dachte er über die Tatsache nach, dass gleich in den ersten Worten des Mannes gefordert wurde. Wenn nicht gar eine Beschuldigung zu finden war. Er war also wirklich kein schüchterner Mensch und Goro hatte das gewusst. Deshalb hatte er angefangen loszulachen. Panisch, weil er wusste, wie sehr sich die Realität von seiner Erklärung differenzierte und Azusa konnte es ihm kaum übel nehmen. Goro und sein Chef wechselten kurz ein paar Worte miteinander. Es endete damit, dass der kuriose Mann mit dem Nacken knackte und Goro sich unsicher auf die Lippe biss. Damit sollte er gar erst mehr anfangen, er würde sich nur wieder eine Wunde zufügen. Einen weiteren Riss, der blutete, so wie zuvor und ein ansehnliches Rot zum Vorschein brachte. Azusa vertrieb den Gedanken daran aus seinem Kopf, wies den Assistenten aber auch nicht darauf hin. Er hatte zwar keinen Gefallen daran, zuzusehen, wie er sich erneut verletzte – war aber auch nicht abgeneigt die Wunde erneut zu beobachten. Nein. Er hoffte sie wieder beobachten zu können. Das Wissen darüber verdrängte Azusa und richtete den Blick, der unwillkürlich in Goros Richtung gelandet war, wieder zu seinem Gegenüber an der Tür.
»Gut. Ich bedaure, doch werde ich nicht viel Zeit haben. Ich bin sehr beschäftigt. Da weder ich noch mein Assistent gegen entsprechende Vorschriften verstoßen haben, möchte ich ihn gerne mitnehmen. Gleiches gilt für die Abschrift.« Sagte er und ließ den Weißhaarigen folglich nicht aus den Augen.
Das ist Ihnen selbstverständlich erlaubt. Sobald sich der Verdacht, den ihr Assistent hervorgerufen hat verflogen ist, natürlich. Ich kann gerne erläutern warum und wie der zustande gekommen ist. Fakt ist aber: Sie können vorerst nicht die Hauptstadt verlassen. Das sollte dem Mann doch deutlich gegen den Strich gehen, stellte sich Azusa vor. Deshalb warf er gleich mal eine Lösung hinterher. Es sei denn Sie beantworten mir einige Fragen und erklären mir, wie es um Ihre Forschung steht. Während er sprach, kramte Azusa tatsächlich nach dem Buch und fischte es aus dem Beutel. Dann hielt er es dem Mann entgegen. Dazu bekommen Sie natürlich dieses Buch wieder. Im Grunde steht es Ihnen frei zu tun was Sie wollen – solange es in der Hauptstadt ist. Ich muss Ihnen dabei aber folgen, also wäre es logischer mir am Besten gleich alles zu erzählen. Dann haben wir beide Feierabend. Obwohl es ihm auch nichts ausmachen würde, dem Mann zu folgen. Er schien ein sehr gebildeter Mann zu sein, wenn man Goro glauben konnte und vielleicht würde Azusa durch diese Situation etwas dazu lernen.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 7:06 pm

Masao war schon in schlimmere Situationen geraten und lebendig daraus hervor gekommen, wobei die erste dieser Situationen mehrere Jahrzehnte her war. Aus diesem Grund besaß der Forscher einiges an Erfahrung, wenn es um eine durchwachsene oder brenzlige Situation und dergleichen ging. Demnach verhielt er sich auch nun ruhig und zeigte keinen Wutausbruch, denn immerhin wäre das eher kontraproduktiv. Seine dem Gegenüber nahezu gleichfarbigen Augen nahmen jede Bewegung des Raumes in sich auf und demnach auch, wie der Shugonin Juunishi über seine Tasche strich, die er bei sich trug. Aha. Darin hatte er also seine Abschrift gelagert. Eine kurzer Hinweis, kein Herausholen. Gut, der Junge spielte seine Karten nicht voll aus, sondern erschuf lediglich eine Art "Sehnen" nach dem gewünschten Gegenstand. Konnte er gerne machen, doch würde Masao nicht darauf hereinfallen. Insofern er es jedoch bewusst zurückgehalten hatte, schien er es sich schon :bald darauf anders zu überlegen, da er tatsächlich das Wort mit einer tatsächlich jungen Stimme ergriff. Er dürfe seinen Assistenten mitnehmen, insofern sich alle Verdachte gegen ihn geklärt hätten. So lange dies nicht der Fall war, konnte Masao nicht die Stadt verlassen. Psychologisch versiert brachte der junge Kauz sogleich den Lösungsvorschlag, denn er war erpicht auf Antworten. Antworten zu seiner Forschung und vermutlich auch zu seiner Person - ach, wie viele waren das in der Vergangenheit bereits gewesen und wie viele von ihnen gingen zumindest mit leeren Händen daraus hervor. Wenn sie Glück hatten, hatten sie überhaupt noch Hände, welche sie ihr eigen nennen konnten. Das wiederum wäre an diesem Ort der vollkommen falsche Anlass. Immerhin befand er sich in der Hauptstadt und damit dem Machtzentrum des Kaisers. Hauptstadt - ein Wort, welches der Weißhaarige vermutlich bewusst verwendete, um seine Position zu unterstützen. In der Tat wäre es dumm von ihm, irgendetwas "Spitzes" zu zücken. Immerhin konnten mit einer Warnung gleich zehn dieser lästigen "Des-Kaisers-Kriechtier"-Sorte zum Vorschein kommen und kam es ganz dumm, durfte Masao sich gleich zur Markierung freiwillig melden. Nein, das war kein guter Ansatz und so schien der Forscher unbeeindruckt im Raum zu stehen, während er den Worten lauschte. Keine Regung auf seinem Gesicht, lediglich die Augen schienen den Shugonin Juunishi stechend zu durchbohren.
Währenddessen saß der arme Assistent weiterhin auf seinem Stuhl und wusste genau, was in seinem Meister vorging und gerade als er daran dachte, dass es nicht schlimmer kommen konnte, sprach der Kontrolleur davon, seinem Meister folgen zu müssen. Das war der Moment, in welchem Goro dem Blick seines Chefs ausgeliefert wurde. Zunächst auf seine Hände, die er schnell wieder zu sich nahm - der junge Mann sei gepriesen, dass er ihm immerhin etwas Fürsorglichkeit hatte spüren lassen! -, dann auf ihn selbst. Und in eben diesem Blick konnte Goro so viel Unglück sehen, welches in nächster Zeit auf ihn zukommen würde, dass er gerade am liebsten im Erdboden versunken wäre. Ja, in der Tat, er hatte seinem Chef ganz schön etwas eingebrockt. Zu allem Überfluss nahm der Shugonin Juunishi nun auch noch die begehrte Abschrift hervor und hielt es seinem Chef wie ein Leckerchen eines Hundes hin. Gut, das klang übertrieben, doch Goro schluckte schwer.
»Huh.« Masao indessen verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper und legte den Kopf knacksend in die andere Richtung schief. Der Laut, der aus seinem Mund gekommen war, klang neutral akzeptierend. Als ob er es alle paar Sekunden hören würde. Dabei wussten seine Assistenten, dass er sich gerade in diesen Momenten die sadistischsten Bestrafungen ausdenken konnte. In der Tat schien sein Assistent - jenes Prachtexemplar, dass von Beginn an und bis vor Kurzem Händchen mit dem "Feind" gehalten hatte - einiges fabriziert zu haben. Vermutlich hatte er sich immer und immer tiefer sein eigenes Grab geschaufelt. Am liebsten hätte Masao ihn hineingeworfen und in eben jenem Grab versauern lassen. Dummerweise gab es aber diese Abschrift, die er haben wollte und noch einen Assistenten zu schicken wäre nicht gerade ein effizientes Arbeitsspektrum. Von daher... »Ich sehe keinen Sinn darin, warum ich die Hauptstadt nicht verlassen könnte. Mein Assistent hat sicherlich nichts illegales getrieben, in dem er eine Abschrift eines wissenschaftlichen Werkes für mich erstellt hat. Eines Werkes, was zudem in einer Bibliothek steht, welche eine öffentliche Einrichtung ist und welche Kultur und Bildung fördern soll. Aus diesem Grund ist es mein klares Recht, so zu verfahren«, konterte der Forscher auf die Worte des Shugonin Juunishi. »Abgesehen davon reicht der Verdacht bei Weitem nicht aus, um mich unter Beobachtung zu stellen. Ich habe weder gegen den Kaiser agiert, noch habe hiermit an der Allgemeinheit einen Schaden angerichtet.« Wieder knackte es, als Masao den Kopf auf die andere Seite schief legte und den Weißhaarigen abschätzend musterte. Masao sah keinen großen Sinn darin, dem Kerl eine Lügengeschichte aufzubrummen, war die Wahrheit für ihn doch genauso ungefährlich. »Meine Forschungen fallen unter das Geheimnis der Wissenschaft. Wenn ich sie offenlege, können diese sofort weiterverbreitet werden und mein eigener Ruf sowie meine finanzielle Situation könnte darunter einen erheblichen Schaden erleiden. Aus diesem Grund möchte ich davon absehen.« Es klang höflich, doch darunter verbarg sich eine kühle Berechnung. Masao hatte kein Interesse daran, dem Mann Fragen über sich selbst oder seine Forschung zu beantworten. Zwar würde er ein paar Informationen Preis geben müssen, um hier heraus zu kommen, doch gab es genügend Bunsenbrenner, um eine gewisse Inkompetenz von der Welt zu tilgen.
»Ach herrje, Satô-San.« Gänseblümchen war nach einem kurzen Zögern nun auch in den Raum getreten und hatte das Häuflein des Elends aka seinen Kollegen, entdeckt. Da saß er, zusammengesunken und mit vermutlich schlechtem Gewissen. Gänseblümchen tat es Leid, ihn so sehen zu müssen - aber dagegen etwas tun konnte er gerade auch nicht. Zudem wollte er nicht wissen, wie sauer sein Meister wäre, wäre er tatsächlich dazu verdammt, sich hier aufhalten zu müssen. Eine Flucht war immerhin eine schlechte Möglichkeit, um sich des "Vertrauens" der kaiserlichen Macht sicher zu sein.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeSo Mai 14, 2017 9:23 pm

Azusa hatten den Forscher recht wenig beeindruckt – es machte jedenfalls nicht den Anschein als habe er es und wirklich, wer konnte es ihm verdenken. Azusa verstand das solche Kontrollen unter anderem als sehr lästig angesehen werden konnten. Und ja, es war wohl wahr, dass sich alle hier beteiligten einen deutlich besseren Zeitvertreib vorstellen konnten. Das änderte aber nichts an der Situation und auch nichts an dem, was er zu tun hatte. Demnach würde er es, wer auch immer so freundlich war, hoch anrechnet, wenn endlich mal mit ihm kooperiert wurde. Goro nahm seine Hände zurück und Azusa spürte endlich wieder Luft um seine Haut. Warum er das getan hatte, zeigte sich auch sehr deutlich – ein Blick des Chefs war anscheinend sehr wirkungsvoll, wenn es um den unscheinbaren Assistenten ging. Allerdings waren das alle Blicke, die eine gewisse Grenze überschritten und in das Bedrohliche rutschten. Man fragte sich wirklich, was da dahinter steckte, denn normal konnte man so ein Verhalten sicherlich nicht nennen. Der Forscher machte einen neutralen Laut und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei knackte er erneut mit dem Nacken. Das Geräusch lag dem Shugonin Juunishi unwohl im Ohr und er ignorierte den Drang, sich den Hals zu reiben. Ob das wohl weh tat? Bestimmt nicht, doch wundern tat er sich trotzdem. Wobei ihn alles an den Personen in seiner derzeitigen Umgeben wunderte. Oder faszinierte. Ja, Faszination war definitiv der bessere Ausdruck. Sein Gegenüber musterte ihn jetzt schon seit einer ganzen Weile mit diesen goldgelben Augen – sie schienen ihn förmlich zu durchbohren. Sicher eine bewusste Geste, die sich unverblümt an ihn richtete. Ob da noch mehr hinter diesem Blick loderte? Ein seltsames Hobby, das Azusa da hatte. Menschen beobachten. Das tat er oft. Sehr oft. Und jetzt sowieso, dafür war sein Gegenüber viel zu interessant. Er starrte ihm also mit aufgerissenen Augen entgegen, so wie immer wenn er zu analysieren versuchte. Der Mann war jedoch eine harte Nuss und Azusa fand sich leicht amüsiert. Er blinzelte den starren Blick hinfort und kehrte zu einem Milderen zurück. Wie dem auch sein mag, es gab keinen Grund mehr zu erfahren, als er für seine Arbeit musste. Es stand ihm nicht zu, das innere Leben seiner Mitmenschen zu erforschen. Eine Regel, die er sich selbst gestellt hatte, gab es doch vieles, dass er selbst lieber verbergen wollte. Zurück ins hier und jetzt – der Forscher konterte mit guten Argumenten. Er wusste genau, wie es um seine Rechte stand und das machte er auch deutlich. Anders als Goro, der sich in gewisser Weise seinem Schicksal ergeben hatte. Wenn er auch genauso wenig preis gab, wie sein Herr und Meister. Trotzdem war die Art und Weise, wie sie es taten, völlig verschieden. Bei Goro hatte einen das Gefühl gepackt, er verheimliche große Dinge. Bei seinem Chef klang es einfach, als wolle er sich bilden. Faszinierend. Durchaus. Um die Wahrheit zu sagen hatte er auch recht – ein simpler Verdacht reichte wirklich nicht aus um eine Beobachtung anzuordnen. Normalerweise nicht, das stimmte schon. Letztendlich stimmte es aber auch, dass Azusa damit davon kommen würde. Immerhin war sein Verdacht kein kleiner, sondern glich beinahe schon einer Verschwörung. Sowohl Anwalt und Richter würden also seine Seite verteidigen, vor allem weil es sich hier um die Hauptstadt handelte und Azusa nicht nur ein beliebiger Samurai war. Er hatte aber auch verstanden, dass dieser Verdacht sich mit der Zeit immer übertriebener anhörte und der Begriff „Verschwörung“ brachte ihn fast schon zum lachen, so lächerlich klang es für ihn.
»Meine Forschungen fallen unter das Geheimnis der Wissenschaft. Wenn ich sie offenlege, können diese sofort weiterverbreitet werden und mein eigener Ruf sowie meine finanzielle Situation könnte darunter einen erheblichen Schaden erleiden. Aus diesem Grund möchte ich davon absehen.«
Diese Worte klangen zwar höflich genug, aber Azusa war durchaus in der Lage zwischen den Zeilen zu lesen. Man hatte nicht die geringste Absicht ihm antworten zu geben. Das hatte anscheinend keiner, dachte sich der Taira mit einem Hauch von Enttäuschung. Es stimmte ihn aber keinesfalls genervt. Dazu gab es keinen Grund. Er besaß einen langen Atem und wollte man ihm unbedingt Steine in den Weg legen, so war er mehr als nur bereit dazu, jenes zu erwidern. Freizeit? Wer brauchte das schon. Azusa auf keinen Fall. Er liebte seine Arbeit - sie gab ihm einen Nutzen. Er fühlte sich dadurch als wäre er etwas wert. So sehr er sich auch  von seinem Clan differenzierte, in die Shugonin Juunishi passte er rein. Dort wurde er gebraucht. Das wurde er sicherlich auch in seinem Clan, aber wofür würde er zurück kehren? Seine Eltern waren tot, sein Großvater auch nicht mehr und sein heimliches Interesse an den dunklen Dingen des Lebens passte nicht zu dem friedliebenden Volk auf Reisen. Er konnte so tun, als wäre er genau so – friedliebend und gütig. Das konnte er sogar sehr gut. Aber irgendwann machte es einen müde. Vor dem Kaiser brauchte er sich nicht zu verstellen und als Mitglied der Garde seiner Autorität war ein gewisses Interesse am „Finsteren“ sicher nicht zu rügen.
»Ach herrje, Satô-San.« Sagte es plötzlich und ein weiterer Herr betrat den Raum. Azusa wollte ihn grüßen, da fiel ihm das... Ding auf dessen Kopf auf. Ein Blume? Ein Gänseblümchen, da war er sich sicher. Warum? Da war er sich nicht mehr so sicher. Der Shugonin Juunishi hob sich die Hand vor den Mund, als könnte er jeden Moment loslachen. Natürlich tat er das nicht, dazu war er ein viel zu kontrollierter Mensch. Ein belustigter Funken leuchtete trotzdem in seinen Augen auf, die sich, erneut, vor Faszination geweitet hatten. Es stimmte tatsächlich, dass merkwürdige Leute sich ebenso merkwürdige Leute suchten und miteinander verkehrten. Für Azusa war es aber das erste Mal, so etwas mit eigenen  Augen zu sehen. Er senkte die Hand und spielte mit den Fingern an seiner goldenen Kette herum.
Ich weiß um Ihre Rechte bescheid und es ist gut, dass Sie das auch tun. Mein Verdacht allein berechtigt mich zu nichts.
Mein Rang aber schon, war die unausgesprochene Andeutung, die ihn wie ein süffisantes Balg hätte wirken lassen, wäre sie tatsächlich über seine Zunge gerollt. Tatsächlich mochte Azusa solche Argumente nicht. Sein Vater hatte ihm viel zu oft gepredigt das Ränge rein gar nichts über eine Person aussagten. Wie aber sollte er ohne eine solche Andeutung weiter kommen? Das sollte ihm mal jemand erklären. Er war kein Verhörspezialist. Er war ja nicht mal lange im Dienst, erst vor kurzem war er der Garde beigetreten. Und da sollte man ihm mal sagen, er arbeite nicht hart. Name und Alter bitte. Fragte er und legte den Kopf lächelnd schräg. Ein klares Zeichen von „ich ziehe mein Ding hier trotzdem durch, ob man das will oder nicht.“ Währenddessen deutete er zu den Sitzmöglichkeiten hier im Raum. Dabei bedachte er auch den Neuling mit einem kurzen Blick. Ich halte jegliche Verschwörungstheorien inzwischen auch für fehl am Platz. Es ist aber meine Arbeit sicher zu gehen. Das Buch verschwand nun nicht mehr im Beutel, sondern in einer der vielen Innentaschen seiner Jacke.
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Kuroreiki Masao

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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMo Mai 15, 2017 11:48 am

Interessant, das Objekt der Begierde wurde also wieder wie ein Köder weggesteckt. Sodass man sich sagen konnte, wo es sich befand und doch gleichzeitig bewies, wie unerreichbar es für ihn selbst war. Masao funkelte den Assistenten nochmals böse an, der auf seinem Stuhl zu verkümmern schien, ehe er beschloss, ihn überhaupt keines Blickes mehr zu würdigen. Je länger er hier war, desto länger war er nicht im Labor anzufinden. Auf ihn warteten Experimente, Arbeit und vielleicht auch die ein oder andere Erkenntnis. Kurzum: Masao hatte absolut keine Lust, länger an einem Ort wie diesem zu verweilen, der mit Normalsterblichen und einem übereifrigen Sklaven des Kaisers gefüllt war. Nein, das war definitiv nicht sein Metier und normalerweise wäre er auch nicht im Traum darauf gekommen, in dieses stumpfe Gasthaus einen Schritt zu setzen. Dummerweise jedoch hatten ihn diverse Personen in diesem Raum mit ihrer Inkompetenz dazu getrieben. Jener übereifrige Sklave schien jedoch noch lange nicht befriedigt zu sein. Er kannte zwar die Argumente an, doch machte er auch unterschwellig deutlich, dass er dennoch zu zufälligen Kontrollen und dergleichen autorisiert war. Masaos Augen hatten sich bei dieser kleinen Andeutung zu Schlitzen verengt und den Mann - der noch amüsiert über Gänseblümchen zu sein schien - eine lange Zeit gemustert. Vielleicht hatte er ja das Gefühl, bereits in Gedanken seziert zu werden?  Währenddessen dachte der Forscher nicht einmal im Traum daran, sich zu setzen. Es wäre ein Eingeständnis seiner Schuld und es wäre eine Aufgabe einer Position auf zumindest gleicher Höhe. Zumindest zum Teil würde es so aussehen, als ob er sich unterordnen würde und das tat Masao mit Sicherheit nicht. Keiner gab ihm Befehle. Selbst bei möglichen Interessenten, schickte er mindestens zwei Drittel wieder weg, weil sie mit ihrem möglichen Pseudo-Wissen sowieso nur seine Zeit verplempern würden. Demnach kratzte sich der Forscher demonstrativ hinter seinem Ohr, als der Weißhaarige auf die Sitzmöglichkeiten im Raum verwies.
»Kuroreiki Masao. 36.« Kein "Ich bin" oder "Mein Name ist", nein. Es waren direkte Informationen, nach mehr hatte der Shugonin Juunishi nicht gefragt und demnach erwiderte Masao auch nicht mehr. Es passte derweil sowieso zu seinem Wesen, denn er hielt sich sehr ungerne mit unnützen Details auf. Abgesehen davon, schien der junge Mann den Anschein erwecken zu wollen, nur seinen Job machen zu wollen. In Normalfällen war das vermutlich ein sehr positiver Charakterzug, doch bei Masao stieß er damit auf Irritation. Zwar hatte auch er selbst den Hang zum Perfektionismus, allerdings war ihm unverständlich, wie man sich mit diesem - wenn auch noch so kleinen Drang - einer Person, wie dem Kaiser unterordnete. Das System hielt zwar aktuell noch, aber man könnte es durchaus effizienter gestalten. So erweckte der Kaiser nur den Hass der Shinobi und früher oder später würde es eine Revolte geben. Da war sich Masao sicher. Es war interessant zu sehen, dass der Junge entweder keinen Kopf dafür hatte oder er sich schlichtweg komplett unterordnete. Womit man bei der Frage nach dem Warum war. Der Shugonin Juunishi drückte sich gewählt aus, weshalb Masao auf einen intelligenten Geist schloss. War es die Unerfahrenheit der Jugend? Ob ihm dennoch Reife fehlte? Hatte er gerade ein kleines Versuchsobjekt gefunden? Hm, vielleicht konnten seine Experimente doch ein wenig warten? Man bekam es schließlich nicht immer mit einem wahrlich scheinbar systemtreuen Shugonin Juunishi zu tun. In Masaos Augen blitzte es erheitert auf. Diejenigen unter den Anwesenden, die dieses Blitzen bereits kannten und es als unheilvoll erachteten, schluckten schwer. Masao stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich leicht vor. »Nun, hier scheint es einen zumindest ansatzweise interessanten Geist im Raum zu geben. Wieso erst die Verschwörungstheorie und die Beobachtung und dann lediglich das nunmehrige Sichergehen?« Masao machte eine abschweifende Handbewegung. »Rein hypothetisch könnten wir hier alle als Verschwörer stehen und davon kommen, indem wir - oder vielmehr ich, geschuldet durch den geistigen Zustand mancher Leute - lediglich die richtigen Worte sagen. Oder hat dich mein Aufzählen meiner mir bekannten Rechte durch meine eigene Person und nicht die deine etwas aus dem Konzept geworfen?« Vermutlich hatte es das nicht, doch Masao war erpicht darauf zu sehen, wie der junge Mann mit einem kleinen Vorwurf an seine Person klar kam und wie er damit interagierte. Wenn er schon hier sein musste und wenn sich diese Unterhaltung offenbar weiter ziehen würde, dann könnte er zumindest einmal einem Shugonin Juunishi auf den Zahn fühlen. Es interessierte ihn nämlich irgendwo wirklich, wieso diese sich einer Person unterwarfen, die seiner Ansicht nach nicht einmal von Intelligenz zeugte. »Wie ist dein Name, Shugonin Juunishi. Weshalb hast du diesen Beruf inne? War es dein Traum, deinem Kaiser zu dienen? Einen Traum, welchen wir sicherlich alle haben? Oder waren es andere Umstände? Wenn ja, welche? Wie würdest du darauf reagieren, wenn jemand deinen Kaiser in Frage stellt? Nicht, dass ich das hiermit tue, aber wenn ich schon meine Zeit mit meinen Assistenten verplempern soll, dann möchte ich auch meinen Wissensdurst ausleben.« Es war eigentlich eine ganz plausible Erklärung, die Masao hier vermutlich lieferte. Zudem hatte er nichts offenkundiges gegen den Kaiser unternommen oder gesagt. Abgesehen davon war der Sturz des Kaiserreiches nicht direkt in seinem Interesse. Ja, Masao klügelte sich einen Kampf lieber aus und wenn er diesen - zum jetzigen Zeitpunkt - nicht gewinnen konnte, dann kehrte er dem Schlachtfeld einfach den Rücken zu. Sollten doch andere Sterben und ihr Dasein in Gefängnissen oder mit Markierungen fristen. Ihm war das alles sehr egal. Genauso egal, wie das Kaiserreich mit Shinobi umging. Sollten sie sie töten. Wenn sie dumm genug waren, sich zu stellen oder dergleichen, hatten sie es nicht anders verdient. Mitgefühl für Unterdrückte oder dergleichen brauchte man von dem Forscher nicht zu erwarten. Er konnte auf Zeit alleine seinen Boden halten und alles andere war ihm wie gesagt egal.

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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMo Mai 15, 2017 4:08 pm

Der Forscher zog die Augen zu Schlitzen und bedachte Azusa mit einem Blick, der alles andere als gütig war. Tatsächlich brannte er inzwischen unangenehm auf der Haut des Weißhaarigen und er hätte das Gesicht voller Unwohlsein verzogen, erlaube er sich denn so eine Reaktion. So wie es stand, tat er das nicht. Lediglich seinen Mundwinkel sah man einmal zucken und das war es dann auch. Seine Fassade war nicht leicht zu durchbrechen, obwohl Azusa von der einen in die nächste Situation geworfen wurde, ohne dabei auf Unterstützung zu hoffen. Und Unterstützung würde er bekommen, wenn er danach fragte. Das würde er aber nicht. Weniger zeugte das von seinem Versprechen zu Goro, sich allein darum zu kümmern. Mehr war der Grund, dass er sich beweisen wollte. Für so eine Situation brauchte er keine Unterstützung, es wäre ja gelacht, würde er das nicht alleine hinbekommen. Auch wenn man immer noch keinen Willen zeigte, ihm seine Arbeit einfach zu machen. Der Forscher machte nicht den Anschein, als wolle er sich setzen und ignorierte das Angebot ohne weiter darüber nachzudenken. In Ordnung. So würden die Dinge also laufen. Damit konnte er umgehen. Wenigstens eine Sache lief aber anders, als zuvor. Es wurde ihm nämlich geantwortet – dabei handelte es sich sogar um die Information die Azusa auch haben wollte. Wenn sie auch knapp ausgedrückt wurden. Name und Alter, nicht mehr und nicht weniger. Kuroreiki Masao war also der Name des Forschers vor ihm und er war 36-jahre alt. Trotz seines Eigensinnes fand Azusa den Umgang mit ihm jetzt schon weniger frustrierend als der mit Goro zuvor. Hatte das Schicksal doch erbarmen mit ihm? Ausnahmsweise, vielleicht. Da man also einigermaßen mit ihm kooperieren würde, nahm er erst einmal Platz. Er hatte mit Goro immerhin genug herumgestanden, erst am Haupttor und dann in diesem Zimmer. Seine Beine hatten eine Auszeit verdient und die würde er ihnen auch gönnen. Azusa schlenderte also gemütlich zu einem der Stühle im Raum und lies sich dort nieder. Neben ihm stand ein runder Holztisch, auf wessen er den Ellbogen lehnte um mit der Hand das Gesicht zu stützen. Dann sah er wieder zu Masao, der sich die Hände in die Hüften gelegt hatte und sich leicht vorbeugte. Azusa hatte schwören können etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen, doch so richtig deuten konnte er es nicht. Wusste es nicht zu deuten und so verfrachtete er diesen Ausdruck in die hinteren Ecken seines Bewusstseins für später. Wenn das überhaupt nötig werden würde. Anhand der Frage, die ihm folglich gestellt wurde, hob Azusa die Augenbrauen. Weniger eine Frage als ein offener Vorwurf und das stimmte den Taira doch sehr überrascht. Worauf wollte der Forscher hinaus? Nun, dafür dürfen Sie sich hauptsächlich bei Satô-san bedanken. Bis er bereit war mir irgendetwas zu sagen – was er übrigens sehr lange nicht hat – klang es mit großer Wahrscheinlichkeit nach irgendeinem illegalen Unterfangen. Auf meine Frage hin wie zufrieden er denn mit dem Kaiserreich sei antwortete er mit einem Übermaß an Nervosität. Im Grunde kann man sagen – je weniger Informationen er mir gab, desto verdächtiger wirkte er. Je mehr Informationen ich letztendlich aber bekam, desto unwahrscheinlicher war es anzunehmen, dass er irgendetwas plante. Während seiner Erklärung hatte Azusa Goros Blick gesucht, nur um sich dann wieder Masao zuzuwenden. Rein hypothetisch könnte ich auch nur so tun, als würde ich Ihren Worten glauben schenken. Meine Absichten könnten anders sein, als ich sie preis gebe. Allerdings finde ich so zu denken recht unnütz – wobei es für jemanden, der tatsächlich böses plant sehr fraglich ist, das anzusprechen. Immerhin legen Sie mir damit nahe, Ihnen zu misstrauen, oder etwa nicht Kuroreiki-san? Während er sprach, spielten seine Finger mit den Haarsträhnen, die sich um seinen Hals herum ausbreiteten. Dabei war sein Lächeln so neutral wie eh und je. Seine Augen aber erhellten sich durch wachsendes Interesse. Interessiert an dieser Unterhaltung war er nämlich wirklich. Der Forscher war, in seinen Augen, ein faszinierender Mann und Azusa würde es sich nicht nehmen lassen, das weiterhin auszukosten. Trotzdem überraschten ihn die vielen Fragen, die ihm gestellt wurden. Klar, ähnliche Fragen hatte auch er gestellt, nur tat er das um seine Arbeit zu tun und nicht aus eigenem Interesse. Hier aber schien es anders zu sein? Der Taira runzelte leicht die Stirn – ohne dabei sein Lächeln zu unterbrechen - und legte den Kopf fragend schräg. Man wollte ihn verstehen. Analysieren. Aus ihm schlau werden. Azusa ignorierte das Unbehagen, welches sich in ihm breit machte und indem er die ersten paar Momente einfach gar nichts sagte, krallte er sich an die geliebte Privatsphäre, die ihm drohte aus den Fingern gerissen zu werden. Er musste nicht antworten. Das wurde ihm wenig später bewusst und das Chaos in seinem Inneren wurde ruhiger. Nein, müssen tat er hier gar nichts. Obgleich es höflich wäre, eine Antwort zu geben – wenigstens den Namen, da man ihm das Gleiche genannt hatte. Mehr aber als welche Frage er mit einer Antwort würdigen würde, interessierte es denn Weißhaarigen woher das plötzliche Interesse kam. Noch vor kurzem hatte es den Forscher wenig kümmern können, wer da vor ihm stand, solange man ihm sein Zeug zurück gab. Das war aber nicht möglich, noch nicht und deshalb stellte er jetzt solche Fragen? Weshalb? Der Wissensdurst, war die Erklärung, die ihm gegeben wurde und obwohl es schlüssig klang, musste sich Azusa fragen, ob das wirklich alles war. So richtig glaubte er das nicht. Antworten musste er also nicht. Er machte es trotzdem, denn er konnte nachvollziehen wie es sich anfühlte, etwas wirklich wissen zu wollen. Dabei hatte er nur vorsichtig zu sein.
Mein Name ist Taira Azusa. Ob der Name Taira nun eine Glocke läutete oder nicht, war dem Weißhaarigen egal. Das würde es in den meisten Fällen sowieso nicht, denn sein Clan gehörte mehr zu den Unbekannteren und obwohl sie von einem Ort zum nächsten reisten, waren sie wohl eher als Schaustellertruppe bekannt. Die nächsten Worte hatte er sich in der kurzen Stille behutsam zurecht gelegt. Weshalb ich dem Kaiser diene? Seine Vision für die Welt ist inspirierend. Das war weder gelogen, noch vollkommen wahr. Inspirieren tat es den Shugonin Juunishi wenig. Faszinieren aber schon und das konnte man seinen Augen, die förmlich aufleuchteten, sicher ablesen. Seine Obsession für Kaiser Maeda Gou war nicht offensichtlich, aber durchaus mal hier und mal da zu erahnen. Ich will das Mittel zum Weg sein, das ihn seine Ziele erreichen lässt. Ein Kommentar der sich recht masochistisch anhörte und den Azusa sich im Nachhinein doch lieber gespart hätte. Aber jetzt war er gesagt und es war  die Wahrheit. Irgendetwas musste er seine verruchte Existenz ja widmen und der Kaiser gab ihm diese Chance.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMo Mai 15, 2017 8:31 pm

Masao musste gar nicht zur Linken des Shugonin Juunishi blicken, denn er wusste auch so, dass Goro sich panisch umblickte und nach einem Fluchtweg suchte. Die Tatsache, dass sein lieber Kontrolleur auch noch Blickkontakt mit ihm aufnahm, machte die Sache für ihn auch nicht wirklich besser. Nein, er führte aus, wie unglaublich dumm Goro anscheinend - mal wieder - gewesen war und mit dem Einknicken wohl seinen Hals gerettet hatte. Schade eigentlich, denn Masao wäre diese Inkompetenz gerne losgeworden. Zumindest dachte er es sich in diesem Moment. Kurz war er versucht, eine seiner Spritzen herauszunehmen und Goro ein wenig von kosten zu lassen, doch Gänseblümchen riss ihn aus diesen Faszinationen, indem er zu Goro ging und ihn zu beruhigen versuchte. Guter Mann. Zumindest ansatzweise, wenn auch dennoch oft untauglich. Während die Assistenten ihre gegenseitige Anwesenheit zu genießen schienen, lauschte Masao weiter unbewegt den Worten des Weißhaarigen, der offenbar die Spitzen in Masaos Frage durchschaut hatte. Er ließ sich weder provozieren, noch nahm sein Tonfall etwas Unsachliches an. Guter Junge. So viel stand fest: Beirren ließ er sich nicht. Und er setzte noch einen drauf: »Immerhin legen Sie mir damit nahe, Ihnen zu misstrauen, oder etwa nicht Kuroreiki-san?« Wie Goro zuvor dem Shugonin Juunishi, entlockte letzterer wiederum ein Schmunzeln. Gute Kombination und gute Antwort. Ja, der Junge wusste, was er tat und wie er sein Gegenüber vermeidlich ausmanövrieren konnte. Oder das glaubte. Ein dunkles Lachen kam aus der Kehle des Forschers, welches aber nicht lange anhielt. Diese Konversation könnte wahrlich interessant werden. »Ich würde generell empfehlen, jedem Menschen zu misstrauen. Zwar ist es mir eine endlose Last, hier aufzukreuzen und den Scherbenhaufen meines Assistenten aufzulesen, doch insofern sich der Gute wieder so läppisch aufgeführt hat, wie ich es in Erinnerung habe, so ist es nur verständlich. Ich hätte ihn zwar eher mit Reagenzien in Verbindung gebracht, als mit einem Gasthaus, doch scheinst du zumindest die Grundvoraussetzungen für deinen Beruf zu beherbergen.« Ein Lob verließ nicht oft Masaos Lippen, doch in diesem Fall konnte man es wohl kaum unterbinden. Ja, der junge Mann schien tatsächlich interessant zu sein und eine gewisse Intelligenz zu besitzen. Allerdings schien er sehr auf seine Vorgehensweise zu achten und wollte - wie er sagte - alles richtig machen. Demnach konnte Masao ihn sich als künftigen Informanten wohl aus dem Kopf schlagen. Er war zu treu, um seinen Kaiser irgendwie mittels Informationen zu hintergehen, die er an Außenstehende weiterleitete. Was sich noch später bestätigen sollte. Es war wirklich schade, denn so musste Masao diverse Informationen selbst sammeln. Gänseblümchen hatte anscheinend auch nicht allzu viel herausgefunden, was von Interesse wäre - was wieder einmal zeigte, mit was er sich täglich herum plagen musste. Ach, er sollte sie alle in irgendeine andere Dimension sperren und dafür Sorge tragen, dass man ihnen die Haut abnagte, aus deren Partikeln er weitere Gifte und andere Substanzen herstellen konnte, die für seine weitere Forschung relevant wären. Allerdings war das Zukunftsmusik und er würde sich auf der Heimreise noch eine gute "Bestrafung" ausdenken können.
Demnach widmete er also wieder dem Shugonin Juunishi, der den Namen Taira Azusa trug, seine Aufmerksamkeit. Taira. Masao hatte hier und da einmal etwas von diesem Clan gehört, doch abgesehen von einem Sammelwerk über die Clans der Shinobiwelt konnte man eher weniger hoffen, ihn in einem Buch erwähnt zu finden. Sie waren eher nicht an Kämpfen beteiligt und hatten keinen festen Wohnsitz. Allerdings - und das war das wichtige - besaßen sie angeblich eine Augentechnik. Hm. Das könnte durchaus interessant werden. Ja, es war durchaus eine gute Basis für das nächste Versuchsobjekt - wären da nicht die letzten beiden Aussagen aus dem Mund Azusas gekommen.
Hatte es ab und an zuvor noch leicht amüsiert in Masaos Augen aufgeblitzt, so weiteten sich seine Augen nun und die Augenbrauen kräuselten sich. Auch die Mundwinkel des Forschers verzogen sich. Nach unten. Es wirkte ein wenig ratlos und doch spiegelte es wachsendes Desinteresse wider. Oder Enttäuschung? Dem Kaiser dienen aufgrund einer inspirierenden Vision. Das Mittel zum Zweck, sodass er seine Ziele erreicht. »Huh.« Da war er wieder, dieser unbeeindruckte Laut. Eigentlich hätte Masao sich nun das Buch oder seine Assistenten greifen, sie zur neuen Abschrift zwingen, und den Raum wortlos verlassen können. Stattdessen fiel ihm eine gewisse Faszination auf, die sich in den Augen des Tairas widerspiegelte. War dahinter vielleicht mehr? Der Junge schien sich eindeutig dem Kaiser verschrieben zu haben und würde vermutlich keinen Zentimeter von diesem Weg abweichen. Nur fragte Masao sich gerade auf rein wissenschaftlicher Basis, ob dies so gesund für ihn wäre. Oder für ihn gewesen war. Je nachdem, um was es sich bei diesem Funkeln handelte, den er gesehen hatte. Allerdings zuckte er im Hier und Jetzt lediglich mit den Schultern. »Es ist enttäuschend und ermüdend so etwas zu hören. Was ist deine Ansicht nach die Vision deines Kaisers? Wieso ordnest du dich ihr unter, wenn du doch offenbar deine eigene Vision haben möchtest? Ich möchte natürlich nicht an dieser feinen Vision, die du da hast, kratzen und sie in den Dreck ziehen...« Aber nein, wie könnte er auch nur. Sein Tonfall war tatsächlich ernst und mit nichten schien es, als ob er sich darin über das, was der Weißhaarige gesagt hatte, lustig machte. »... doch kommt es mir komisch vor, dass jemand wie du, der einen bestimmten Blick auf die Dinge und sein Umfeld hat, sich davon einengen lässt. Was erhoffst du dir davon, sein Mittel zum Zweck zu sein? Anerkennung? Respekt?« Tch. Masao verschränkte wieder die Arme vor seinem Oberkörper, wobei er einen Ellbogen samt Arm senkrecht auf den anderen Arm stützte und sein Gesicht in die daraufhin offene Handfläche legte. Es wirkte in gewisser Hinsicht so, als ob er auf einem Balkon lehnen würde. Währenddessen musterten die goldgelben Augen unergründlich sein Gegenüber. »Ein Mittel zum Zweck ist ein Werkzeug, dessen man sich bedienen kann. Ist der Zweck vollendet, was möchte der Mensch dann noch mit dem Werkzeug anfangen, hat er doch alles damit erreicht?«
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMo Mai 15, 2017 10:59 pm

Oh. Da musste Azusa den Forscher ja irgendwie zufrieden gestellt haben, denn ein Schmunzeln machte sich in seinen Zügen breit, gefolgt von einem dunklen Lachen. Ein Gefühl von Errungenschaft erfasste den Shugonin Juunishi, denn damit hatte er nicht gerechnet. Diese Reaktion machte den Mann deutlich sympathischer, wenn Azusa ihn auch davor als so empfunden hatte. Nach dem Schock, der durch sein Aussehen hervorgerufen wurde, verstand sich. Bei ihm handelte es sich nämlich um einen schlauen, belesenen Mann, der sich nicht selbstbewusst gab, sondern es war. Für einen kurzen Moment erinnerte sich Azusa zurück an Goros Beschreibung des Mannes und die war inzwischen so lächerlich, das man sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie er überhaupt bei dieser gelandet war. Nervosität war wohl wie üblich der Auslöser gewesen, es war anzunehmen, dass er sowieso nicht klar denken konnte, nicht während einer Kontrolle und schon gar nicht mit einem Diener des Kaisers. Das war die häufige Reaktion, wenn auch nicht so übertrieben, wie heute. Es war ein Tag, den Azusa nur ungern vergessen wollte, hatte er doch viel zu viel neues erkunden dürfen und viel zu interessante Menschen um sich herum. Und einer dieser Menschen, nach Goro - an dem er einen deutlichen Gefallen gefunden hatte - der am interessanteste Mensch, sprach sogar einige Worte des Lobes aus. Auch war ein, bestimmt, gut gemeinter Rat dabei – jedem Menschen generell zu misstrauen. Eine Meinung, die sich nicht zu sehr der des Taira widersprach. Er traute nämlich niemandem. In gleichem Zug misstraute er aber auch nicht, stattdessen befand er sich, wie so oft, in einem grauen Bereich der Neutralität. Es musste letztendlich nach Erfahrung abgeschätzt werden, mit wem man zurecht kam und mit wem nicht. Wer nützlich sein konnte oder wer wiederum nicht. Das hatte nichts mit Trauen zu tun, sondern mit gegenseitigem Geben und Nehmen. Wobei er sich sowieso dem richtete, was der Kaiser für richtig entschied. Und ob er dem traute? Nein. Das musste er aber auch nicht. Es war auch nicht seine Aufgabe das zu tun. Seine Aufgabe lag im Ausführen von Befehlen und damit gab sich der Weißhaarige zufrieden. Jenes spiegelte sich in seinen Worten wieder und das wiederum gefiel dem Wissenschaftler so gar nicht. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten und er schien sogar... enttäuscht? Der plötzliche Stimmungswechsel setzte der Atmosphäre einiges zu und es baute sich eine gewisse Spannung im Raum auf. So nahm es Azusa auf jeden Fall war, aber dadurch ließ er sich nicht beirren. Der unbeeindruckte Laut des Wissenschaftlers schlug demnach auf taube Ohren – er wurde mit üblichem Lächeln und wachsamen Augen geduldet. Masao ergriff erneut das Wort und seine Worte legten die Unzufriedenheit in Azusas Aussagen offen dar. Enttäuschend und ermüdend, nannte er es. Er konnte es also nicht nachvollziehen. Natürlich nicht, damit hatte keiner gerechnet. Sein Tonfall war auch zu ernst, als das er sich über die bedingungslose Loyalität des Weißhaarigen lustig machte. Er war aber neugierig zu hören, zu verstehen, was die Beweggründe hinter so einem denken war und Azusa konnte das verstehen. Wenn jedoch nicht nachvollziehen – der Kaiser war ein großer Mann, dem sich jeder beugen sollte. Shinobi besonders. All das was sie der Welt gebracht hatten, war Chaos, Krieg und Tod. Der Kaiser war anders. Doch selbst wenn nicht, an Azusas Loyalität würde es nichts ändern.
„Was erhoffst du dir davon, sein Mittel zum Zweck zu sein? Anerkennung? Respekt?“
Was erhoffe er sich? Respekt sicher nicht, auch wenn er solchem nicht abgeneigt war. Das waren die wenigstens. Anerkennung? Ja, das war ein großer Teil dessen, was er hoffte zu finden. Anerkannt zu werden, als Mitglied eines Reiches, in das er auch passte. Wo er nicht fremd war. Sich nicht fremd fühlte und schon gar nicht benahm. Anders als bei seinem Clan. Azusa war weder nett, noch fies. Weder gnädig noch herzlos. Er schätzte Frieden, gleichzeitig aber das Chaos. Seine ganze Person bestand aus Zwiespalt, was Grund für die ständige Irritation in seinem Inneren darstellte. War er Samurai oder Shinobi? Welche Eigenschaften besaß er. Konnten sich solche Titel überhaupt durch Eigenschaften differenzieren? Zu viele Fragen und zu wenig, das sich beantworten ließ. Demnach, war was er wollte nur eines.
Einen Ort zu dem ich gehöre. Irgendwann, während dem Prozess seiner Gedanken, war Azusas Lächeln abhanden gekommen und ein ernster Blick hatte in seinen jungen Zügen Gestalt angenommen. Er blickte während seinen Worten finster zu Boden – nachdenklich, als wäre er irgendwo anders und nicht hier, in diesem Raum. Azusa brauchte allerdings nicht lange um sich wieder zu fangen und aus seiner Starre zu blinzeln. Er senkte die Hand, mit der er sich die Wange gestützt hatte und richtete sich im Stuhl gerade auf. Seine Aufmerksamkeit flog zurück zum Forscher, der, ähnlich wie er selbst wenige Momente zuvor, die Hand hob um sich das Gesicht auf die Handfläche zu legen. Goldgelb traf auf giftgelb und der unergründliche Blick des Wissenschaftlers dominierte den, des Jüngeren. Das war anhand seiner Gemütslage nicht schwer, war er doch immer neutral und blieb es auch. Das blieb er, außer in diesem Moment, denn die Worte seines Gegenübers machten den Versuch, das übliche Lächeln zu beleben, zunichte.
„Ein Mittel zum Zweck ist ein Werkzeug, dessen man sich bedienen kann. Ist der Zweck vollendet, was möchte der Mensch dann noch mit dem Werkzeug anfangen, hat er doch alles damit erreicht?“
Masaos Worte trafen einen wunden Punkt, von dem Azusa noch nicht einmal wusste, dass er existierte. Seine Augen weiteten sich und für einen Moment war in ihnen eine Emotion zu finden. Nicht länger als einen Herzschlag lang, aber sie war da gewesen. Angst. Irgendwann würde sein Nutzen ein Ende finden, dessen war er sich durchaus bewusst. Und dann? Ja, Angst war definitiv dar. Gewesen. Verschlungen von eisernem Wille, genährt von Loyalität und diese genährt von Obsession. Anders konnte man seine Faszination mit dem Kaiser nicht nennen und sie war stark genug um Gefühle des Zweifels zu verscheuchen.
Solange der Kaiser mich braucht, werde ich ihm ein Werkzeug sein. Ist dies nicht länger der Fall, ist es meine Pflicht zu sterben. Denn gleichzeitig würde Azusa seinen Platz in der Welt verlieren. Die Vision des Kaisers ist eine der absoluten Einheit. Die ganze Welt wird letztendlich unter seine Führung fallen. Und ist das nicht der Fall, gehe ich gerne mit seinem Reich unter. Krass, für einen fünfzehnjährigen, so zu denken - war seine Denkweise doch von Unsicherheit und der Scham seines Wesens geformt. In Azusas Kopf klang es jedoch perferkt schlüssig und normal. Als könne er sich keine andere Lösung vorstellen. Das konnte er auch nicht. Aber genug von mir. Sagte er - Lächeln intakt und ein Hauch von neuem Selbstbewusstsein dahinter. Was es mit Ihrer Giftforschung auf sich hat, würde mich interessieren, Kuroreiki-san. Ohne Antworten können Sie nicht gehen.
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Kuroreiki Masao

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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeDi Mai 16, 2017 8:14 pm

Masao und der Kaiser. Es war so eine Beziehung, über welche sich vermutlich einige seiner Geschäftskunden Gedanken machten. Oder einige seiner Assistenten. Masao unterstützte den Kaiser aktuell weder, noch intrigierte er gegen ihn. Nein, der Forscher verhielt sich bislang neutral, doch fragten sich manche, was er wirklich über diesen großen Mann dachte. Der Mann, der zwar eine Vision hatte und diese mit anderen teilen, sich gar die bedingungslose Loyalität - wie in Azusas Fall - einverleiben konnte. Seine Vision wurde hierbei durch Wahrheiten gestützt. Wahrheiten wie Leid, Angst und den Tod, welche die Shinobi übereinander gebracht hatten und damit auch auf die zivile Bevölkerung. Jene Bevölkerung waren zumindest im Bereich der Hauptstadt die Augen vorzugsweise kritisch geöffnet worden und ja, es war leicht, dem nachzugeben. Es war leicht, die Welt nur in Schwarz und Weiß zu sehen. So ging es auch den Assistenten Masaos, denn der ein oder andere entdeckte in sich eine kleine Sympathie. Allerdings wusste er auch, dass Shinobi nicht nur Schlechtes taten. Es war, als würde man zwischen den Fronten stehen. Masao agierte nicht, sondern hielt still. Noch. Ihm war es kein Bedürfnis, jemanden zu stürzen. Ihm war es kein Bedürfnis, sich mit den Sorgen und Problemen von "normalen" Menschen auseinanderzusetzen. Menschen, welche er - bis auf wenige Ausnahmen - alle als Idioten abstempelte.
Eine solche Ausnahme hätte schlichtweg auch Taira Azusa sein können. Masao hatte gehofft in seinen Worten so etwas wie einen Antrieb aus der Vergangenheit zu finden. Irgendein Vorfall, welchen den jungen Mann zur bedingungslosen Loyalität einer Person, welche zum Zentrum einer ganzen Bewegung geworden war, rechtfertigte. Aber nein, da war nichts gewesen. Oder doch? Masao verzog seine Miene kein bisschen, als der Taira schlichtweg mit der Wahrheit antwortete. Einen Ort, zu dem er gehörte. Masao agierte auch hier nicht, sondern blickte den Weißhaarigen einfach nur an. Viele schienen in diesen Tagen einen Ort zu suchen, zu welchem sie gehörten. Es war noch nicht lange her, seitdem das heutige Kaiserreich die Macht ergriffen hatte. Natürlich mussten sich viele Individuen noch selbst ausloten. Wie sie dazu standen. Darunter natürlich auch Shinobi. Manche passten sich an. Manche wurden radikal. Nur die Klügsten hatten wohl eine klare Vorstellung von ihrer Person und ließen sich von nichts und niemandem etwas sagen. Masao zählte sich selbst darunter - wie könnte es auch anders sein. Wie dem auch war, so hatte der junge Shugonin Juunishi offenbar Ängste, seine Zugehörigkeit zu verlieren. Oder seine eigene Person, welche er offenbar rein vom Dienst am Kaiser abhängig machte. Musste das nicht wie ein Mühlstein um seinen Hals sein? Nicht, dass der Forscher sich Sorgen machte, nein nein. Aber es war gefährlich, wenn ein junger Mann kein charakterliches oder persönliches Ziel hatte und stattdessen sein Heil in den Zielen einer anderen Person suchte. Es schwächte den Charakter. Es schwächte seine eigene Persönlichkeitsfindung und vor allem: Es machte ihn zum Märtyrer. Masao hatte in seiner Laufbahn und auch in der Zeit, in welcher er im Gefängnis saß, schon einige armseelige Persönlichkeiten gesehen, doch am meisten waren ihm jene suspekt gewesen, die nicht aus eigenem Ansporn handelten. Es zeugte seiner Ansicht nach von Schwäche - und der Taira bestätigte diesen Eindruck. Bestätigte ihn, in dem er Masao schwer seufzen ließ. Enttäuschend seufzend. Denn in den jungen Augen war deutlich - wenn auch nur kurz - eine Angst um die eigene Existenz sichtbar geworden. Natürlich verflog es wieder. Natürlich wurde es unterdrückt. Doch das Starren auf den Boden, der Kampf um die eigene Ausstrahlung... Es war allgegenwärtig - zumindest für ihn, denn seine beiden Assistenten waren wohl zu untauglich, um dergleichen zu sehen. Es war ein Wunder, dass sie sich nicht aus Versehen mit dem schweren Originalbuch erschlagen hatten. Zumindest einer von ihnen... vielleicht wäre es für eben diesen besser gewesen.
Masao legte mit einem Knacken den Kopf schief und winkte ab, als wollte er nichts weiter hören. Man sah in seinen Augen eine deutliche Geringschätzung. »Ein jeder Mensch kann sich selbst den Ort bilden, zu welchem er gehört. Es ist eine Frage der Persönlichkeit. Manche Menschen haben eine und entwickeln sich weiter. Manche haben keine und machen es sich leicht. Dafür treten sie für immer auf einer Stelle.« Es klang abschätzend, was dadurch verstärkt wurde, dass Masao nun auch die Nase rümpfte. Es war keine direkte Kritik gegen den Kaiser. Vielmehr war es aus seiner Position heraus eine Kritik an der einfältigen Denkweise dieses Jungen. Denn das war sie seiner Ansicht nach: einfältig. Und Masao hasste Einfältigkeit. Immer die gleichen lahmen Begründungen. Immer die gleichen Fehler. Kein Fortschritt. Er liebte Fortschritt. »Hier stehst du und möchtest dein Leben für eine andere Person wegwerfen, anstatt dich selbst zu entwickeln. Verdummung nenne ich das. Zu faul, um sich seine eigenen Gedanken zu bilden? Es ist einfach, sich den Visionen einer anderen Person unterzuordnen - seien sie auch ehrbar -, aber gleichzeitig ist es Verrat an der eigenen Persönlichkeit. Entfalte dich. Habe deine eigene Meinung. Deine eigenen Gedanken. Sonst bist du nur eine Marionette in den Händen eines Puppenspielers. Tch. Sein Leben wegzuwerfen ist jämmerlich.« Masao rollte mit den Augen und kratzte sich an der Schläfe. Er hätte die nächsten Fragen ignorieren können, doch vermutlich müsste er dann länger hier verweilen. Und nach dieser Konversation gerade war ihm die Lust daran vergangen. Einfältiges Kind. Es hatte sich gefangen. Lächelte wieder. Masao sah ihm nicht in die Augen, würdigte den jungen Mann keines Blickes. »Meine Giftforschung bezieht sich auf mein Interesse für eben diese. Nicht mehr und nicht weniger. Manche Mediziner forschen nach Krankheiten, um Gegenmittel zu finden. Ich forsche nach Giften, um diese zu erkunden und Neutralisierungen zu erschaffen. Folglich bin ich keiner dieser einfältigen Attentäter, die bei Nacht und Nebel in ein Gebäude einbrechen, um der darin schlafenden Person für immer den Atem zu rauben - insofern du das befürchtet hast, Taira Azusa.«
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMi Mai 17, 2017 11:50 am

Selbstbewusst. Direkt. Wusste was er mochte und umso besser was er nicht mochte. Ein prächtiges Vorbild für dessen, was sich Eigenständigkeit nannte. Das war der Mann und Wissenschaftler Kuroreiki Masao. Ein unüblich starker Wille in einem unüblichen Körper. Das vollkommene Gegenstück zu Azusa und das musste jedem doch sehr offensichtlich sein. Obwohl sich ein paar Ähnlichkeiten finden ließen, wie zum Beispiel die Augenfarbe und der Wissensdrang, lagen ihre Denkweisen meilenweit entfernt. Was anfangs aufrichtiges Interesse gewesen war, verwandelte sich in enttäuschtes Seufzen und offene Geringschätzung. Sie lag klar und deutlich in den Augen des Wissenschaftlers zu lesen – da machte er sich keine Mühe es zu verbergen. Warum sollte er auch? Es war eines jedermanns Recht auf seine eigene Meinung. Diese erläuterte er auch, nachdem der Kopf knackend zur Seite gelegt wurde. Es klang abschätzend und das Gesicht wurde verzogen. Azusa bedachte diese Geste mit leicht gehobener Augenbraue und aufrechter Statur. Eine Marionette nannte man ihn. Wie passend. Jämmerlich? Das mochte sein Gegenüber zwar denken, aber Azusa stimmte dem nicht zu. Wobei es ihm sowieso egal war, wie andere seine Loyalität zuordneten. Demnach lag auch nichts falsches darin, wenn eine Marionette sich als solche realisierte, denn das war er und dem würde er sich fügen. Dem hatte er sich gefügt. Ob er es sich damit einfach machte? Bestimmt. So hatte er nicht über die Seiten seiner Selbst nachzudenken, die weniger ansehnlich und bereit für die Gesellschaft waren. Aber auch das war egal, solange er dem Kaiser nützlich sein konnte. Es war sein Weg des Lebens, der würde sich auch nicht allzu schnell ändern – wenn überhaupt – und das schon gar nicht durch abschätzende Worte. Dazu griff seine Entschlossenheit zu tief – dafür hatte sie schon zu große Wurzeln geschlagen. Er entgegnete dem Augenrollen also mit Neutralität – einem zufriedenen Lächeln, welches umso breiter wurde, als seine Frage mit einer Antwort gewürdigt wurde. Dabei wusste Azusa, dass Masao gar keine andere Wahl hatte, wenn er frühzeitig wieder gehen wollte. Und das wollte er definitiv, denn das anfängliche Interesse, die Lust auf ein Gespräch, war verflogen und hinterließ lediglich einen mürrischen Blick und Augen, die keinesfalls die seinen suchten. Blickkontakt wurde vermieden. Azusa hätte auflachen können. Das tat er auch, innerlich, diskret. Es schien als habe man ihn zur Seite geworfen, da seine Antworten sich als nicht zufriedenstellend heraus gestellt hatten und sicherlich war das auch der Fall. Das interessierte den Weißhaarigen jedoch getrost wenig, gab es doch nur eine Person die ihn brauchen musste. Er war auch nicht hier um Freundschaften zu schließen, solche brauchte er so oder so nicht, sondern um seine Arbeit zu tun. Arbeit, die während dem vorherigen Gespräch in den Hintergrund gerutscht war und nun darauf wartete, erneut in den Vordergrund zu treten. Diesen Auftritt würde Azusa nur zu gerne wahr werden lassen.
Für so eine Person hielt ich Sie bei weitem nicht. Obwohl viele das sicherlich tun – so ungewöhnlich, wie Sie aussehen. Ich bin allerdings niemand, den das wirklich interessiert – das Äußerliche. Sagte er und im Gegensatz zu Masao, ließ er seinen Gegenüber nicht aus den Augen. Für den hinterhältigen Typ hielt er den Mann nämlich wirklich nicht. Es war dem Shugonin Juunishi äußert kurios und seltsam, doch in den kurzen Minuten ihres Zusammenseins hatte sich so etwas wie Respekt aufgebaut. Respekt für die starke Persönlichkeit des Wissenschaftlers und seiner unverblümten Art mit anderen zu agieren. Für Azusa war ein solches Verhalten schier undenkbar. Könnte er vielleicht auch so sein? Wäre sein Leben anders verlaufen, vielleicht hätte auch er es in sich gehabt, so selbstbewusst von eigenen Idealen und Überzeugungen zu reden. Eine befremdliche Vorstellung, je länger der Weißhaarige darüber nachdachte und so entschloss er, es einfach nicht mehr zu tun. Wie er sicherlich schon einmal erwähnt hatte – es brachte nichts in Hypothesen zu denken. Was tatsächlich der Fall war, war entscheidend. Ich würde gerne davon ausgehen, dass Sie genauso direkt sind, wie Ihre Worte Sie scheinen lassen. Azusa steckte die Hand unter seine Jacke und in die Innentasche, in der sich das Buch befand. Dieses schob er aus dieser heraus und legte es sich auf die Schenkel. Dort verstaut schlug er eine beliebige Seite auf und runzelte leicht die Stirn. Ein Ausdruck der mit intaktem Lächeln sicher ein wenig seltsam aussah. Schade... Murmelte er und suchte mit dem Blick nach Goro, der sich mit dem... Gänseblümchen-Mann zusammen getan hatte. Schade war, dass er wirklich nicht viel von Gift verstand. Das schien Goro aber auch nicht getan zu haben. Satô-san. Angenommen Sie würden mehr von dieser Materie verstehen wollen. Würde Kuroreiki-san Sie unterrichten? Das interessierte Azusa im Moment wirklich - sollte der "Toxikologe" sich ja in einer Lehre befinden. Es gibt ein Limit, wie viel man für sich alleine lernen kann. Mag es durch Bücher oder eine Lehre erfolgen, Wissen wird letztendlich mit und durch andere erlangt. Azusa griff sich nachdenklich ans Kinn. Worauf er hinaus wollte war wahrscheinlich niemandem so ganz schlüssig. Auch ihm selbst nicht, dazu befand er sich noch viel zu tief in Gedanken. Würden Sie etwas im Gegenzug anbieten müssen, frage ich mich. Er packte sich das Buch und stand auf um näher in Masaos Richtung zu treten. Dort angekommen, hielt er ihm das Buch entgegen. Das würde ihn eventuell wieder eines Blickes würdig machen.
Das bekommen Sie zurück. Ich kenne mich ohnehin nicht viel mit Gift aus. Allerdings beabsichtige ich zu lernen. Würde ich aber um Hilfe bitten, dann lehnen Sie sicher ab, nicht wahr? Das kam so ziemlich aus dem nichts, dessen war Azusa sich bewusst. Inzwischen fragte sich der Shugonin Juunishi, in wie weit eine Befragung noch Sinn ergab. Davon abgesehen war er so ziemlich am Ende seiner Arbeit angelangt. Goro vermisste er jetzt schon. Ein Gedanke, der den Taira stark belustigte, dadurch jedoch nicht minder wahr wurde. War es überhaupt möglich so schnell Gefallen an jemandem zu finden? Anscheinend schon. Gottseidank war er kein Rebell. Konnte es in Zukunft auch nicht werden, dazu war er zu nervös. Kuroreiki-san, Sie haben einen guten Assistenten. Sein Sie froh drum.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMi Mai 17, 2017 7:30 pm

Oh, wie lange würde er wohl noch hier versauern müssen? Das war die Frage, welche Masao sich direkt nach seiner Antwort stellte und auf welche er eine möglichst inhaltliche und bedeutungsvolle kurze Antwort haben wollte. Normalerweise würde er bei "einfachen" Personen einfach gehen, aber bei einem Shugonin Juunishi war das nicht so einfach, repräsentierten sie doch ein Reich, welches sich mit Markierungen seiner Feinde entledigen oder sie zumindest unter Druck setzen wollte. Dabei waren dann nicht nur wirkliche Feinde gemeint, sondern auch potentielle. An sich keine schlechte Idee, doch Masao konnte sich vorstellen, dass es nach einiger Zeit oder gerade in Krisensituationen von "potentiell" mehrere Verständnisse geben könnte. Vielleicht würde schon derjenige, der ein kritisches Wort sagte, als "potentieller" Feind gelistet. Was die Gegenwart jedoch betraf, so glaubte Masao nicht wirklich, dass er sich durch diese Zusammenkunft hier eine Markierung einhalten könnte, doch es reichte schon aus, eine negative Spur zu hinterlassen. Nicht im Sinne der Freundlichkeit, sondern im Sinne der Kritik. Negative Kritik, welcher man aufrührerisches Gedankengut anhängen konnte. Masao rollte die Augen und rieb die Fingernägel von Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand lieblos aneinander. Es dauerte. Er mochte es nicht, wenn es dauerte. Seien es Assistenten, seien es Kämpfe - zumindest die weniger interessanten -, oder seien es Kontrollen. Masao könnte in Anbetracht dessen nur noch mehr die Nase rümpfen, unterließ es aber. Stattdessen hielten seine beiden Fingernägel inne, als Azusa zu einer Antwort ansetzte, die hoffentlich zufriedenstellend war. Aha. Ihn interessierte nicht das Äußerliche. Nein, er schien aufs Innere zu blicken und er hielt ihn nicht für die von ihm geschilderte Art von Persönlichkeit. Gut. Für ihn. Masao mochte es nicht, mit minderbemittelten Gaunern und Dieben in eine Sparte gesteckt zu werden, befand sich sein Verstand doch so viel weiter über dem ihrigen. Und gerade das griff die nächste Aussage des Shugonin Juunishi indirekt auf. Dieser hatte nämlich aus seiner Jackentasche jene Abschrift herausgeholt, wegen welcher Masao den weiten Weg auf sich genommen hatte, um seinen komplett verhunzten Assistenten hier heraus zu holen. Und wie eben diesem ging es vermutlich auch dem Weißhaarigen, denn Masao musste nicht einmal mit der Wimper zucken, ehe das "Schade" die Lippen des jungen Mannes verließ. Er verstand es offensichtlich nicht. Natürlich nicht. Jemand mit einem solch einfältigen Verstand konnte ein solch komplexes Mysterium wie die Gifte nicht verstehen. Wobei es ja nicht einmal der Verstand Azuas war, sondern vielmehr dessen Sicht auf die eigene Person. Diese war unglaublich unterirdisch und kotzte Masao sprichwörtlich die Seele aus dem Leibe, würde er sie selbst auch nur einen Tag adaptieren müssen. Schreckliche Vorstellung.
Trotzdem schien der junge Mann nochmals versuchen zu wollen, das Interesse des Forschers zu wecken. Oder dessen Boshaftigkeit? Warum sonst, sollte er sich auch direkt an die Assistenten wenden - nur, um zu fragen, ob sich offensichtlich Unterricht bekämen. Allein bei der Namensnennung schreckte Gôro ja bereits auf, was sollte er da schon groß an Unterricht verarbeiten können. Eine Laus am Tag. Ein Körnchen pro Mahlzeit. Mehr oder minder konnte man ihm das Wissen in keiner höheren Dosis verabreichen. Dennoch musste man ihm allerdings lassen, dass die Abschrift zumindest fertig war. »I-I-Ich? V-V-Vom Meister?« Genau. Die richtige Reaktion, bei welcher Masao nur erneut mit seinen Augen rollen konnte und dann nach schräg oben weg sah, während er die Arme verschränkte. »I-I-Ich... l-l-lerne genug... b-b-bei unseren Forschungen... im Labor...« Was auch stimmte, denn die Experimente jenes Forschers waren meistens sehr extravagant und vermutlich auch abseits jeglicher normalen Herangehensweise. Letzteres kam vermutlich auch daher, dass Masao nicht wie ein normaler Mensch dachte. Warum also wie einer dieser niederen Plätze in der Nahrungskette vorgehen? Ebendrum: Es gab keinen Grund. Dennoch schien der Weißhaarige auf seiner Linie zu beharren und setzte den Segeln seiner Fragen einen neuen Kurs. Sollte das ein indirekter Handelsvorschlag sein? Masao richtete den Blick wieder auf die kleine Gesellschaft vor sich, während er selbst nun wie Azusa zuvor die Stirn runzelte. Was sollte das nun werden? Ein Angebot? Austausch von Informationen? Oder wollte er darauf hinaus, dass Masao sich selbst verriet, indem er Wissen nicht zugänglich machte, obgleich er jenes freie Wissen doch im Form der Bibliothek genutzt hatte? Falls ja, so wäre das sicherlich eine intelligente und durchaus verständliche Argumentation. Allerdings verließ sie niemals den Mund des Weißhaarigen. Eben dieser hatte eine Grenze des Erfassbaren ausgewiesen. Eben dieser schritt nun auf ihn zu und hielt ihm das Buch vor die Nase. Das Buch, welches Gôro mit Herzensblut abgeschrieben hatte. »Das bekommen Sie zurück. Ich kenne mich ohnehin nicht viel mit Gift aus. Allerdings beabsichtige ich zu lernen. Würde ich aber um Hilfe bitten, dann lehnen Sie sicher ab, nicht wahr?« Das Stirnrunzeln war verschwunden, denn der Wissenschaftler griff lediglich nach dem Buch, was er zunächst in der Hand abwägte. Ohne zunächst auf sein Gegenüber einzugehen, schlug er es auf und blätterte ein paar Seiten darin. In der Tat. Es war eine Abschrift mit hoher Genauigkeit und Qualität. Damit konnte er arbeiten - vielleicht würde Gôros Strafe doch nicht so schrecklich ausfallen. Vielleicht würde es nur ein Reagenz oder nur eine Spritze sein. Oder zehn. Lernen. Masao war über den Wissensdurst begeistert, er selbst lebte davon. Lernen. Lehren? Nein, er sah sich nicht als Lehrer und die meisten würden seine Handlungen oder seine Gedankengänge sowieso nicht verstehen. Eben weil sie so komplett unterschiedlich von üblichen Herangehensweisen waren. Vermutlich auch deshalb, weil er als Kind schon eine Resistenz gegen Gifte hatte und demnach fröhlich und heiter - galant ausgedrückt - ausprobieren konnte und nicht auf die Anfälligkeiten des eigenen Körpers achten musste. Zudem hatte er... diverse Erlebnisse aus seiner Kindheit, welche ihn vermutlich auf eben solche Schlüsse wie diese teilweise verrückte Herangehensweise kommen ließen. Dennoch honorierte er es jedoch, wenn Menschen sich weiterbilden wollten und wenn er so darüber nachdachte, dann war Azusa auch nicht dumm. Er konnte selbst nichts mit sich anfangen und war drauf und dran diese kleinen Einblicke in seine Intelligenz vollkommen auszuradieren, in dem er sich der Verdummung durch eine Person unterordnete, aber... er war nicht dumm. Sollte Masao also dieser Verdummung entgegenwirken? Um sonst gewiss nicht. Masao machte nichts um sonst. So lief das Geschäft. Informationen, Wissen. Dafür führte er andere Dinge aus. Dafür forschte er. Dafür griff er auch einmal unter die Arme, wenn es denn unbedingt sein musste. »Kuroreiki-san, Sie haben einen guten Assistenten. Sein Sie froh drum.«
Und deshalb hätte er nun fast gekotzt. Genau genommen weiteten sich seine Augen leicht in einer negativen Absicht und er blickte zum ersten Mal wieder auf den Shugonin Juunishi. Hinter eben diesem erröteten seine Assistenten, zumindest vor allem Gôro, der fast schon Tränen in den Augen hatte und dem Weißhaarigen vermutlich bis an dessen Lebensende folgen würde - koste es, was es wollte. »Tch.« Das war die erste Reaktion. Ein Kopfschütteln. Dann erneutes Blättern im Buch. Im Buch, das ein paar Sekunden später in Masaos eigener Kleidung verschwand. Der Forscher rümpfte leicht die Nase, als ob ihm ein schlechter Geruch hineingestiegen wäre. Hinter seiner Stirn wägten die Rädchen ab. Wägten ab und drehten sich immer weiter, bis der Forscher wieder einen neutralen Gesichtsausdruck zur Schau stellte. »Generell fördere ich den Wissensdurst - allen voran, meinen eigenen. Möchte jemand lernen, stehe ich ihm nicht im Weg. Allerdings bin ich kein Lehrmeister, verstehen die mir Untergebenen meistens nicht meine Gedankengänge und das, was ich damit beabsichtige.« Heftiges Nicken aus den hinteren Reihen. »Ich bin es Leid und ich habe auch keine Zeit, mich mit minderbemittelten Individuen auseinanderzusetzen. Das stellt für mich eine Zeitverschwendung dar. Verschwendung von Zeit, welche ich nicht habe.« Eine Pause folgte, in welcher Masao den jungen Mann genau musterte. »Ich mache nichts um sonst. In einer Welt wie dieser, ist man darauf angewiesen, das zu tun, was man gut kann. So überlebt man. So baut man sich seine eigene Welt auf. Der Kaiser hatte eine Vision. Er konnte Menschen davon überzeugen. Das ist seine Stärke. Das ist das, was er - unter anderem - gut kann.« Seine Zunge fühlte sich bei letzterem Abschnitt leicht verfault an, doch er überging es. Offene Sprache sollte man sich in der Hauptstadt nicht erlauben. Lieber die Worte abwägen. »Was man gut kann, sollte man wiederum nicht um sonst machen. Gefallen sind rar. Wieso sollte ich dir einen machen, wenn du mir offenbar nichts von dir aus bieten möchtest oder kannst? Was interessiert dich so sehr an Giften oder weshalb möchtest du lernen?«
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeMi Mai 17, 2017 9:37 pm

Goros Reaktion war so wie erahnt. Stotternd. Durch den Wind. Goro eben und Azusa nickte nach seiner Antwort einmal kurz. Soso. Keine wirkliche Lehre also, obwohl man das verschieden einschätzen konnte. Das warf so einige Fragen auf. Zum Beispiel, wie viel von seinen vorherigen Worten gelogen war und wie viel die Wahrheit. Ob er aus Nervosität gelogen hatte, oder wegen etwas anderem. In Wirklichkeit war es so – Azusa wollte dieses Thema endlich hinter sich lassen und sich etwas neuem widmen. Nun hatte er aber wieder Zweifel und die ließen sich, sobald sie da waren, kaum mehr vertreiben. Gut. Planänderung. Da musste er sich doch noch etwas Mühe mit dem Ganzen geben. Ersteinmal zurück zum Geschehen. Das Lob an den Assistenten brachte den Wissenschaftler dazu die Augen zu weiten und zum ersten Mal, seit einer ganzen Weile, landete sein Blick wieder auf dem Weißhaarigen. Hmm. War das Lob unangebracht gewesen? Dabei meinte er es ernst. Masao schien hingegen das komplette Gegenteil zu denken. Die Natur der Beiden widersprach sich also erneut. Wenn Azusa es ihm auch nicht verdenken konnte. Er hatte seine Assistenten die ganze Zeit um sich – Azusa bis jetzt nur einige Stunden und es war ihm jetzt schon erkenntlich, wie anstrengend das sein konnte. Den Gänseblümchen-Mann konnte er nicht beurteilen, lediglich Goro, der den Taira ziemlich irritiert hatte. Anfangs und zwischendurch immer noch, aber das sollte nicht heißen, er konnte ihn nicht mögen. Wenn mögen denn kein zu starkes Wort dafür war. Dem Forscher entriss es auf jeden Fall ein knappes »Tch.« bevor er den Kopf schüttelte und sich erneut dem Buch zuwandte, welches er kurz davor entgegen genommen hatte. Dieses verschwand nicht viel später in seiner Kleidung und Azusa bekam eine Ahnung davon, wie es ausgesehen haben musste, als er das Gleiche tat. Masao rümpfte die Nase und für einen Moment sah es aus, als sei er tief in Gedanken. Was er wohl auch war. Azusa nutze dies, um selbst ein paar Gedanken seinerseits zu ergründen. Da wäre der eine, der ihn fragte warum er überhaupt Hilfe suchte. Nicht Hilfe allgemein, sondern Hilfe hier, bei jemandem der vor kurzem, und vielleicht auch jetzt noch, als Verdächtig galt und auch genauso aussah. Welcher Beweggrund lag dort dahinter. Neugierde? Ja. Sehr viel an dieser Situation machte ihn neugierig und genauso viel wollte er wissen. Das rechtfertigte aber noch lange nicht ein solches Verhalten, war er doch ein überzeugter Verteidiger, wenn es um Sachen Privatsphäre ging. Dieser Drang mehr wissen zu wollen, mehr wissen zu müssen. Irgendwie war er bekannt, keinesfalls fremd und wo war ein solches Verhalten doch mal der Fall gewesen? Oh. In Azusas Kopf leuchtete eine Glühbirne auf und sein wirrer Gedankengang machte augenblicklich Sinn. Nun gut, es war keine erfreuliche Erkenntnis, jedoch besser als nichts. Was man wusste, ließ sich im Zaum halten. Durchaus. Auch wenn es sich dabei um die Anfänge eine Obsession handelte. Außer bei Maeda Gou - das war eine vollkommen andere Sache. Da ließ sich gar nichts mehr im Zaum halten. Genauso wenig wie bei seiner... Faszination. Aber immer positiv bleiben, musste man. Masaos Gesichtsausdruck neutralisierte sich und seine Worte verfrachteten Azusa zurück ins hier und jetzt. Er sah sich nicht als Lehrmeister und seine Zeit war ihm kostbar. Zu kostbar, um sie mit Leuten zu verschwenden, die eh nicht verstünden, was er zu sagen hatte. Eine nettere Zusammenfassung der Worte und sie leuchteten dem Weißhaarigen ein. Eine kurze Pause folgte, in der man ihn genauestens musterte. Dann führte Masao seine Worte fort. »Ich mache nichts um sonst. In einer Welt wie dieser, ist man darauf angewiesen, das zu tun, was man gut kann. So überlebt man. So baut man sich seine eigene Welt auf. Der Kaiser hatte eine Vision. Er konnte Menschen davon überzeugen. Das ist seine Stärke. Das ist das, was er - unter anderem - gut kann.«  Azusa hob kaum merkbar die Augenbrauen an. Mit diesen Worten hatte er nicht gerechnet. Er verstand sie klar und deutlich und es war es die richtige Wortwahl für seine Person – nur hatte er nicht geglaubt, so etwas aus dem Mund des Forschers zu hören. Weshalb auch immer. Es war eine positive Überraschung und er legte sich zufrieden die Hand an die Hüfte. Im Grunde war es also so – umsonst würde Masao nichts machen, da hätte Azusa schon etwas etwas im Gegenzug anzubieten, wie er es sich auch schon gedacht hatte und man fragte ihn weshalb er sich überhaupt für Gifte interessierte. Was ihn daran interessierte. Eine berechtigte Frage. Die Antwort darauf war weniger simpel, als eigentlich zu glauben war. Ein einfaches, ich bin neugierig, weil ich davon eben keine Ahnung habe reichte da noch lange nicht. Es entsprach nicht der Wahrheit. Die Wahrheit. Würde er mit dieser antworten? Sicher doch. Warum auch nicht Die Hauptstadt ist ein relativ sicherer Ort. Relativ, weil keiner dumm genug ist um offen heraus ein Aufruhr zu veranstalten. Dafür aber kriechen sie in den Schatten und was wird da wohl am meisten verwendet? Gift. Ich bin hier um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, was lässt sich da aber anrichten, ohne wenigstens Grundlagen in der Materie. Eine Bilderbuchantwort, die für einen Diener des Kaiser zu erwarten war. Das ist aber nicht der Grund, warum ich lernen will. Zu sehen und zu wissen, wie der Körper darauf reagiert. Wie sich verschiedenste Mixturen voneinander unterscheiden. Es ist einfach viel zu interessant um es zu ignorieren. Ja, das lag dem wahren Grund näher. Nicht zu wissen, wie sie zu heilen waren, wenn es auch nützlich und lebensrettend sein konnte. Viel mehr zu beobachten wie es einem die Lebenskraft aussaugte, ob Schmerzen dabei vorhanden waren oder nicht und was währenddessen auf dem Gesicht des Opfers abzulesen war. Um nicht zu missverstehen, Gegengifte waren auch ein Beweggrund dessen, was Azusa zu diesem Wissensdrang schob. Nur nicht der Hauptgrund. Er hatte ein starkes Interesse an den dunklen Dingen des Lebens, war sie auch sein mochten und Gift hörte sich wirklich zu interessant an. Seine Augen hatten leicht zu funkeln begonnen und sein Lächeln, nicht offensichtlich, zu einem dunklen Grinsen gedehnt. Für Referenz Zwecke, versteht sich. Des weiteren bin ich mir sicher, es wird sich etwas finden lassen, das ich anbieten kann.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeDi Mai 23, 2017 7:43 am

Zunächst hielt er ihn immer noch für langweilig. Langweilig aufgrund seiner Reaktion. Seiner Antwort. Seiner ersten oder vielmehr teilweisen Antwort. War er zuvor noch wie Masao in Gedanken versunken gewesen, um dort seine Worte abzuwägen; schien er gleichsam im nächsten Moment wieder aufzuleben. Zunächst sprach er davon, dass niemand in der Hauptstadt offene Kritik übte - hierfür war Masao selbst das Beste Beispiel: So viel könnte er sagen, das seinem Wesen sehr viel mehr entsprechen würde, doch vermutlich würde ihm das sofort eine Markierung einhandeln. Dafür war er nicht dumm genug. Gut, vielleicht entsprach das auch seinem Wesen. Kein Respekt vor "Höhergestellten", wenn sie doch offensichtlich dümmer waren als er selbst. Weiter im Text. Schattendasein. Überlegte man es sich, so war es völlig logisch, dass gewisse Personenkreise in die finsteren Gassen auswichen, wo sie ihrem labilen und einfältigen Dasein weiter fristen konnten, ohne sich groß um die Öffentlichkeit des widerwärtigen Tages zu kümmern. Eigentlich ein plausibles Argument, doch Masao hätte fast aus purer Langeweile und aus Desinteresse gegähnt. Fast hätte er mit dem knochigen Handgelenk abgewunken, die Augen gerollt und wäre wirklich herausstolziert. Das Ganze war ihm nämlich zu diesem Zeitpunkt deutlich zu dumm geworden. Es war ein Herunterbrechen der Komplexität von Verbrechen auf einfache Tatsachen. Gewiss nutzten manche das Gift. Gewiss war es ein sehr nettes Mordinstrument... doch war es so einfältig, wenn man es nicht richtig einsetzte. Man könnte einen Handel aufbauen. Man könnte auf anderen Seiten viel mehr damit machen, als für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Man könnte sie verbreiten, in dem man ihnen ein Serum verabreichte, dass sie sprechen ließ. Ein Gift entsprechend präparierte... Masao hielt nicht viel von Moral gegenüber Mitmenschen, die ihm ohnehin egal waren. Nur mochte er es nicht, wenn man sein Interesse an Gift so standardisierte... Also ja, er wäre zunächst wirklich fast gegangen und im Endeffekt war er sogar bereits dabei gewesen, sich zu drehen, als ihm dieses Funkeln in den Augen des Weißhaarigen auffiel.
Es war nicht wirklich das, was man von dem zuvor auf makabere Art freundlichen Shugonin Juunishi erwartete, obgleich man Andeutungen gesehen hatte. Dieses Funkeln des Wissenswahns war schon vorher dagewesen, doch gestellte sich nun ein kleines dunkles Grinsen hinzu oder wollte sich hinzugesellen; wurde allerdings unterdrückt. »Zu sehen und zu wissen, wie der Körper darauf reagiert. Wie sich verschiedenste Mixturen voneinander unterscheiden. Es ist einfach viel zu interessant um es zu ignorieren.« Nun, das war sicherlich deutlich eher nach seinem Geschmack. Zu wissen, wie ein Körper auf das Nervengift oder andere möglichen Mixturen reagierte. Was es in dem Körper anrichtete. Was es als erstes angriff und wie es genau von statten ging. Wie sich ein Opfer winden konnte und wie man daraus im Kampf oder dergleichen Profit schlagen konnte. Ja, doch. Das waren die wirklich interessanten Seiten einer solch komplexen Waffe. Kein einfaches Instrument, auf welchem man sein Todeslied spielen konnte, sondern eine ganze Symphonie von Möglichkeiten. Das traf es doch deutlich besser. Masao wandte sich dem jungen Mann wieder zu, musterte ihn. Dieses Funkeln war nicht das Funkeln aus bürgerlichem Interesse. Es war wie eine Faszination. Die Faszination mit dem Gift. Eine dunkle Faszination, welche man schon sehr früh in ihm selbst geweckt hätte. Oh, wäre er ein zerbrechlicher Mensch gewesen, wäre er vermutlich sein ganzes Leben lang vor diesen Stoffen zurückgeschreckt und in der Klapse gelandet. War er aber nicht. Und dieser junge Mann vor ihm offenbar auch nicht.
»Für Referenz Zwecke, versteht sich. Des weiteren bin ich mir sicher, es wird sich etwas finden lassen, das ich anbieten kann.« Soso. Da wollte jemand wirklich lernen. Da wollte jemand wirklich Neues kennenlernen und es mit Sicherheit auch verwerten. Auf Masaos Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Ein Grinsen, das tatsächlich breit war und in vielerlei Hinsicht vielleicht auf manche wahnsinniger wirkte, als auf andere. Für ihn war es jedoch eine Art normale Körperhaltung. »Referenzzwecke. Wie sehen deine Referenzen aus? Sperrst du Leute in einen abgelegenen Raum und probierst die Wirkung direkt an ihrem Körper aus? Spürst du diesen Drang? Hast du diesen Drang schon einmal ausgelebt? Deine Augen sagen mir, dass du es sehr gerne würdest.« Klang da eine merkwürdige Begeisterung in seiner Stimme mit? Schlagartig verschwand das Grinsen wieder und wich gekräuselten Augen der gespielten Unsicherheit. »Darfst du überhaupt dieser Neigung nach Wissen in diesem Gebiet nachgehen? Was würde dein Vorgesetzter dazu sagen? Die Reaktionen des Körpers auf Gifte können so unterschiedlich und breit gefächert sein wie Meinungen. Was planst du mit deinem Wissen zu tun? Du hast die richtige, brave Antwort eines Hundes gegeben und möchtest nun die jagende Katze spielen, die neugierig durch die Nacht blickt?« Der Forscher legte knackend den Kopf schief und zuckte mit den Schultern, hob die Hände. »Ich kenne diese Faszination.« Von sich selbst natürlich, obgleich diese vermutlich... ausgeprägter war. Aufgrund von verschiedenen Begebenheiten zu verschiedenen Zeiten seines Lebens. »Die Frage ist nicht, was du anbieten kannst, sondern was du anbieten wirst. Ich bin niemand, dem eine - wie nennen meine naiven Assistenten es? - halbe Sache zusagt. Das mache ich nicht. Wenn du mir etwas anbieten willst, dann tue es, aber sei gewarnt, denn ich verhandle nicht. Schon gar nicht mit minderbemittelten Individuen, welche die Kunst der Wissenschaft verkorksen wollen, in dem sie sie auf naive Persönlichkeiten übertragen. Wobei ich mir die Frage stelle: Wie viel Naivität steckt in deinem Kopf?« Letztere Frage war vermutlich an Masao selbst gerichtet, stützte er doch abermals sein Kinn auf der Handfläche ab und schien zu überlegen. Abzuwägen. Ja, wie naiv war dieser junge Mann? Ein Teil von ihm wollte offenbar weiter greifen, als seine Arme lang war. Er müsste sich dafür bewegen. Allerdings wollte sich der andere - der dumme und langweilige und minderbemittelte - Teil von lieber von einem fragwürdigen Kaiser festketten lassen. Nun, Masao würde bestimmt nicht den Kettensprenger spielen.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeDi Mai 23, 2017 4:21 pm

Der Wissenschaftler wandte sich Azusa musternd zu, dessen Neugier und Interesse inzwischen so weit griff, dass ihn gewisse Dinge weniger kümmerten als zuvor. Zum Beispiel das seine Arbeit in den Hintergrund rutschte. Das er als Shugonin Juunishi, als Diener des Kaiserreichs und als Person mit gesundem Allgemeinwissen keinen Verdächtigen fragen sollte, ihm etwas beizubringen. Überhaupt etwas zu sagen, was nicht in direkter Verbindung mit seinen Pflichten stand. Und obwohl diese Sachen keinesfalls in Vergessenheit gerieten, so kämpfte ein anderer Teil um Kontrolle. Ein Teil von ihm, dem er in gewisser Weise gerade solch eine Kontrolle gewährte. Nur ein wenig. Auch nicht lange, nur fürs erste. Das sagte sich Azusa zumindest, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Eine so interessante Gelegenheit bot sich immerhin selten. Sein stetiger Drang nach Wissen verbat es ihm ohnehin, nichts aus diesem Moment zu machen. So hatte er es wenigstens zu probieren. Was könnte schon passieren? Wenn der Wissenschaftler sich weigerte, dann war es eben so. Wenn nicht, dann bekam er mehr Informationen, nicht nur über Gift und stellte er sich dann immer noch als verdächtig heraus, sprach es nur zu Azusas Gunsten. Wie der Mann sich auch entscheiden würde – es war auf jeden Fall nichts auf seinem Gesicht abzulesen. Außer dem breiten Grinsen, welches unerwartet aufgetaucht war. Die erste Antwort des Shugonin Juunishi hatte ihm sichtlich missfallen, das war auch zu erwarten gewesen. Hatten seine weiteren Worte das geändert? Den Anschein machte es zumindest. Die Augen des Weißhaarigen nahmen eine überraschende Intensität an – auch als das Grinsen einem höflichen Lächeln wich und eigentlich alles wieder beim alten sein sollte. Ein Anblick der sich nur zeigte, wenn er wirklich an etwas interessiert war. Oder fasziniert. In diesem Fall beides. Azusa behielt die Fassung, auch als der Wissenschaftler andeutete, er würde Leute in einen Raum sperren und diverse Dinge an ihnen testen. Nun, eine Andeutung war es nicht wirklich. Eher eine ernst gemeinte Frage. Selbstverständlich tat er das nicht. Das wäre gegen das Gesetzt und diesem hatte er sich zu beugen. Tatsächlich war das Gesetz einer der einzigen Gründe, warum er eben das nicht tat. Das Gesetz und die Gesellschaft, die so etwas gar nicht gerne sehen würde. Wie der Wissenschaftler richtig erkannt hatte, der Drang war deutlich vorhanden und das auch nicht selten. Schon als sein Vater noch am Leben war und er selbst nur ein junges, unwissendes Kind. Zu der Zeit hatte er auch vieles ausprobiert. Da wäre der eine Versuch ein Huhn in Stücke zu zerschneiden um zu sehen, wie lange es noch am Leben blieb. Oder sein Ausflug in den Wald, kurz bevor sein Vater starb um im Blut einer Reh-Familie zu planschen. Wenig später hatte er jedoch verstanden, wie falsch so ein Verhalten war und machte es sich zur Aufgabe es zu unterbinden. Eine Aufgabe, die ihm immer noch einiges an Arbeit verschaffte. Die Antwort zu diesem Problem war eine einfache – er selbst würde so viel gutes tun, wie er nur konnte. Nichts böses aus eigenem Willen. Würde man ihm aber befehlen etwas zu tun – das wäre eine andere Sache. Im Grunde war er ein friedlicher Mensch, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er über eine Gelegenheit stolperte. Und so eine Gelegenheit könnte durch das Gift entstehen. Der Wissenschaftler wies Azusa darauf hin, dass seine Augen ihn deutlich verrieten, was die Neugier und Dränge betraf. Und in den Augen konnte man auch immer noch viel erkennen. Wenngleich sein Lächeln und seine Körperhaltung zurück auf neutral geschaltet waren, verdunkelte sich das Funkeln in den giftgelben Kugeln. Er bestätigte eine solche Observation mit keinen Worten, gleichzeitig leugnete er aber auch nichts und seine Augen gaben dem Wissenschaftler sowieso die Antwort, nach der er suchte. Das Grinsen des Mannes verschwand schlagartig und Azusa legte, bevor er zum Wort ergriff, leicht fragend den Kopf schief. Die Fragen die ihm folglich an den Kopf geschmissen worden, machten Sinn. Tatsächlich hätte Azusa, angesichts der vielen Fragen, fast wieder breit gegrinst. Diese Wissenslust erinnerte ihn sehr an sich selbst.
Ich bin mir sicher meine Vorgesetzten haben damit keine Probleme. Immerhin bin ich ein treuer Diener und so ein Wissen macht mich sicherlich nur noch nützlicher. Wobei es sich dabei um nichts weiter als ein gewöhnliches Interesse handelt. Für jeden, der ihn nicht gut genug kannte um zu sehen, was der Forscher sah. Es war seltsam – war dieser Teil an ihm doch normalerweise so gut versteckt. Im Moment war er das nicht. Woran das lag? Vielleicht, weil ihn hier niemand deshalb verurteilen würde. Vielleicht. Aber das war gerade nicht weiter wichtig.
Selbstverständlich werde ich das Wissen anwenden. Wenn mich eine Situation dazu zwingt. Der Drang zu lernen war während der Konversation stetig gewachsen. Nun war so groß, dass bei Azusa die Warnglocken läuteten. Er war kurz davor unbedacht zu handeln – das konnte er spüren. War es nicht sogar Fakt, dass er sich die ganze Zeit schon unbedacht verhielt? Seit dem Moment, an dem das Gespräch von seiner Arbeit abgeschweift war. Sagt Ihnen der Name Taira zufällig etwas? Ob nun das fehlende Alter sprach, Naivität oder gar Leichtsinn. Etwas anzubieten hatte er durchaus. Verhandeln wollte der Forscher nicht. Einen Handel würde er aber bekommen und nach halben Sachen richtete der Weißhaarige sich ohnehin nicht. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen – die Grundlage des Wissens. Natürlich plante er nicht mit Clangeheimnissen um sich zu schmeißen. Dafür war er ein zu stolzer Träger des Namens Taira. Jedoch könnten sich seine Augen sicherlich als hilfreich herausstellen.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeDo Mai 25, 2017 8:15 pm

Soso... er war sich also sicher. Sicher, dass seine Vorgesetzten nichts Großes an seinem Interesse finden würden. Dass seine Vorgesetzten sich nicht darum kümmern würden, war er doch einer der ihren. Es würde ihn nur noch nützlicher machen. Masao hätte am liebsten erneut die Augen gerollt, aber vermutlich würden ihm irgendwann die lieben Aufäpfel weh tun, was nicht aufgrund des Weißhaarigen geschehen sollte. Nein, dafür war er sich selbst viel zu schade. Was sein Gegenüber betraf: Er schien sich auch für Täuschungen nicht zu schade zu sein. Wie oft hatte man es schon erlebt? Treue Untertanen gerieten auf einmal in Ungnade. Manchmal waren es Missverständnisse, manchmal war es bloßer Neid. Neid, um eine Liebschaft. Neid, um eine Fähigkeit. Neid, um Wissen. Es gab viele Formen dieser "Missverständnisse" und nicht wenige endeten schlecht für den zuvor so angeblich tollen und unersetzbaren Diener. Es war die Naivität der Jugend, so befand Masao. Ein Grund, weshalb er sich eigentlich nie mit jungen Leuten unterhielt. Was glaubte der Taira? Was dachte er bei sich? Von sich? Dass er unantastbar war? Dass er das Schoßhündchen war, welches die Königin niemals fallen lassen würde? Oh, Masao kannte diese Sorte von Schoßhündchen und viele waren schon hernieder gegangen. Auf viele hatte man Schäferhunde angesetzt. Ob nun aus vorigen Gründen, oder ganz anderen. Es gab da diese eine Regel: Man sollte sich nie auf andere verlassen. Seien es nun Freunde, Verbündete oder schlichtweg der Arbeitgeber. Die Vertrauensperson. Die Person, welche man verehrte.
Bei letzterem Gedanken verengten sich die Augen des Forschers um Haaresbreite, drückten sie aber dennoch weiterhin die bereits zuvor erkennbare Skepsis ob dieser Worte aus. Dieser junge Mann fühlte sich seiner Position zu sicher. Masao wusste, dass es vielleicht so sein könnte, wenn er sich gut anstellte... Aber in ihm war dieser Drang gewesen. »Und was würde dann bei einer Konfrontation geschehen? Einer Konfrontation dessen, was ich in deinen gelben Scheiblein sah und dem, für was du stehen möchtest, es aber wohl nicht bis zu Ende kannst? Irre ich mich? Das hoffe ich für dich doch wohl sehr, Taira-kun. Und vielleicht wirst du auf eine dir unerdenkliche Art und Weise zu etwas... gezwungen Der Wissensdurst. Das Wahnhafte. Wahnhafte Diener waren schwierig. Schwierig zu handhaben, aber nützlich. Wie Märtyrer konnten sie sterben. Konnten sich auch einreden, dass sie selbst der Messias seien. Kranke Geister, die nicht mit sich selbst klar kamen und sich eine Person suchte, um sie zum Mittelpunkt ihres Lebens zu machen. Nun, Masao wusste nicht wirklich, ob es bei dem jungen Mann derartig der Fall war, doch seine leisen Worte waren trotzdem durch den Raum geschlichen. Er kannte dieses Funkeln in den Augen vor sich. Er kannte es von sich selbst und er wusste, was er war und wie es dazu gekommen war. Nein, er haderte nicht mit sich und schrie keine tränenreichen Geschichten heraus, aber... er wusste, wer er war. Dieser junge Mann erschien ihm nicht so. Eigentlich war es ihm auch egal, wie der Kerl erschien. Aber er wollte an Informationen und Bingo, da kamen sie auch schon.
In Form des Taira Clans. Gut. Es lief besser, als erwartet. Wenn es so weiter ging, könnte er vielleicht auch an andere Informationen kommen. Es würde einerseits bereits ausreichen, etwas über diese Augen herauszufinden, von welchen man eigentlich kaum gehört hatte. Andererseits war Masao aber auch jemand, der so viel Wissen wie irgendmöglich in seinem Kopf aufsammeln wollte und demnach... Er winkte mit der Hand ab, als ob die Frage nach seiner Kenntnis eine Beleidigung wäre. Eigentlich war sie es ja auch. »Zufall ist etwas für niedere Diener und Boten, die zufällig stets am falschen Ort sind, wenn man sich über sie auslässt. Nein, es ist kein Zufall und ja, bitte beleidige mich nicht mehr so sehr. Anderenfalls könnte ich mir überlegen, hier doch nicht mehr so freundlich herumzustehen.« Das "Bitte" kam selten über seine Lippen, doch Masao schaffte es auch hier, seinen hauptstädtischen Ton zu wahren. Die Assistenten schluckten dennoch. Obgleich ihre Angst allerdings berechtigt war, so hatte Masao wieder eine dieser Stimmungsschwankungen und stieß ein »Huh.« aus, bei welchem er die Arme vor der Brust verschränkte. Den Kopf hatte er weiterhin schief. »Es ist nebenbei durchaus interessant, dass du deinem Dienst so eifrig nachgehst und diesen... Wissensdurst unterstützt. Bisher hielt ich euch immer für ein friedliches Volk, so erzählen es mir zumindest die spärlichen Quellen, die ich fand. Größenwahn scheint ihr nicht zu haben.« Und wahrlich hatten die Taira wohl kaum an großen Kämpfen mitgewirkt. Keine große Beteiligung, die aufgefallen wäre. Ein friedliches Volk, geboren aus Schaustellern. Masao runzelte die Stirn. »Wobei mir der Gedanke kommt, dass du diesen Dienst als Fürsorge der Gesellschaft betrachtest. Nun, eine hypothetische Frage, die mich im Allgemeinen sehr interessiert: Wer hat die besseren Ideale? Der Samurai oder der Shinobi? Wie stehst du zu beidem und befindest du dich im Konflikt angesichts der Wendungen der letzten Monate?« Die Nase wurde gerümpft und der Forscher blickte zur Seite, als ob er die ganze Aufregung nicht verstehen könnte. »Manch einem scheinen ja einige Dinge nicht zu passen. Bist du nun auch friedfertig oder bist du mit deiner Haltung alleine? Bist du in einem Konflikt der Loyalitäten?« Nun beugte er sich leicht vor, grinsend. Neugierig.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeDo Mai 25, 2017 10:00 pm

Ein Konflikt dessen, was der Taira zu verdrängen tendierte und dem, für das er stehen wollte. Eine clevere Frage, die ihn dazu brachte, eine einzige fragende Augenbraue zu heben. War er überrascht? Vielleicht ein wenig. Er hätte sich eine solche Anmerkung schon denken können und wirklich, er hatte in gewisser Weise auch damit gerechnet. Nicht unter normalen Umständen aber unter diesen schon. Es war ja nicht so, als gäbe er sich direkte Mühe um das zu verbergen, was seit ein paar Minuten in seinen Augen abzulesen war. Nicht in diesem Moment und auch nicht im nächsten. Bei Assistent Sato Goro – da hatte er sich noch bemüht. Bei Zivilisten, Samurai, den Leuten, die sich Kameraden nannten, nicht weil sie so fühlten, sondern weil sie den gleichen Beruf teilten. Da hatte er sich bemüht und bemühte sich ständig. Und obwohl Goro noch im Raum war, zusammen mit einem, Azusa sehr kuriosen, Mann, empfand er es nicht für nötig das Gleiche zu tun. Nicht vor dem Forscher Kuroreiki Masao, der inzwischen mehr von ihm analysiert hatte, als ihm im Nachhinein lieb war. Ob Azusa nachlässig geworden war? Sicher nicht. Nur weil er sich in diesem Moment erlaubte einen winzigen Teil seiner Selbst zu offenbaren, hieß das noch lange nicht, er täte das mit dem Rest genauso. Wirklich offenbaren tat er auch nichts. Viele würden diesen dunklen Schimmer in seinen Augen gar nicht zu deuten wissen. Man hätte es womöglich einfach auf ein unwillkürliches, unheimliches Verhalten zurück geschoben und sich nichts weiter dabei gedacht. Der Forscher war anders. In manchen Momenten schien etwas an ihm vertraut. Bekannt. Im nächsten konnte er nicht fremder sein. Azusa selbst sah sich nicht als normalen Mensch an. Keinesfalls. Der Wissenschaftler schien das allerdings auch nicht zu sein und das griff irgendwie sein Interesse. Fakt war das die Fragen in eine Richtung steuerten, die dem Taira viel zu unangenehm wurde. Er senkte die vorher gehobene Augenbraue und entschied sich dazu, keine Antwort zu geben. Der Konflikt, der als offene und gerissene Frage ins Licht geschoben wurde war einer, der schon seit vielen Jahren alltäglich anwesend war. Es war kein leichter, doch Azusa wusste, wie er damit umzugehen hatte. Auf die einzige ihm bekannte Weise. Verdrängung. Er verdrängte jegliche Gedanken, Gelüste – alles was in den Augen anderer als falsch und unangebracht verurteilt wurde und damit war es das auch. Ein Konflikt, der ihn sein ganzes Leben lang begleiten würde. Aber so sei es. Es war die Bürde, die er sich selbst auferlegt hatte zu tragen, denn er weigerte sich der Dunkelheit nachzugeben. So sehr er es auch wollte. Und manchmal gab es Momente, in denen es schwieriger war als in anderen. Jetzt gerade war so ein Moment. Wie auch immer es aber sein mag – Azusa verdrängte auch diese Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf die nächsten Worte des Forschers. Er wusste also vom Taira Clan. Es war wenig überraschend, machte er doch einen sehr wissenden Eindruck. Auch ersparte es dem Weißhaarigen unnötige Erklärungen, die ihm sowieso zuwider gewesen wären. Nebenbei schien er den Wissenschaftler mit der bloßen Frage irgendwie beleidigt zu haben. Davon abgesehen, dass das nicht seine Absicht darstellte, war es interessant so eine Reaktion zu beobachten. Demnach musste er also wirklich ein sehr wissensgetriebener Mensch sein und was da noch so in seinem Kopf schlummerte, machte Azusa wahrlich neugierig. Könnte er in ihn hinein sehen, dann würde er es sicherlich spätestens jetzt tun. Wirklich eine Schande das er nicht unterrichtete. Das so ein Mensch nicht im Dienste des Kaisers stand um ihn zu unterrichten. Die alleinige Möglichkeit der Dinge, die Azusa lernen könnte, brachte seine Brust zum kribbeln. Nicht ungewöhnlich, war es doch sein Ziel so viel Wissen zu sammeln wie er konnte. Er wollte aus der Welt lesen, wie aus einem Buch. Der einzige wirkliche Antrieb, den er im Leben hatte – außer seiner Loyalität zum Kaiser. Das merkte der Forscher übrigens auch als interessant an, waren seine Clangebrüder doch ein friedliches Folk, welches sich größtenteils im Hintergrund aufhielt. Der Weißhaarige war aber nicht wie die anderen seines Clans und dieser Fakt wurde ihm mal wieder schmerzhaft vor die Nase geschoben. Er war weder friedliebend, noch gütig. Was ihn interessierte war nicht das Licht. Das war, warum er sich mehr Mühe geben musste als alle anderen um so zu wirken. Wie aber gesagt wurde, das resultierte in ständigem Konflikt und einem Zwiespalt, der sich nicht auflösen ließ. Azusa hätte das Gesicht verzogen, wäre er jemand anderes, aber das war er nicht, weshalb er lediglich diskret mit dem Mundwinkel zuckte. Der Forscher runzelte die Stirn und dann traten gleich noch mehr Fragen auf. Fragen, die er dieses Mal beantworten konnte.
Selbstverständlich hat ein Samurai besser Ideale als ein... Shinobi. Letzteres rollte mit dicker Missgunst über seine Zunge. Wäre es nicht für das allgegenwärtige Lächeln und die Kontrolle, die er über seine Gesichtsmuskeln hatte, dann sähe es aus als hätte er Dreck ausgespuckt. Was seine Meinung mehr als deutlich machte. Shinobi waren Dreck. In seinen Augen sowieso. Die einzige Sache, bei der Azusa seinem Onkel zustimmte. Ein Risiko. Rebellen. Azusa hasste Rebellen. Shinobi haben in der Welt genug angerichtet. Die Samurai bekommen endlich den Ruhm, der ihnen zusteht.
Der Wissenschaftler beugte sich nach seinen letzten Worten grinsend vor. Eine Geste, die den Taira dazu brachte im Lächeln die Zähne zu fletschen. Ob er friedfertig war? Die ehrliche Antwort war nein. Alles nur das nicht. Der Weißhaarige zog die Augen spitz zusammen. Ich schulde nichts und niemandem Loyalität außer dem Kaiser. Die Shinobi haben verdient, wie die Welt zu ihnen steht. All das was sie zu tun haben, ist sich dem Reich und den Samurai zu fügen. Dabei fasste Azusa sich aus Protest an den Schwertgriff, denn er weigerte sich, sich selbst als Shinobi anzusehen. Clanerbe und Genjutsu hin und er, man konnte ihn doch keinesfalls in die gleiche Schublade stecken. Er war ein Samurai. Ein stolzer Samurai, dafür hatte die Lehre seines Onkels gesorgt. Nicht um unhöflich zu erscheinen, aber meine eigene Neugierde verlangt nach Antworten. Woher kommt all das Interesse? Ich bin der Konversation nicht abgeneigt, sofern es bedeutet Sie nehmen mein vorheriges Angebot an. Ja, in dem Fall könnte ich sogar ins Detail gehen. Was keine Lüge war. Würde er zustimmen dem Taira das Gift näher zu bringen, so würde er mehr Fragen eine Antwort gewähren.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeFr Mai 26, 2017 11:30 am

Masao war wirklich gespannt auf die Antworten, welche man ihm vielleicht liefern würde. Antworten, welche die Person vor ihm in ein anderes Licht rücken könnten als deren Kameraden. Es war trübselig, auf die erste Aussage lediglich ein Zucken hervorzurufen, aber den Forscher interessierte mehr die Frage danach. Sicherlich hatte auch ein Zucken seine Gründe und sagte ihm in zwei Möglichkeiten, was in dem Kopf des Menschleins da vor sich ging, aber es war weitaus uninteressanter. Masao hatte nämlich schon zuvor dieses Funkeln von sich selbst erkannt und wusste, dass dieser Taira nicht der normale Taira war. Zumindest nicht in der friedfertigen Hinsicht, mit der er sich nun wirklich nicht in die Angelegenheiten des Kaisers einmischte. Das, was Masao - in spärlicher Hinsicht, zugegeben - über die Taira wusste, war, dass sie wohl eher als Vermittler agieren würden. Als Vermittler, nicht als rechtlicher Vertreter, die zudem stets sehr schlecht über Shinobi dachten. Obgleich sie welche waren. Zumindest die meisten taten es. Die meisten, denn ihm waren auch ein paar Ausnahmen bekannt, die er nun allerdings nicht weiter erörtern wollte. Nun... diese zweite Frage. Diese Frage nach der Haltung. Im Grunde genommen hatte er sie sich vorweg selbst beantwortet: Natürlich würde der Taira schlechtes von Shinobi denken. Natürlich würde er die Samurai befürworten - einfach so, wie es öffentlich jeder Schoßhund tat. Manche taten es inoffiziell vielleicht nicht, doch Masao glaubte kaum daran, dass der Weißhaarige zu dieser höher entwickelten Sorte von Shugonin Juunishi gehörte. Das, was er bisher aus dem jungen Mund herausbekommen hatte, schien eher darauf zu deuten, dass er ein teurer Diener des Kaisers war. Nicht nur teuer, sondern auch treu - wobei der Forscher gleichsam nicht glaubte, dass der Junge dem Kaiser persönlich so teuer war. Vielleicht seinen Angestellten und das alleine wegen dem Nachnamen Taira. Wenn sich nämlich schon ein friedfertiger Clan auf die Seite des Kaisers stellte, was konnte an jener Seite dann falsch sein? Masao rollte innerlich die Augen, würde aber mit Sicherheit gegen diese Sturheit aka Dummheit anreden. Nein, das war viel zu lästig und der Mensch würde es ohnehin mit seinen beschränkten Sichtweisen nicht verstehen.
Aber zurück zu der Frage nach dem Shinobi und dem Samurai. Ja, Masao wusste die Antwort darauf. In der offensichtlichen Hinsicht hätte er diese Frage also gar nicht erst stellen müssen. In gewisser Hinsicht hätte er bei den ersten Worte nicken und sich entfernen können. Das hieß: Wenn ihn die offensichtliche Antwort interessiert hätte. Nein, Masao hatte auf gar keine andere gehofft. Nein, nein - so dumm war er nicht. Stattdessen interessierte ihn die Begründung. Ob es das typisch hirnlose war oder die Weitsicht der Welt. Was würde aus dem Mund des Tairas kommen?
Nun. Offensichtlich nicht. Ein abwertender Ausspruch des Wortes an sich. Eine Gleichstellung mit Dreck. Allübergreifende Loyalität gleich den Worten »Ich schulde nichts und niemandem Loyalität außer dem Kaiser. Die Shinobi haben verdient, wie die Welt zu ihnen steht. All das was sie zu tun haben, ist sich dem Reich und den Samurai zu fügen.« Natürlich, natürlich. Das Übliche - vielleicht hätte er doch nichts anderes erwarten können. Gewiss könnte der junge Mann einfach sein wahres Empfinden verbergen, doch das glaubte Masao nicht. Bisher hatte er offen gesprochen und kein Blatt vor den Mund genommen. Einzig und allein auf die vorige Aussage bezüglich eines aufkommenden - oder wahrscheinlicher: bereits bestehenden - Konflikts hatte er nicht geantwortet. Entweder wollte er einfach nicht, oder es war ein wunder Punkt. Masao beschloss, später vielleicht noch einen Finger in die Wunde zu legen. Vielleicht aber auch bei einem späteren Treffen. Ihm dort auf den Zahn fühlen. Allerdings... es war enttäuschend. Masao seufzte schwer, hatte er sich doch wirklich mehr erwartet. Im Grunde genommen kannte der Weißhaarige ihn auch nur als Forscher, da Masao nicht aktiv seinen Beruf erwähnt hatte. Nun, genau genommen war es weder Beruf noch Berufung. Er war kein im Dorf ausgebildeter Shinobi, sondern hatte sich die Fähigkeiten anders angeeignet. Er war ein Freier, wie mancher es so gerne ausdrückte. Masao sah sich eher als pragmatisch, denn frei. Was er brauchen konnte, das nahm er mit. Somit war er auch kein großer Verfechter der Shinobi - genausowenig wie der Samurai. Das hieß, so lange er seine Interessen mit der derzeitigen Haltung wahren konnte. Dennoch. Ein wenig auf Tuchfühlung gehen hatte noch keinem jungen Mann geschadet. Gerade wenn es um die Entwicklung der Persönlichkeit ging. Jaja, so konnte man das begründen. Masao war es insgeheim schnuppe, entschloss sich jedoch die deutliche Enttäuschung aus seiner Stimme herausklingen zu lassen.
»Ruhm - damit willst du sagen Ehre?« Der Forscher hob die Augenbrauen und stemmte die Hände an die Hüften. Gut, vielleicht schwang auch rationale Verachtung in der Stimme mit - aber er wollte es an eine Art kleine Spitze treiben. »Meinst du damit, die Ehre, die jedem Menschen zusteht? Predigen sie das nicht? Die Ehrerbietung eines jeden Individuums?« Gut, ihm selbst war es relativ egal, aber was solls. Meist erzielte es ja bei der Einfältigkeit der Gesellschaft Wirkung, von Moral und den Rechten des Einzelnen zu philosophieren. »Jemand soll sich nach anderen richten, um sich selbst zu untergraben? Oh, das scheint mir ein herrlicher Konflikt für dich selbst zu sein. Ich frage mich, was dein Vater oder deine Mutter davon halten? Wie dem auch sei: Es soll mir auch egal sein, was du wie begründest. Fakt ist, dass du mir ziemlich egal geworden bist. Es ist eine einfältige Sichtweise, wie du denkst. Samurai hier, Samurai da. Man kann es Leid sein.« Es funkelte in den goldgelben Augen - ein Hinweis darauf, dass Masao es gezielt darauf anlegte, ein gewisses "Unwohlsein" bei seinem Gegenüber hervorzurufen. Eine Rede der Verteidigung. Er wollte tiefer gehen. Tiefer in diese Materie vor sich, die da von den normalen Gründen der Abneigung sprach und hinter welchen sich doch mehr verbergen musste. Ja, der Taira war zuvor doch viel zu komplex und interessant gewesen, als dass dies alles sein könnte. Oder etwa nicht? War er wirklich so verblendet? Selbst wenn doch, so war diese Kombination vielleicht dennoch einigermaßen interessant. »Bei allem, was die Shinobi taten und bei allen Dummheiten, welchen sie sich hingaben, so haben sie doch immerhin in der Dunkelheit die Kriege ausgefochten oder verhindert, anstatt damit an die breite Masse zu gehen und diese auf die Shinobi zu hetzen. Oder vielmehr die Untergebenen.«
Masao machte eine Pause und blickte gezielt neugierig auf den Weißhaarigen, der ihm da gegenüberstand. Es wäre interessant, diese Reaktion zu sehen. Andererseits... er hatte ja gesagt, er wollte nicht unhöflich erscheinen. Vielleicht sollte Masao wirklich seine Künste darlegen? Nochmal darauf verweisen zumindest? Obgleich das Ganze ohnehin auf der Lizenz stand, die ein jeder halbwegs-Shinobi außerhalb der kaiserlichen Fangarme besitzen musste. Ach. Nein. Das war viel zu interessant, es hinauszuzögern und die Reaktion abzuwarten. Und immerhin, es gab die Frage nach seinem eigenen Interesse. Woher es kam. Das war zumindest eine der besseren Regungen des jungen Mannes. Gegenfragen zu stellen. Normalerweise tat man das nicht. Masao nahm es mit einem fahlen Grinsen hin. »Oh, ich habe mich lediglich noch nie so ausführlich mit dem Träger deines Berufes unterhalten.« Oder vielmehr einem "typischen" Träger, den er vorher noch nicht kannte. »Ich trinke lediglich etwas gegen meinen Wissensdurst - so, wie du es ja auch tun möchtest. Und das Angebot geht ganz danach, wie weit du in die Tiefe gehen möchtest. Da selbst ich für meine Verhältnisse wenig über deinen Clan fand, so bin ich natürlich sehr interessiert daran. Andererseits: Ich frage mich erneut - heißt deine Familie es gut, dass du sie so verraten würdest?« Ein Schmunzeln lag in der Stimme, während der Forscher sich bereits anderen Dingen zuwandte. Dinge, aka seinen Assistenten. »Ihr beiden. Ab mit euch. Sorgt dafür, dass alle ihrer Arbeit nachgehen werden. Ich habe hier keine Verwendung mehr für euch.« Die Assistenten nickten, wobei Gôro kurz zusammenzuckte und zu dem Taira schielte, der sich eben so abfällig geäußert hatte. Ein bisschen Traurigkeit lag in seinem Blick, denn zuvor war der Mann doch noch so nett und gut zu ihm gewesen. Es war ihm schleierhaft, warum er nun so missfällig über andere sprach. Oder war das Ganze nur ein Schauspiel gewesen? Gôro schüttelte den Kopf, während Gänseblümchen bereits aufgestanden war und von Masao das Buch entgegen nahm.
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BeitragThema: Re: Des Kaisers Würde [Gasthaus]   Des Kaisers Würde [Gasthaus] Icon_minitimeFr Mai 26, 2017 1:33 pm

Azusa registrierte das Seufzen, das den Mund des Forschers verließ und dessen nächsten Worte waren in offene Enttäuschung getränkt. Seine Meinung schien den Mann zu ermüden. Als höre er solche Worte viel zu oft. Und sicherlich, in der Hauptstadt war größtenteils damit zu rechnen. Wer kein Befürworter des Kaiserreichs war, der zog nicht her und das sorgte dafür das Unterschiede in Sichtweisen noch lange nicht so divers waren, wie in anderen Teilen des Landes. Azusa selbst interessierte es wenig, dass seine Meinung die der Gesellschaft war. Die Gesellschaft spielte eben eine so große Rolle in seiner Denkweise. In seinem Leben. Nach ihr richtete er sich oft um abzuwägen, was in Ordnung war und was nicht. Noch öfter richtete er sich nach dem, was in der Samurailehre an ihn weiter gegeben wurde. Der Bushido war schon fast so etwas wie eine Religion, für den Weißhaarigen. Sie waren Gebote, die sich stark von seiner eigentlichen Persönlichkeit differenzierten und genau das brauchte er auch. Natürlich fand sich darin ein Widerspruch und der Wissenschaftler ließ keine Zeit verstreichen, um es anzusprechen. "Predigen sie das nicht? Die Ehrerbietung eines jeden Individuums?" Azusa biss die Zähne zusammen und legte kaum merkbar den Kopf schief. Er weigerte sich, offenes Missfallen an dieser Aussage zu zeigen und beließ es deshalb bei diesen zwei Gesten. Gepredigt wurde so etwas durchaus, kein Zweifel. Der Taira fand sich dem allerdings nicht zustimmen. Zu abstrakt war es in seiner Vorstellung, Shinobi den Samurai gleichzustellen. Ja sogar Zivilisten waren in ihrem Ansehen höher als Shinobi. Für so eine Denkweise konnte er noch nicht einmal seinem Onkel die Schuld geben, obgleich er auch nicht unbeteiligt daran gewesen war. Oder etwa doch? Azusa verstand durchaus wie Menschen und Umgebung eine Person beeinflussen konnte. Er war jung gewesen, als er zu seinem Onkel zog. Plötzlich kam er nicht umher sich zu fragen, ob auch er ein Opfer einer solchen Beeinflussung gewesen sein konnte. Das schien ihm jedoch mehr als nur ein wenig unwahrscheinlich. Gleichberechtigung hatte ihn noch nie wirklich gekümmert – noch nicht mal als sein Vater noch lebte und ihm solche Wertschätzungen predigte. Er hatte sich immer bemüht so zu denken, aber wirklich getan hatte er das nicht. "Ich frage mich, was dein Vater oder deine Mutter davon halten?" Wenngleich Azusa seine Haltung und Gesichtszüge in fester Kontrolle hielt, so hörte das in diesem Moment auf. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Hätte auch unmöglich damit rechnen können. Zu lange stand er schon ohne Eltern in der Welt – er hatte glatt aufgehört über ihre Existenz nachzudenken. Hatte sein Bewusstsein an die Arbeit verkauft und das bereitwillig so. Was würde sein Vater von seinem jetzigen Sein halten? Die vorherige Stimmlage des Forschers kam dem Taira in den Sinn. Enttäuschung. Womöglich wäre auch sein Vater enttäuscht, hatte er ihm nicht stets nahegelegt jedes Leben, noch so klein und unbedeutend, zu respektieren. Azusa runzelte die Stirn und sein allgegenwärtiges Lächeln wich. Er presste die Lippen zu einem dünnen Strich und erste Anzeichen von Irritation huschten ihm übers Gesicht. Der Wissenschaftler führte mit seinen Worten fort, doch Azusa blieb ungewollt an diesem einen Punkt hängen. Er gab sich Mühe dem Gespräch zu folgen, jedoch kam ihm der Gesichtsausdruck seines Vaters in den Sinn, als er seinen Sohn Jahre zuvor im Wald gefunden hatte, umgeben von leblosen Rehen und einer stetig wachsenden Blutlache. Schock war in seinen Augen zu sehen gewesen. Er hatte es schlicht und ergreifend nicht fassen können. Aber da war noch etwas gewesen. Azusa schluckte schwer, als ihm bewusst wurde, was es gewesen war. Enttäuschung. Wäre er noch am Leben, dann würde er ihm bestimmt mit eben diesem Gesichtsausdruck gegenüber stehen. Er würde ihn ohrfeigen, so wie damals und danach eine große Predigt geben. Und dann? Vielleicht würde er ihn auch in die Arme schließen, so wie an jenem Tag, aber Azusa brach den Gedankenverlauf an dieser Stelle ab. Sein Vater war nicht am leben. Er war tot. Diese Erkenntnis, obwohl keinesfalls neu, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Und die Unsicherheit begann erneut. Wäre er früher nicht den Wald gegangen, würde er dann noch Leben? Ein Gedanke der dem Weißhaarigen keinesfalls fremd war. Er schluckte erneut, schwer, und räusperte sich. Stände er nahe genug an der Wand, dann hätte er die Hand nach dieser ausgestreckt. Das tat er aber nicht, weshalb er lediglich die Fäuste öffnete, die sich unbewusst gebildet hatten. Gerade rechtzeitig um zu bemerken, dass der Forscher eine Pause eingelegt hatte und ihn nun neugierig musterte.
Nicht alles war die Shinobi taten, kann als schlecht betrachtet werden, das stimmt schon. Die Welt ist größer als ein simples schwarz und weiß. Das war auch das Kaiserreich, dessen war er sich wohl gemerkt bewusst. Ob einfältig oder nicht – sie sind trotzdem ein Risiko, dessen sich angenommen werden muss. Wenn sie dem Kaiser treue schwören – gut. Wenn nicht... Er beendete den Satz damit, denn man konnte sich denken, worauf er hinaus wollte. Die Welt ist nicht gütig. Dunkelheit liegt im Schatten von jedem Licht. Ich bin nicht naiv genug um auf Gleichberechtigung zu verharren, die genauso wenig unangebracht wie realistisch ist. Letztendlich kann mir auch richtig und falsch egal sein – solange ich dem Kaiser diene. Letztendlich, und so war es wirklich, würde er auch sich selbst verleugnen, um dem Reich zu dienen. Mit sich selbst wollte er eh nichts zu tun haben, nicht mit seinem wahren ich. Das Kaiserreich machte es ihm einfach. Er musste nicht denken, nur ausführen, musste sich nicht mit sich selbst beschäftigen. Erbärmlich, huschte es ihm durch den Kopf und vielleicht war es das wirklich. Fakt war – er konnte nicht komplett gut sein. Er konnte kein anderer Mensch werden, so sehr er sich auch darum bemühte. Also hatte er mit dem ständigen Konflikt und Zwiespalt zu leben. Ein, zugegeben, wirklich erbärmliches Leben, welches er einzig und allein dem Kaiser schenkte. Niemand anderes würde es wollen. Der Forscher antwortete auf seine Frage mit, er stille einfach seinen Wissensdurst. Eine Antwort, die Azusa gut nachvollziehen konnte. Und tatsächlich hing das Angebot davon ab, wie weit er ins Detail gehen würde. Natürlich tat es das. "Andererseits: Ich frage mich erneut - heißt deine Familie es gut, dass du sie so verraten würdest?" Azusas Augen weiteten sich ein wenig, bevor er sie zu dünnen Schlitzen zog und die Mundwinkel nach unten krümmte. Ein Ausdruck, der in seinem Gesicht fremd aussah, hatte er doch sonst immer dieses neutrale Lächeln. Seine Familie verraten? Der Gedanke war ihm so abstrakt, dass er fassungslos schnaubte und dabei beinahe in Gelächter ausbrach. Ich habe keine Familie die ich verraten kann. Seine Eltern waren tot. Der Clan an sich selbst ist- Azusa hielt inne. Was war er? Familie war er für ihn offensichtlich nicht. Dafür fühlte er sich ihm zu fremd. Ob er ihn hasste? Nein. Er mochte seinen Clan, er mochte die friedliebenden Mitglieder, das Schaustellersein und die offenen, gütigen Persönlichkeiten. Aber er war alldem fremd. Anders. Zwar trug er den Namen Taira, doch gehörte er wirklich dazu? Über die Taira ist nicht viel bekannt, weil sie schwer anzutreffen sind und sich aus den meisten Angelegenheit raushalten. Weil andere Clans das Gegenteil sind, ist über sie mehr bekannt. Ich sehe es also nicht als Verrat Informationen preiszugeben, die ihren Bekanntheitsgrad dem der anderen Clans gleichstellt. Sagte er, obwohl der Forscher sich seinen Assistenten zugewandt hatte. Dabei bemerkte er Goros Blick, der leicht traurig zu ihm schielte. Azusa erwiderte den Blick, brauchte aber eine Weile um zu realisieren, dass er mehr als unfreundlich aussehen musste. In seinen Augen lag keine Emotion, sie waren kalt. Unlesbar. Und ein Lächeln war auch nicht auf seinen Lippen zu finden. Das änderte er wenige Sekunden später, indem er seinen üblichen Gesichtsausdruck nachahmte und aufgrund Goros Unsicherheit fragend den Kopf schief legte.
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