Ein weiterer Teil des Krankenhauses von Konohagakure-no Sato, der einen Nebeneingang aufweist, sich sonst allerdings nicht sonderlich unterscheidet.
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Thema: Re: Krankenhaus II Mo Jul 21, 2014 7:52 pm
Vermutlich dauerte es doch ein oder zwei Stunden, eher die Geräusche in seinen Gehörgängen deutlicher wurden. Während die ein oder andere Besorgung im Krankenhaus gemacht wurde und Akten wieder an Ort und stelle gerückt waren. Doch er konnte sie deutlich hören. Erst ein wenig fern, dann klarer und nun deutlich. Wie sich draußen im Gang Menschen durch die Hallen schleiften. Wie draußen ein Vogel zwitscherte, da zwischenzeitlich eine Schwester gekommen war, die das Fenster leicht gekippt hatte. Die Madoka eine kleine Decke über die Schultern gebreitet hatte, was Setsuna doch gerade noch nicht sah. Weil er sich zu schwach fühlte, um die Augen aufzumachen. Stattdessen musste er erst einmal begreifen wo er war. Wo er sich befand und weshalb. Es roch steril. Steril. Reinigung, Labor, Krankenhaus. Krankenhaus war am wahrscheinlichsten. Gut, nächster Ansatz. Die Geräusche. Zwitschern, also vermutlich ein Baum in der Nähe, folglich nicht abgeschieden. Rollen. Gänge. Hallen. Das Krankenhaus wurde zur Gewissheit. Aber wieso war er hier? Unweigerlich versuchte er seine linke Hand zu bewegen - beinahe aus Reflex - und ein plötzlicher Schmerz ließ ihn inne halten. Scharf zog er die Luft ein und presste seine Augenlider zusammen, verzerrte das Gesicht, bis das Pochen langsam abschwächte. Ah, nun kam eine Erinnerung. Staub. Boden. Dreck. Ein Tritt. Ein Knacken. Er musste alles an sich halten, nicht zu hyperventilieren, denn nur Fetzen bildeten sich in seinen Gedanken. Es war, als ob man sich ein Buch genommen und den Großteil der Seiten einfach herausgerissen hätte. Die wichtigsten Kapitel fehlten. Wie es dazu gekommen war. Sogar einzelne Wörter. Die Gedanken waren träge. Aber... es strengte ihn an zu denken. So sehr. Und doch schluckte er trocken, sehnte sich gleich darauf nach einem Schluck Wasser und konzentrierte sich ein wenig mehr auf seine Umgebung. Seinen Arm versuchte er leicht zu bewegen. Nur wenige Millimeter, vielleicht Zentimeter. Anstrengend. Sein ganzer Körper tat ihm weh - aber vermutlich war das normal. Schnell verdrängte er den Gedanken an das "Warum". Das Handgelenk hatte ihm gereicht. Dieser Ausschnitt und diese Stimme... Scharf zog er die Luft ein, atmete dann tief aus. Mehrmals. Zur Beruhigung, nur hatte er leider keine Plastiktüte zur Hand. Seine Kehle... unendlich trocken. Seine Augen schmerzten gar. Seine Nase juckte - und hatte weniger Last, Natürlich. Keine Brille. Etwas.... weiter kam er nicht, denn sein Arm traf auf etwas anderes. Weicher Stoff? Haut? Er wusste es nicht, war nicht ganz auf der Höhe, doch konzentrierte er sich auf die Stelle. Sogleich entspannte er sich. Er kannte diese Person, sehr gut sogar und eigentlich wollte er nicht mehr, als seine Augen aufzumachen, aber es war so schwierig. Langsam, ganz langsam. Nur ein wenig. Ein kleines Blinzeln. Das fahle Licht blendete ihn, er blinzelte ein paarmal mehr, als vermutlich nötig war. Aber es half ihm. Sehen. Es half, wenn er auch die Konturen der weiteren Entfernungen unscharf wahrnahm. Welch Ironie, dass Madoka neben ihm saß und... schlief. Seine Augen waren höchstens halb geöffnet, aber er sah, wie sie auf eine fast ein wenig befremdliche Art und Weise ruhig schlief. Ihr Gesicht wirkte hingegen angestrengt und er fragte sich, weshalb. War sie noch nicht auf der Höhe, hierher zu kommen? Woran lags? Oder hatte sie etwa geweint? Nein, das wollte er nicht so wirklich wahr haben. Aber wie kam er sonst hierher? Durch sie? Er wünschte, er könnte sich an mehr erinnern. Nur ein wenig mehr. Ein kleines Bisschen. Seine Lippen öffneten sich leicht und er fuhr sich mit der Zunge über diese. Trocken. "M..." Nochmal. "M..." Nein, weiter. Nicht aufhören. "Madoka...?" Mehr brachte er nicht heraus. Seine Stimme klang, als ob er sie Tage und Wochen lang nicht benutzt hätte. Eingestaubt. Staub. Dreck. Schmerzen. Handgelenk. Nein, fort damit. Setsuna verzerrte das Gesicht, obwohl er keine Schmerzen hatte, schloss die Augen und versuchte, auf andere Gedanken zu kommen. Nur ausgerechnet das Denken fiel ihm gerade noch schwer.
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Thema: Re: Krankenhaus II Mo Jul 21, 2014 8:27 pm
Man konnte sich bei ihrem Anblick vielleicht fragen, ob sie was träumte. In dieser Position verharrte sie eine lange Zeit am Bett dieses verletzten, frisch operierten Patienten, der sich nicht regte. Rinoka und Takeo hatten Madoka zurückgelassen und sich in die Empfangszurück begeben. Ob sie überhaupt wiederkamen war eine andere Frage. Es sprach unbewusst einiges dagegen, auch wenn es wohl nicht direkt unfreundlich gedacht war. In erster Linie wollte man die beiden hier alleine lassen, falls der Gefragte erwachte und als erstes einen wichtigen Menschen sehen sollte. Wichtiger als einen alten Kameraden, mit dem man sich oft stritt. Was geschah, wurde lediglich der Grünhaarige zuteil. Sie brauchte einige Sekunden ehe der Schlaf sich lockerte, der sie heimgesucht hatte. Ihr Rücken würde von der Haltung wahrscheinlich schmerzen, doch diese Schmerzen waren nichts im Vergleich zu denen, die Setsuna durchgemacht haben musste. Die Berührung löste ihre Trance auf, sodass langsam ihre Gesichtsmuskeln zuckten. Am Ende nahmen ihre Ohren eine Stimme wahr, wenngleich sonst niemand anwesend war, der hätte sprechen können. Also war die Schlussfolgerung so einfach, dass sie letztlich erwachte und hochschrak. Sie richtete sich auf und betrachtete Setsuna, nachdem sie sich zügig durchs Auge gerieben hatte. Nun wusste sie, dass Setsuna gesprochen hatte. Es war niemand, der aus der Ferne rief oder eine billige Einbildung des Unterbewussten. Mit einem zerbrechlichen Lächeln stellte sie sich hin, stützte sich mit einer Hand auf die gegenüberliegende Bettseite und beugte sich über den Schwarzhaarigen. Sie beobachtete ihn zunächst, während ihre Mundwinkel vor Erleichterung und Wehklagen zitterten. Doch dieses Mal weinte sie endlich nicht. Die Dramatik war nicht hoch genug und ihre Augen brannten ohnehin noch. So konnte sie auch trotz eines Kloßes im Hals sprechen ohne zu schluchzen. "Ich bin da", sagte sie leise, wiederholte es anschließend gleich nochmal, damit der Chûnin es auch wirklich hörte. Daraufhin setzte sie sich an die Bettkante, drehte sich zu ihm, stützte einen Unterarm neben seinem Kopf ins Kissen und ließ die andere Hand an ihrer eigenen Seite. Das Gesicht schmiegte sie sachte an das von Setsuna, sodass sie Ohr an Ohr waren und sich nicht ansehen konnten. "Du bist wach, das ist großartig. Wir dachten-" Madoka unterbrach sich selbst und beendete diesen Gedanken nicht, sondern drückte ihre Gesicht nur ein Stück stärker gegen das von Setsuna. "Es tut mir leid." Waren die einzigen Worte, die sie vorbrachte. Es war eine Mischung aus diversen Gefühlen, vergangenen negativen Erlebnissen und verzweifelnden Hoffnungen. Ihr tat sein Schicksal leid, seine Vergangenheit, dass sie sich gestritten und nicht mehr verstanden hatten, dass sie so naiv und lebensleer gewesen war. Dass sie die Freundschaft mit jeder schlechten Tat untergraben hatte.
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Thema: Re: Krankenhaus II Mo Jul 21, 2014 8:50 pm
Setsuna kam nicht, umhin ein wenig zusammenzuzucken, als er sie von der Bettkannte hochfahren spürte und sie wohl mit einem Schlag hellwach war. Na, das hatte ja super funktioniert. Ohne einen großen Hehl daraus zu machen, verzogen sich seine Mundwinkel nach unten, während die Augen noch geschlossen waren - vermutlich war es das mit der Ruhe gewesen, die er eigentlich benötigt hatte. Und noch benötigen würde, wie ihm schien. Doch er hatte sich geirrt. Madoka würde sich nicht auf ihn stürzen, wie sie es früher getan hatte. Nicht so wie auf den Straßen. Kein Knuddeln nichts - und dafür war er im Moment wirklich dankbar. Stattdessen hauchte sie mehrmals, dass sie da war und dann - zu seiner großen Verblüffung - eine Entschuldigung. Er hatte... absolut keine Ahnung, weshalb. Wofür sie sich entschuldigen musste. So verblüfft war er von dieser Aussage, dass kurz jegliche Emotion außer Unverständnis aus seinem Gesicht wich und er erst im Nachhinein realisierte, dass sie davor noch etwas von sich gegeben hatte. Sogar das Zuhören war verdammt anstrengend. Er selbst dachte lieber zusammenhängend, doch selbst das war kaum möglich. Madoka hatte aber offenbar eine gute Antwort auf alles parat und kurz darauf spürte er ihr Gesicht an seinem. Zu nahe. Viel zu nahe. Er spürte sein Herzklopfen, das aber vielleicht entgegengesetzt aller neutralen Meinungen nicht durch romantische Gefühle zustande kam. Jedenfalls würde ihm selbst alles andere merkwürdig erscheinen. Als sie sich noch mehr an ihn drückte, biss er sich auf die Unterlippe und öffnete äußerlich die blauen Augen, aus welchen der vorige Nebel zurückgewichen war, um aus dem Augenwinkel in ihre Richtung zu sehen. Sie waren klar, nicht die Augen eines Sterbenden und damit das erste eindeutigere von ihm kommende Zeichen, dass es eher bergauf als bergab ging. "I...Ihr... dachtet, ich... beiß ins Gras... " Er verzog den Mund, rollte die Augen. Er wünschte sich, ihm wäre eine bessere Wortwahl eingefallen, aber mehr war gerade nicht drin. Zusammenhängend denken... er sehnte sich nach komplexen Aufgaben, aber die würden wohl zumindest heute noch warten müssen. Vermutlich. Denn er wollte sich gar nicht an alles erinnern. Oder... Seine Augen weiteten sich kurz, als er sich an Madokas Stimme erinnerte, sie so nah und voller Angst geklungen hatte. "... Deshalb... also..", sprach er mehr zu sich selbst, um es zu verstehen. Er hätte unter keinen Umständen gewollt, dass sie ihn sah. Und er hatte sie gehört. Sie... Setsuna wusste nicht, ob er sich gerade "geschmeichelt" fühlen sollte, oder nicht. Doch sein Körper entspannte sich merklich und er atmete nochmals tief durch. "Herrgott.... ich bin kein... Katzenbaum... Hör auf mein Gesicht... einzudellen..." Es war ihm ja fast schon peinlich und demnach blickte er auch ganz schnell zur Seite. Eine tiefe Furche zwischen seinen Augenbrauen, die er gekräuselt hatte. Wenn er könnte, hätte er sie weggestoßen, wollte er sich eingestehen, aber wie so oft würde Madoka das wohl auch ignorieren. So wie die Brille. So wie die "Angriffe" auf der Straße... Ein paarmal musste er blinzeln, dann versuchte er seinen gesunden Arm zu heben, was aber auch kaum klappen wollte. Mit einem Mal wurde sein Gesicht wieder ausruckslos, denn aus irgendeinem Grund überlief ihn ein kalter Schauer und er biss sich auf die Lippen, damit Madoka nichts merkte. Er versuchte gar sich nicht wieder anzuspannen, doch allzu gut klappte es nicht. Es war einfach zu sehr wie damals als kleiner Junge... Er fühlte sich gerade genauso hilflos. Und aus diesem Grund drehte er sein Haupt wieder zu der Grünhaarigen, damit sie ihm in die Augen blicken konnte. "...Wie...?", war alles, was er fragte.
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Thema: Re: Krankenhaus II Mo Jul 21, 2014 9:25 pm
Auch wenn er die Worte so direkt wählte und es auch ansprach, was sie nicht hatte sagen wollen, war Madoka froh seine Stimme endlich zu hören. Das Lächeln festigte sich etwas, das sie im Gesicht trug. Die Hoffnung, dass es ihm besser ging, keimte auf. Die Ängste verschwanden nach und nach, genauso wie der Hass auf denjenigen, der das hier verursacht hatte. Wichtig war einfach, dass Setsuna wach war, bei Sinnen und sprechen konnte. Also außer Lebensgefahr war. Schließlich beschwerte er sich wie eh und je über fast alles, was ihn umgab. Zwar nicht explizit, aber tat seinen Unmut darüber kund, dass die Sunohara ihm so nahe gekommen war. Nach einem kurzen Augenblick und leisem Seufzen ließ sie ihn schließlich los, setzte sich auf, sodass sie neben ihm einfach auf der Bettkante saß und ihm zugewendet blieb. Mehr oder minder blickte sie so auf ihn hinab, auch wenn er eigentlich größer als sie war. Deswegen riss sie ihn bei Umarmungen auch immer gern nach unten, auch wenn er dann dort landete, wo andere nur eine Ohrfeige für kassieren würden. Damit dellte sie ihn vielleicht ein, aber doch nicht, indem sie ihr Gesicht an seines legte. Von physikalischen Gesetzen müsste er doch am besten Ahnung haben. Haut beschädigte keine Haut. Außer man stammte aus einem der ekligsten Clans des Universums. Letztlich betrachtete Madoka Setsuna einfach nur mit einem vertrauten Lächeln, das ihre Erleichterung preisgab. Was er dann aber mit einem Wort fragte, ließ es einfrieren. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernster und skeptisch. Sie wich seinem Blick aus und sah auf den Zimmerboden. Wie kam diese Situation zustande? Tja, sie konnte ihm alles sagen, da sie sich im Gegensatz zu ihm daran zu erinnern schien. Aber sie wusste aufgrund ihrer eigenen Geschichte vor wenigen Tagen, dass Stress nichts brachte. Außer Schmerz. Kaum hatte ihr Vater sie konfrontiert, hatte sie Schmerzen im Brustkorb gehabt, weil sie sich aufgeregt hatte. Das wollte sie Setsuna nicht antun. Sie wollte nicht einmal sehen, wie er sich vor irgendwas krümmte. Als wäre er aus bereits angebrochenem Porzellan, das man höchst vorsichtig zu tragen hatte. Wahrscheinlich würde er diese Sorge nicht verstehen und ihre Fürsorge mit einem rationalen Satz persönlich töten, da sie ja unlogisch war. Eine Frau hatte sich nicht um einen Mann zu sorgen. So sah sie einfach weg, ließ die Arme im Schoß hängen und wirkte nicht sonderlich gefestigt. "Nenn mich dumm oder wirf mir sonst etwas vor, aber ich werde es dir in deiner Verfassung nicht erzählen. Das müsste auch in deinen Schädel, dass frisch Operierte sich schonen müssen." Danach schloss sie die Augen, stand auf und lief ratlos im Zimmer umher. Sie sah durch ein Fenster nach draußen, ging dann zu einem der Apparate und starrte hinauf, was es anzeigte, blieb dann wieder am Bett stehen und betrachtete Setsuna schweigend. Sie war sich unschlüssig, ob sie bleiben sollte. Selbst in dieser Lage war er doch irgendwie abweisend wie immer. Und in ihrer Lage war sie deswegen umso empfindlicher, auch wenn sie mit seinem Onkel gesprochen hatte. "Wenn du willst ... kann ich mich darum kümmern, dass du deine Ersatzbrille bekommst, einen Stapel Kleidung und anderen Kram. Immerhin hast du noch nichts hier. E-Es wäre sich besser, wenn einer- ... das macht." Irgendwie ablenken, irgendwie andere Sachen ansprechen und sich nur nicht Unsicherheit oder Gefühlschaos anmerken lassen. Madoka stand neben dem Bett und sprach zögerlich und eher weinerlich über belanglose Sachen, die noch so viel Zeit hatten. Aber sie wollte einfach nicht mit Setsunas kaltem, logischen Geist konfrontiert werden. Ihre Furcht vor einem Streit wie in ihrem eigenen Zimmer stand ihr ins Gesicht geschrieben.
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Thema: Re: Krankenhaus II Mo Jul 21, 2014 9:46 pm
Fast. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte ruckartig ihre Hand gepackt, als sie aufgestanden war. Natürlich würde er es nicht zugeben, aber es hatte ihm geholfen, als sie so nahe bei ihm gewesen war. Kopf an Kopf. Irgendwie hatte es ihn zur Rast genötigt und die Gedanken hatten sich nicht allzu sehr überschlugen. Doch wie sie nun aufstand, wie ihr Lächeln kurz davor einfror, ließ ihn selbst seinen Blick abwenden - und wieder hatten sie sich nichts zu sagen, so schien es. Wieder schienen sie an einem grässlichen toten Punkt angekommen und Setsuna schloss angestrengt die Augen. Es war wirklich so. Sie hätte wirklich in ihrer Haltung verweilen können, denn im Gegensatz zu acht Jahren hatte er erkannt, dass er genau jetzt Nähe brauchte. Eigentlich. Nicht in der Hinsicht, wie viele es mit einem wissenden Grinsen quittieren würden, sondern auf eine unschuldige und doch eigentümliche Art und Weise. Einfach jemanden, der für ihn da war und er ertappte sich dabei, wie er sich erinnerte, dass er sich genau das auch.... auf dem Akademiegelände gewünscht hatte. Am liebsten hätte er nun seinen Unterarm auf die Augen gelegt, damit niemand seinen Gesichtsausdruck genau sah. Aber das konnte er natürlich nicht und deshalb verweilte er weiterhin in seinem Bett und war nach außen hin gelassen. Dabei beobachtete er jede ihrer Bewegungen... und hörte dann die Erklärung, die keine Erklärung war, sondern dazu führte, dass seine Augen sich weiteten und dann wieder auf normale Größe schrumpften. "In Ordnung." Vielleicht verwunderte sie es, aber einerseits wollte er keinen Streit anfangen und andererseits wusste er ja selbst, dass sie Recht hatte. Es reichten schon Erinnerungsfetzen, um ihm einen Schauer über den Rücken zu jagen und er glaubte kaum, dass er all das sofort verkraften würde. Also blickte er auf den Nachttisch und fragte sich, wie er bitte an das Glas Wasser kommen sollte, welches ihm nun erst auffiel. Erst. Erst. Erst. Normalerweise entgingen ihm keine Kleinigkeiten, denn sie gehörten zu seiner Arbeit hinzu. Kein Wunder also, dass er die Faust ballte, was in Anbetracht der Umstände auch falsch aufgefasst werden konnte. Doch auf diesen Gedanken kam er natürlich nicht. Ohnehin kam er gerade auf wenig. Immerhin wurde sein Körper wieder... "wacher" und so sah er erneut zu Madoka. Sein Blick wirkte finster - kalt - , doch das lag daran, dass es eigentlich Sache der Familie war, sich um solche Dinge zu kümmern. Es lag nicht an Madoka - an ihr schon gar nicht. Normalerweise hätte er abgelehnt doch wenn er an sich herab blickte, was das vermutlich keine gute Idee. Irgendwann konnte jeder einmal Hilfe gebrauchen - auch er... und dieses Eingeständnis traf er sehr ungerne. Aber was konnte er hier schon tun? Es verbitterte ihn in diesem Moment regelrecht. Dass er wieder... in einem Krankenhaus gelandet war... Wieder... Wie... Setsuna presste ein paar Sekunden einfach die Augen zu und biss sich angespannt auf die Unterlippe. Vermutlich wirkte er kurz wie ein kleines Kind, das eine schreckliche Erinnerung verbannen wollte. Aber so war es ja auch und als er die Augen wieder öffnete, war das Erlebte immer noch darin enthalten. Spuren, die nicht so leicht verschwanden. Nur hielt er sich für zu erwachsen, um sich darüber zu beklagen. Stattdessen nahm er alle Kraft zusammen, die er gerade in sich hatte und hob leicht den Unterarm, blickte zur Seite - weil er ihr dabei nicht in die Augen sehen wollte. "D...Du musst... dich nicht darum kümmern... wie ich... es sehe komme ich sowieso... sowieso.... verdammt.... sowieso nicht so schnell hier weg... Ich... möchte nämlich nicht, dass du... gehst... Könntest du... nicht einfach hier bleiben...? Das ist mir gerade... wichtiger, als Kleidung... obwohl es vermutlich nicht allzu logisch ist, nehme ich an..." Unsicher blickte er zu ihr auf, denn eigentlich hatte er noch nie aus Freundschaft etwas erboten. Im Grunde genommen war es das erste Mal und vielleicht erkannte man in diesem Blick den eingeschüchterten Akademiejungen, der nicht so recht wusste, wie er damit umgehen sollte, dass seine Familie ihn abermals hier her gebracht hatte. Sicher, Setsuna wusste, er könnte sich wieder hinter seiner Fassade verstecken und kühl und abweisend sein... aber diese Maske würde ihn nicht in einen Kostümball werfen, sondern eher in einen Kerker. Gleichsam dem Mann mit der eisernen Maske. Und dann wäre er alleine... und müsste sich... mit Dingen auseinandersetzen, zu was ihm einfach momentan die Kraft fehlte. Er schwor sich insgeheim, dass dieser Zustand nicht lange anhalten sollte.
Gast Gast
Thema: Re: Krankenhaus II Mo Jul 21, 2014 10:14 pm
Objektiv betrachtet schienen sie beide Angst zu haben. Sowohl vor der Situation als auch voreinander. Was eigentlich böse Ironie war, da sie doch so gesehen gar keinen Grund dazu hatten oder? Keiner drohte dem anderen, keiner würde den anderen absichtlich wehtun, aber doch war da eine Furcht, eine Distanz, die die beiden Anwesenden seit Monaten voneinander wegschob. Wie zwei gleich Magnetpole, die einfach nicht zusammenpassten, weil niemand die Kraft hatte den Widerstand zu überwinden. Als Madoka allerdings Setsuna sah, wurde ihr Gesicht ein bisschen mitleidig. Sie hatte immer noch die Unsicherheit im Blut, aber als der Schwarzhaarige begann so zögernd zu sprechen, fragte sie sich, was in ihm vorgehen musste, dass er nicht so gefestigt war wie sonst. Keine scharfen Worte waren die Waffe, die er bediente, sondern eine Ehrlichkeit auf irgendwie tieferen Ebenen. Die spontan für Verwirrung sorgten. Kurz sollte sie sich nicht um das Gefragte kümmern, da sie bleiben sollte. Es war ihm bedeutsamer als das Belanglose, auf das sie sich stürzte, um dem bedrückenden Gefühl auszuweichen. Verwundert, aber auch prüfend betrachtete Madoka den 18-Jährigen, der während dieser Aussagen irgendwie kleiner und verletzlicher wirkte. Als wäre er ausgeliefert oder stand vor einer Mauer, die ihm den Weg zu seiner kühlen Kalkulation versperrte. Es brauchte eine Weile, bis die Grünhaarige in ihrem Schweigen etwas wiederfand, das sie beruhigte. Der Wunsch nach Nähe und Sicherheit. Fast wie bei den Eltern, bei der Familie, Menschen, die einen kannten und mochten. Ohne etwas zu sagen zog sie den Stuhl wieder an die Bettseite, auf der sie geschlafen hatte, setzte sich darauf und zögerte kurz. Sie betrachtete die gesunde Hand des Jôcho und wusste nicht, ob er sie ihr entreißen würde wie er es bei normaler Verfassung höchstwahrscheinlich getan hatte. Aber sie hatte Tôki versprochen, dass sie eine Freundin sein würde, auch wenn sie ihn nervte und ihn in Zwangssituationen brachte. Also ergriff sie schließlich mit beiden Händen Setsunas Hand, drückte sanft zu und senkte das Gesicht, um zu verdauen, dass sie sich das getraut hatte. Beinahe als würde sie Gegenwehr oder eine Wortsalve erwarten, was das sollte. Sie hielt ihn dem entsprechend nicht krampfhaft fest, aber doch stark genug als Zeichen, dass das hier kein Versehen war. "Dann bleibe ich", murmelte sie zaghaft und brauchte einen Augenblick ehe sie Setsuna mit einem ernsten Gesichtsausdruck ansah. Sie wirkte mitgenommen, ausgelaugt und beinahe in ihr Koma zurückversetzt. "Aber wehe du überanstrengst dich. Du bist operiert, hast viel Blut verloren, warst stundenlang betäubt- ... Komm einfach nicht auf dumme Ideen, ja?" Sagte die Dumme, die sofort trainieren wollte, um sich zu stärken und den Frust loszuwerden, den sie nach dem Aufwachen gehabt hatte. Eigentlich war es die größte Ironie, dass gerade sie das sagte, wenn nicht sogar ein Paradoxon. Doch sie wollte einfach ihre Sorge rauslassen. Während sie Setsuna das entgegenbrachte, strich sie sogar unbewusst mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Gast Gast
Thema: Re: Krankenhaus II Di Jul 22, 2014 7:12 pm
Wenn sein Onkel hier gewesen wäre, bei Madoka, so hätte er ihr gesagt, dass das ein Teil von Setsuna war. Diese Verletzlichkeit, die ihn auch aus machte und dir er stets vor aller Welt verheimlichte. Dass sie ihn nun das erste Mal ohne Mauern sah, die ihn beschützten und hinter welchen er sich selbst am sichersten fühlte. Die zu ihm gehörten. Zu seiner Persönlichkeit. Er war ein kühler Mensch, der kalt sein konnte, doch das hieß nicht, dass auch er einmal in den gefährlichen Händen zwischen Erinnerungsfetzen, Furcht, Ängsten und Gefühlen auch einmal zu etwas Kleinerem zusammenschmelzen konnte. Dabei konnte man denken, er lernte gerade erst das Laufen, nur dass das Laufen etwas ganz anderes darstellen sollte, als diese einfache Bewegung der Füße, die den Körper trugen. Es schien eine Ewigkeit zu Dauern ehe Madoka antwortete oder überhaupt etwas tat. Unsicher erwiderte er ihren Blick und schluckte abermals, wobei er immer noch den trockenen Hals spürte und wie viel Kraft es ihn kostete, sie überhaupt anzusehen und auf eine Antwort zu warten. Es war das allererste Mal, dass er eine solche Bitte gehabt hatte... Schließlich war er es, der sie analytisch musterte, wie sie sich zu ihm setzte, erst zögerte... zögerte und dann seine Hand ergriff. Ihm versicherte, dass sie da bliebe und er bloß nicht auf dumme Gedanken kommen sollte. Doch anstatt zu antworten, blickte Setsuna auf diese beiden Hände, die seine gesunde Rechte hielten und ihm damit die Bedeutung der Worte vermittelten. Dennoch war ihm das Zögern nicht entgangen und er fragte sich, ob es bei Freunden normal war - dumme Frage. Natürlich war es das nicht und die Erkenntnis, die darauf seinen ohnehin schweren Kopf einnahm, ließ ihn sich auf die Lippen beißen und führte in einem weiteren Schritt dazu, dass er tief durchatmete. Dann legten sich seine Finger selbst um Madokas Hand, damit sie auch ja nicht ging. Es war ein merkwürdig tröstendes Gefühl eine Hand zu halten - das würden viele sagen. Doch Setsuna wollte einfach, dass sie blieb und ihm nun antworten musste. "Hast... du Angst vor mir?" Er klang ein wenig heiser, doch die Frage war klar und deutlich zu vernehmen. Erwartungsvoll sah er sie an. "Ich war... stundenlang ... wie tot... das habe ich verstanden. Aber sag mir... Hast du Angst vor mir? Lüg mich nicht an." Unbeabsichtigt klang der letzte Teil ein wenig schärfer, war damit jedoch der krasse Gegensatz zu den hier äußeren Umständen, die zu keiner direkt scharfen Stimme passen wollten. In seinem Innern jedoch wappnete er sich für die Antwort. Er glaubte nicht, dass sie besonders zu seinen Gunsten ausfallen würde. Wirklich nicht... es befremdete ihn auf eine merkwürdige Art und Weise.
Gast Gast
Thema: Re: Krankenhaus II Di Jul 22, 2014 7:35 pm
Es war eigenartig zu sehen und zu fühlen, dass Setsuna seine Hand nicht entfernte. Sie nicht wegriss oder langsam entzog, sondern selbst auch noch zudrückte und die beiden wirklich einander festhielten. Eine Geste, die sie ihm nie wirklich zugedacht hatte. Vor allem nicht in dieser Situation, wo man eher hätte denken können, dass sein verletzter Stolz ihm wichtiger sein könnte, da man ihn verletzt und augenscheinlich verlierend gefunden hatte. Dass er sich daran aber schlecht erinnerte und nun auch nicht daran dachte, war beruhigend. So hielt Madoka die gesunde Hand weiterhin fest, betrachtete sie zunächst und sah dann zu Setsuna auf, der tatsächlich fragte, ob die Grünhaarige Angst vor ihm hatte. Ihr Blick wurde beschämt und traurig, als hätte er sie bei etwas ertappt. Vielleicht sogar das Offensichtliche beim Schopfe gepackt und nun zur Anklagebank gezerrt. Sie wich seinen Augen aus, auch wenn sie sich ansonsten nicht entfernte. Dann wiederholte er diese Frage und stichelte, dass sie ja nicht lügen sollte. Dazu kniff sie die Augen zusammen, seufzte und stand mit dem Rücken an der Wand. Aus der Situation kam sie so oder so wohl nicht mehr heraus. Vielleicht war dieser verletzliche Moment der eine, der die Karten endgültig aufdeckte, auch wenn es vielleicht das Ende bedeutete. Für die Freundschaft. Madoka drehte ihren Kopf wieder zu Setsuna, sah ihn verletzt und enttäuscht zugleich an und antwortete dann mit rauer Stimme, da es ihr nicht besser erging als ihm. "Ich habe Angst." Die ersten drei Worte, die zerbrechlich die Lippen verließen, allerdings nicht so gemeint waren, die der Jôcho es wohl nun denken konnte. "Allerdings nicht vor dir, sondern um dich." Dann senkte sie das Gesicht, das grüne kurze Haar fiel ihr in die Augen und warf einen seichten Schatten auf sie. "Ich frage mich nur, wie das alles weitergehen soll. Du wirst immer kälter, gehst alleine deinen Weg und lässt andere zurück. Als ... wäre dein Herz nun gänzlich eingefroren." Ein Stück hob Madoka dann den Kopf wieder, sah mit zerfurchtem Gesicht auf Setsunas Bettdecke, als wäre es eine endlose weiße Weite, in der man sich verlieren könnte. Auch wenn sie seine Hand nicht losließ, kam sie sich gerade so vor als hätte sie keine Möglichkeit sie je wieder zu ergreifen. "Egal was man versucht, man kann es dir nicht recht machen. Aber weißt du was? Das ist mir egal. Du bist schlau wie Fuchs, aber starrsinnig wie ein Fels. Auch wenn ich daran verzweifle, werde ich einfach versuchen für dich da zu sein. Selbst wenn du nicht willst. Ich hab's Tôki versprochen. Und mir selbst."
Gast Gast
Thema: Re: Krankenhaus II Di Jul 22, 2014 8:16 pm
Hätte er sie vollends lesen können, hätte er wie bei einem Buch aus ihr lesen können, hätte er ihr vermutlich gesagt, dass es ohnehin keinen Stolz mehr gab, auf den er sich konzentrieren konnte. Der war irgendwie im Staub liegen geblieben und verloren gegangen. Wie so vieles mehr an diesme Tag: Ehre, Würde. Es war nur das ritterlichste von Tugenden, die man anderen Menschen zuschrieb und was Setsuna betraf, hatte er sich nie viel Hehl um diese gemacht. Zwar sah es anders aus, aber im Grunde genommen verabscheute er diese beiden Dinge. Ehre und Würde. Beides Dinge, die Mutter und Bruder nie in ihm gesehen hatten und doch ihr Leben von ihnen lenken ließen. Deshalb lag er bereits das zweite Mal hier. Beide Male unter ähnlichen, vorigen Umständen - nur ohne ein Katana, welches dieses Mal als Kirsche auf die Sahnehaube hinzugefügt hatte. Der Stolz war daran zerbrochen - aber wo sollte er ihn auch hernehmen? Als die Antwort ausblieb, biss er sich fast die Unterlippe blutig und Madoka würde sich merken, wie seine Hand versuchte sich in den Ihren zur Faust zu ballen. Natürlich ging es schlecht, doch er stieß ein Zischen aus und blickte zur Seite. Erst Recht wollte er sie dann keines Blickes mehr würdigen, als die ersten Worte fielen. Es schmerzte ungewohnt arg, als die Pause kam und er hoffte inständig, dass es nicht alles gewesen war. Dass es eine Begründung gab. Alleine die Tatsache, dass sie erst geschwiegen hatte, machte ihm zu schaffen - er wusste ja selbst, dass es diesen Kerl in ihm gab, der ihm selbst Angst machen konnte. Nur hoffte er nicht vergebens. Die Antwort wurde fortgeführt und so drehte er seinen Kopf ganz leicht und blickte sie aus dem Augenwinkel heraus an. Und dann wurden seine Augen größer, jegliches Gefühl wich aus seiner Hand. Stattdessen blickte er Madoka einfach nur an und verarbeitete, was sie da wirklich von sich gab: Um ihn, nicht vor ihm. Kälter. Alleine. Andere zurücklassen. Kam es ihm nur so vor, oder war es eine vielleicht unbeabsichtigte mentale und verbale Ohrfeige ihrerseits? Vermutlich hatte er sie irgendwo verdient, doch nun zog er die Hand schlagartig von ihr zurück, als ob er sich verbrannt hätte. Sofort spürte er den Schmerz in den Gliedern, doch die Worte, die dafür verantwortlich waren, hingen ebenso in seinem Kopf fest: Das Herz war eingerforen und was noch viel viel schlimmer war... Sie verzweifelte wegen ihm und sie hatte mit Tôki gesprochen. Vor allem bei letzterem wurde seine Miene ausdruckslos. Er wusste eigentlich, dass seine Geheimnisse bei seinem Onkel gut aufgehoben waren und vielmehr wusste er noch, dass er sich gerade jetzt wieder vollkommen ihrer Beschreibung angepasst hatte, aber wo gab es schon eine hundertprozentige Sicherheit. Seine Miene wurde undurchsichtig, so wie früher. Die Offenheit war wie weggewaschen und mit einer anderen Schicht ersetzt worden. Und dabei war diese Schicht doch nur allzu brüchig. Sie schien ihm gerade nicht einmal richtig, diese Ausdruckslosigkeit, aber seit jeher hatte er kein anderes Gefühl gekannt - bis auf die Akademie. Klick. Er hielt inne. Gerade hatte er sich wieder abwenden wollen, Madoka den Rücken zukehren wollen. Einfach dieses Tabu-Thema ignorieren. Es nicht behandeln, als ob es niemals gesagt worden sei. Doch stattdessen erinnerte er sich schlagartig an diesen dummen Baum auf dem Akademiegelände, der heute dort immer noch stand. Wie er an diesem Stück Natur gelehnt hatte und sie zu ihm gekommen war, um nach etwas Kühlem zu fragen. Damals waren sie Kinder gewesen... wie alt? Sieben oder acht? Madoka dachte bestimmt, dass er sich längst nicht mehr daran erinnerte, denn bis auf wichtige Details zu Missionen und anderen Dingen, schien er sich ja keine zwischenmenschlichen Beziehungen zu merken. Dennoch wollte er nicht kleinbei geben. So war er nicht. Er jammerte niemanden voll, wie das Schicksal zu ihm gewesen war - kam nicht einmal auf diese verdammte Idee. Denn seiner Ansicht nach war sie einfach... dumm. Dass jemand womöglich über ihn mit Madoka geredet hatte... Jemand wie sein Onkel... erschütterte ihn. Dieser Mann kannte viel zu viele Vertraulichkeiten und genau diese waren es, die er bei sich behalten wollte. Schon oft hatte er versucht Madoka ein guter Freund zu sein - auch, wenn sie es nicht gemerkt hatte. Wer hatte sie denn heimgetragen? Ihr den Alkohol ausreden wollen? Sie am Jahrestag ihrer Mutter am Boden gefunden? Heulend? Und wer war bei ihr geblieben, nur um dann durch eine Umarmung über den eigenen Schatten zu springen? Ja, und wer hatte sie wieder hierher gebracht und ihr Blumen ans Bett gestellt? War das alles normal für kühle Menschen? "...oder die Box", murmelte er leise und doch hörbar. Abwesend. Kam damit das erste Mal von sich aus auf dieses alte Geschenk zu ihrer beider Abschlussjahr. Setsuna verstand nicht, denn wenn er geglaubt hatte, dass Freundschaft sich durch irgendetwas auszeichnete, dann durch solche Dinge. Aber war er wirklich kühl gewesen? Hatte er sie wirklich zur Verzweiflung getrieben? "Ich... bin es gewohnt meinen eigenen Weg zu gehen..." Er wollte es ihr nicht leicht machen und so war seine Tonlage durchaus fast so eisig wie zu gesünderen Zeiten. Dennoch hatte er sichtlich lange überlegt, wodurch wohl ein betretenes Schweigen entstanden war, welches er nun zu brechen gedachte. "Ich weiß nicht... Ich weiß nicht, was in meinen... Onkel gefahren ist, dir Dinge über mich zu erzählen... aber sie gehen dich nichts an, Madoka. Ich bin... wer ich bin und diese Dinge haben mich zu diesem Menschen gemacht... und vergiss nun bloß nicht, " "...was du damals sagtest". Mit damals meinte er ihr Geständnis, dass sie die Box geöffnet hatte und was gefolgt war. So war er und so hatte sie ihn doch akzeptiert. Was sollte daran falsch sein? Er verstand ihre Worte nicht und das setzte ihm nur noch mehr zu. Doch vielleicht sagte er es gerade deshalb nicht. Sprach es nicht aus, sondern ließ es hängen. Dennoch wurde seine Mimik diplomatischer, denn als er auf die Bettdecke blickte, huschten seine Augen natürlich auch über den Verband, der hervorlugte. Wenn sie da gewesen war und er sich richtig, wenn auch bruchstückchenhaft, entsann, wusste sie sowieso schon von dieser Narbe. Und wo eine Narbe war, waren meist auch mehrere. Automatisch blickte er zu seinen Handgelenken. Eines war verbunden. Das andere... Setsuna wurde bleich und er zog seine Hand mühsam unter die Decke. Sie durfte es nicht gesehen haben. Sie durfte einfach nicht. Seine Hand hatte mit dem Rücken nach oben gezeigt und doch... vorher... wie wahrscheinlich war es? Was hatte Tôki sich erlaubt, ihr zu erzählen? "E-Eine... Frage." Er überraschte sich selbst. Aber er würde ihr eine einzige Frage so gut es eben ging beantworten. Er wusste, er war es ihr schuldig, doch sein glasiger Blick verriet, dass hinter diesen blauen Augen gerade Panik ausgebrochen war, während seine freie Hand unter der Decke ruhte.
Gast Gast
Thema: Re: Krankenhaus II Di Jul 22, 2014 9:35 pm
Die Sekunden verstrichen, in denen Madoka auf die Bettdecke sah und äußerte, was sie sich überlegte, wenn sie denn groß einen Gedanken fassen konnte. Als Setsuna dann die Hand wegzog, die sie vorher gehalten hatte, wichen ihre eigenen beiden auseinander als hätte zu viel Druck darauf angewendet und Schmerzen ausgelöst. Vor Schreck öffnete ihr Mund sich leicht, sie betrachtete die Stelle am Bett, aber zog dann die Arme zurück und verschränkte die Hände geknickt im Schoß. Die Lippen fanden wieder zueinander, ein trauriges Seufzen und Abwenden des Blickes. Sie konnte sich nur immer wieder fragen, was sie falsch machte, und es machte sie fertig. Immer wieder diese Rückstöße trotz aller Bemühungen. Auch wenn sie behauptete, dass es ihr egal wäre, würde es eine harte Probe sein sich zu bemühen dem Versprechen an Tôki nachzukommen. Es war nicht so, dass sie alles innerhalb eines Gespräches geschluckt und verdaut hatte, sodass es ihr wieder besser ging. Verletzt war sie auch, was die Kluft in diesem Moment nur noch größer werden ließ. Egal ob er die Box erwähnte, sie ansah oder nicht, sich auf sich berief oder irgendwas anderes. Wieder eine Äußerung, dass sie etwas nicht anging, was offensichtlich war, dass es zu diesen Momenten führte, in denen Setsuna so in die Knie ging. Von anderen zu Fall gebracht, immer noch engstirnig wie Madoka selbst, wenn es darum ging sich über ihre Trinksucht Gedanken zu machen. Worte, die er äußerte, wurden an ihrem Gefühlschaos abgespült wie Wasser, das man einfach in den Strudel hinzugoss. Er hörte nicht auf sich um das kleine Herz in Madokas Brust zu drehen und zerriss es mehr und mehr. Schließlich stand sie wie in Trance auf, schob den Stuhl mit einem Arm nach hinten gerichtet weg und richtete sich neben dem Bett auf als wäre sie nun binnen einer Sekunde bereit zu gehen. Als hätte sie nie gesagt, dass sie bleiben würde. Ihr Gesichtsausdruck war verzweifelt und hilflos, die Hände ballten sich zu sanften Fäusten. Schließlich durfte sie also eine Frage stellen. Zumindest schlussfolgerte die 18-Jährige das, nachdem Setsuna selbst nichts mehr gesagt hatte. Obwohl sein Anblick so kläglich und er wieder so verletzend war, gönnte er ihr nun eine Frage. Als hätte sie für diesen Moment auf dem Zahnfleisch gekrochen und das war jetzt die Belohnung. Beinahe fühlte sie sich als hätte man ihr ins Gesicht gespuckt. Es war eher eine Erniedrigung als eine offenherzige Einladung zu fragen, was auch immer ihr auf der Seele brannte. Wenn Setsuna abseits seiner Lage nur ein bisschen nachdachte, wusste er genau, was dort brannte und in sich zusammenfiel. "Alles, was ich fragen wollen würde, wäre sinnlos. Warum du so geworden bist, wie du jetzt bist. Ob andere dir überhaupt noch etwas bedeuten. Was du überhaupt in deinem Leben willst. Was soll ich jetzt fragen, dass du es beantwortest? Deine Vergangenheit kenne ich selbst gut, wir sind zusammen zur Akademie gegangen. Deine Familie interessiert mich einen Dreck, denn sie scheint bis auf Shiranami und Shôhei nur aus Bestien zu bestehen. Das Wort Gefühle brauche ich nicht einmal in den Mund zu nehmen, denn wir haben uns ja nichts zu sagen." Langsam wurde sie wirklich wütend, was auch mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit einher ging. Madoka fing an am Bett vorbei zu gehen und zu zetern, bis sie sich am Fußende auf die Metallstange stützte und Setsuna angesäuert ansah. Gleichzeitig glitzerde das Deckenlicht in ihren Augen, da ihre Augen einmal mehr feucht worden. Sie würde sich nun aber nicht auf dem Boden krümmen und heulen. "Ich danke dir ja für das, was du für mich tust. Die Blumen, den Besuch, deine Mühen - was für deine Verhältnisse normal ist. Aber das bringt anscheinend genauso viel wie meine Bemühungen um dich. Du weißt es wahrscheinlich jetzt nicht mehr, aber du bist hier gelandet, weil Takeo, ich und Rinoka zu dir gekommen sind und uns um dich gekümmert haben. Ich habe dich gestützt und angesprochen, damit du wach bleibst, Rinoka hat dich mit dem Shôsen Jutsu versorgt und Takeo hierher gebracht. Wir wollten, dass du lebst." Nach dieser Erzählung stieß sie sich vom Bett ab, fuhr sich aufgebracht durch das Haar und drehte sich mit dem Rücken zu Setsuna. Sie seufzte angestrengt, biss die Zähne zusammen und versuchte zu verhindern, dass das hier nun in einem Streit eskalierte. Nach einer quälenden halben Minute drehte sie sich um, ging an die andere Seite vom Patientenbett und stützte beide Fäuste vorsichtig neben Setsunas Kopf ins Kissen, sodass sie mit einem halben Meter Abstand Auge in Auge waren. "Ich habe sie geöffnet, und dir meine Antwort gegeben, Setsu. Egal, was momentan passiert und was an unserer Freundschaft reißt, wissen wir beide, dass das das einzige ist, was über alles entscheidet. Entweder bist du zu egomanisch mir endlich zu antworten oder ich bin zu naiv an etwas zu glauben, was gar nicht mehr da ist. Auch wenn ich es nicht erzwingen kann, will ich Klarheit." Danach richtete Madoka sich wieder auf, verschränkte zitternd die Arme und wandte sich ab. Eine einzelne Träne kam ihr über die Wange, für die sie allerdings die Augen schloss. "Wir sind mittlerweile beide erwachsen und in der Lage Ja oder Nein zu sagen. Aber Schweigen ist keine Lösung. Ich weiß, dass es dir gerade schlecht geht. Mir geht es nicht besser. Aber mein Herz schmerzt mehr als meine operierte Lunge." Im nächsten Augenblick schwieg sie, öffnete ihre Verschränkung der Arme und betrachtete ihre linke Hand, an der ein Stück Metall schimmerte. Der Ehering ihrer toten Mutter. Ihr Vater würde wahrscheinlich ausrasten, wenn ihm irgendwas geschah, aber es war das symbolträchtigste, über das sie momentan verfügte. So zog sie ihn von dem Ringfinger und warf ihm Setsuna auf den Bauch auf die Bettdecke, was allerdings kaum wehtun durfte bei so einem leichten, kleinen Objekt. "Das ist der Hochzeitsring meiner Mutter Kotomi. Entweder gibst du ihn mir zurück, wenn du mir etwas zu sagen hast, oder du bringst ihn zu meiner Tante oder ihrer Tochter. Haniko kennst du ja. Wenn ich ihn von ihnen zurückbekomme, dann weiß ich, dass ich für dich gestorben bin genau wie Kotomi für meinen Vater. Darin steckt also meine einzige Frage. Was du fühlst." Schließlich drehte Madoka sich um und bewegte sich zur Tür des Krankenzimmers. Die legte die Hand auf die Klinke und öffnete sie bereits, bevor sie noch einen Blick über die Schulter warf. Entweder hatte er in diesem Moment etwas zu sagen - oder eben nicht. So wie sonst auch.
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Thema: Re: Krankenhaus II Di Jul 22, 2014 10:43 pm
Sollte es ihm die Luft abschnüren? Sollte es sich so anfühlen? Tief durchatmen. Das Summen im Hinterkopf ignorieren und einfach tief durchatmen. Viel mehr blieb ihm nicht übrig, als er hier so in diesem Bett lag und damit haderte, was er tun sollte. Was richtig war und was falsch. Was wirklich einen Freund darstellte und was irgendeinen Fremden. Was eine Freude und was eine Beleidigung. Setsuna kam nur langsam voran, stellte noch langsamer Thesen auf und Madoka verschwand umso schneller, während er noch schneller daran ermüdete. Er erlag nicht, sondern es ging einfach schleppend von Statten. Wie ein Virus nisteten sich ihre Worte in seinem Kopf ein und ergriffen dann von seinem ganzen Körper Besitz. Fast war es eine Anklageschrift. Wie sie sich erst über ihn gebeugt und dann angefangen hatte. Zu erzählen. Zu berichten. Ihn an den Pranger zu stellen und das zu Recht. So schien es jedenfalls, wenn man ihr neutral zuhörte. Das Problem war nur, er war nicht neutral. Seit jeher verschloss er sich gegenüber allen Behauptungen um seiner selbst willen. Uns bisher hatte er die Ansicht vertreten, dass es immer gut getan hatte. Doch gerade in diesem Moment, wo sie noch vor wenigen Minuten versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, zeigte sich ein ganz anderes Bild. Er würde vereinsamen. Hier. Allein. In diesem Zimmer. Er glaubte seinen Herzschlag kurz aussetzen zu spüren, dann wie er sich verkrampfte und kurz darauf wirklich ein wenig Blut auf seiner Unterlippe zu sehen war. Doch mit beißenden Schmerzen konnte man Worte auch nicht verdrängen. Seine Vergangenheit kannte sie. Seine Familie leider ebenfalls. Und Gefühle... Gefühle wollte sie nicht mehr... sie wollte nicht mehr davon sprechen. In seinem Innern flackerte die Erinnerung auf, als er sie am Boden gefunden und dann dafür gesorgt hatte, dass sie sich zur Ruhe setzte. Sich diese Ruhe gönnte, obwohl sie bereits leicht angetrunken gewesen war. “Nachdem ich das gelesen habe, hatte ich immer Angst, dass du wirklich etwas Dummes machst, sobald ich davon spreche. Du bist für mich mittlerweile mehr geworden als nur der Freund aus der Akademie - auch, wo wir jetzt älter sind." Die Worte von damals hallten wieder und er konnte sie nicht stoppen. Er wusste genau, was sie damit meinte. Und er hatte ihr damals nicht wirklich eine Antwort gegeben. Nicht einmal das. Sie beide hatten Probleme gehabt. Und Probleme waren da um sie zu lösen. Das hatte er sich damals schon gedacht und ja, er liebte Rätsel. Liebte es sie zu lösen – warum dann auch nicht dieses? Er hatte es doch schon längst. Er wusste was sie meinte und doch schreckte davor zurück. Weil er einfach mit solchen Dingen keine gute Erfahrungen gemacht hatte. Also schwieg er. Und dann kam es. Bemühungen um ihn und damit verbunden wohl auch die Tatsache, wie sie ihn vorgefunden hatten. Wie sie zu ihm gesprochen und ihn gebeten hatte. Setsuna wusste, er hatte etwas gehört und hatte vermutlich auch was sagen wollen. Doch alles andere kleidete sich in Schwärze. In die Augen konnte er ihr dabei nicht sehen, stattdessen suchte er sein Heil in der Aussicht, welche das Fenster bot. Das Licht lies seine Züge nur noch blasser wirken, als sie ohnehin schon waren und tatsächlich fühlte er sich gerade so müde, wie nie zuvor in seinem Leben. Ob wirklich aus körperlicher Erschöpfung, ob aus geistiger oder weil er es Leid war, diese Mauern aufrecht zu erhalten, konnte niemand sagen. Auch er sich selbst nicht. Nur war es leider ein Fakt, dass er ohne diese Menschen hier nicht liegen würde. Seine Brust würde sich nicht heben und schenken. Madoka hatte Recht. Sie konnte keine wirkliche Frage stellen, die das alles wieder gut machte. Dafür war bereits zu viel vorgefallen. Es wäre unlogisch, wenn es denn einfach wäre. Er dachte, er machte einen Schritt auf sie zu, aber was sollte er sonst tun? Er konnte ihr nicht mit einem Mal alles in die Hand legen, was es war... Wenn er das tat, dann... zerquetschte man es. “Entweder bist du zu egomanisch mir endlich zu antworten oder ich bin zu naiv an etwas zu glauben, was gar nicht mehr da ist.“ Zugegeben, wenn er könnte, wäre er vermutlich in diesem Moment weggegangen. Allerdings drehte Madoka den Spieß um. Dieses Mal wollte sie gehen. Diese eine Person, die überhaupt hier gewesen war, als er wieder die Augen geöffnet hatte. Die ihm eigentlich versprochen hatte, zu bleiben... Sie waren erwachsen. Sie hörte sich auch erwachsen und logisch an. Klarheit. Was war klarheit? Am liebsten hätte er nun seinen Kopf in den Händen vergraben, doch er konnte nicht. Würde sich wohl auch nicht trauen. War es zu viel? Das Summen in seinem Hinterkopf wurde stärker und er tat alles, um sich nichts anmerken zu lassen. Müde. Mürbe. Verzweifelt. Krank. Fertig. Abgefertigt. Und ausgeweidet. So fühlte er sich im Moment. Alles traf zu. Und doch war Madoka noch nicht fertig mit ihm. Und doch landete dieser Ring auf seiner Brust. Und doch wandte sie sich ab. Und doch wollte sie gehen. Ihr Herz, das mehr schmerzte. Als ihre Lunge. Er wusste, er wollte etwas los werden und etwas sagen – aber wie? Sicherlich wollte er nicht, dass sie ging. Und er erinnerte sich an diese Akademie. An diesen sonnigen Tag mit der Box in seinen Händen. War sie am Ende gar der Mühlstein um seinen Hals gewesen? Er fuhr sich über die auf gebissene Lippe. Sah zu Madoka. Sah auf ihre Hand. Türklinke. Sie hatte ihn gestützt. Mit ihm gesprochen. Und ihn damit vielleicht gar in der Welt gehalten. Zaghaft hob sich seine Hand, ehe er es sich anders überlegen konnte. Deutlich waren die Narben auf dem freien Handgelenk im Licht zu sehen – beziehungsweise deutlich, wenn man genauer hinsah und außerdem nickte er mit dem Kopf in diese Richtung. Es fühlte sich so schwer an wie Blei, den Arm zu heben und entsprechend bildete sich auch ein Schweißfilm auf seiner Stirn, doch er war nicht fertig. Was er fühlte. Das war diese eine Frage gewesen. Diese eine Frage und er hatte ihr versprochen, sie zu beantworten. “Ab meinem sechsten... oder siebten Lebensjahr... ich weiß es nicht mehr genau... es hatte für mich keine Bedeutung... ich wollte fühlen, weil ich Angst hatte, ich wäre... falsch, weil ich mich nicht hingezogen... gefühlt habe... zu meiner Familie...“ Seine Stimme war belegt. “Mit acht... mit acht... ach verdammt... komm schon... mit acht landete ich nicht... wegen eines Sturzes hier... es war wie... heute... nur war es nicht mein Bruder... und auch kein Katana... aber Schläge und Tritte tun es auch...“ Wieder eine Pause. Er zitterte. Es schmerzte, weil er zitterte, aber er konnte es auch nicht wirklich abstellen, weil er nie wirklich darüber gesprochen hatte. Jemals. Sicherlich verschwieg er einiges, aber das musste einfach reichen. Hier, in diesem Moment. “... und dann lernte... ich dich kennen... ich weiß mittlerweile, wie düster... es ohne diese Bekanntschaft ausgesehen hätte... und ja... es ging besser... das, was du an meinem Handgelenk sahst... passierte nicht mehr... und ich wusste nicht... wie... wie ich dir manches sagen sollte. Ich weiß es immer noch nicht, um ehrlich... zu sein.“ Luft schnappen. Durchatmen. Nicht aufhören, sonst würde er aufhören zu reden. Weitermachen. “Ich habe... nie... nie aufgehört zu fühlen... ich fühle Berührungen, vor allem, weil ich... sie nicht mag... Ich fühle Temperaturen und.... Materialien... alles. Ich spüre ja sogar dein Chakra... ich weiß, was du hören willst... Ich fühle Madoka... Ich tu es ja – vor allem heute. Vor allem... jetzt. Aber als Kind würdest du auch nicht deine Hand... nochmal in das Feuer legen, wo du dich... doch schon einmal verbrannt hast... oder? Denn... das wäre...doch wirklich dumm... Glauben zu können... dass es gut gehen würde, oder...? Und du sollst... nichts sagen, wenn du es nicht so m-meinst...“ Er kannte die Worte aus der Box immer noch. Benutzte sie, denn sie waren das einzige, womit er sich daran klammerte. An den guten Teil seiner Vergangenheit. Angestrengt schloss er die Augen und man sah, dass das Reden ihn Kraft gekostet hatte. “... ich will... dir den Ring geben... ich stecke ihn dir sogar... noch höchstpersönlich an den Finger... Aber dafür müsstest du her kommen... Dann versuch ich es.... in Ordnung..?“
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Thema: Re: Krankenhaus II Mi Jul 23, 2014 12:21 am
Sie hatte die Klinke fest in der Hand und spürte das kühle Metall an ihrer Haut, doch ihre Finger lockerten sich zaghaft, als sie über ihre Schulter blickend entdeckte wie Setsuna seinen Arm mit aller Kraft nach ihr streckte. Es bewegte sie zum schmerzlichen Innehalten, während die Hand wenige Millimeter von der Türklinke rutschte. Sie sah an dem Handgelenk feine Narben, die besorgniserregend aussahen. Warum fielen die erst jetzt wirklich auf? Soweit sie wusste, trug Setsuna immer Jacken oder eine Uniform, die diese Hautstellen verbarg. Und ansonsten sah sie ihn nicht wirklich bei Geschehnissen, die dort vielleicht Blöße erzwangen. Heiße Quellen oder Bäder besuchte er wirklich nie. Und ohne gefragt zu haben, wusste sie, was diese Wunden bedeuteten. Umso schwerer wiegten letztlich dann die Worte, die er unter aller Kraft hervorbrachte. Immer wieder sprach er zögerlich, unter Anstrengung, musste irgendwie neu ansetzen und konnte nichts fließend vorbringen. Es war eher eine Tortur als ein Gespräch. Schließlich sagte er doch so viel. Ungewohnt viel. Ehrliches. Er brachte die Familie unangenehm zur Sprache, auch wenn er gleichzeitig irgendwie von Gefühlen sprach. Es erklärte geringfügig die Wunden. Dann folgte das Kennenlernen, welches er ungewohnt irrational ausdrückte. Aber als Kind würdest du auch nicht deine Hand... nochmal in das Feuer legen, wo du dich... doch schon einmal verbrannt hast... oder? Im Moment dieser Frage rutschte ihre Hand leblos von der Klinke. Irgendwie war ihr klar, was er damit meinte, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Gleichzeitig schwand aber der Zorn aus ihrem Gesicht über das vorige Verhalten und die Lage im Allgemeinen zwischen ihnen. Je weiter er aber sprach, desto größer wurde der Schatten auf ihren Augen. Der Glaube war also naiv, das war das, was er ausdrücken wollte. Selbst wenn sie es sagte, und sich nicht sicher war, was sie meinte, war es vergebens. In dieser Sekunde schossen diverse Bilder durch ihren Kopf. Ein lächelnder Setsuna, ein genervter, ein vor Schmerz schreiender und blutiger Setsuna, ein lesender, ein schlafender, ein seufzender, ein, der sich die Brille in der Schulbank putzte. Sie kannten sich gut, aber irgendwann war die Fahrt wohl in einen Rück- statt Fortschritt verändert worden. Durch des Schicksals Hände. Auch als Setsuna letztlich sagte, dass er ihr den Ring geben wollte, und sie deswegen die Füße nach vorne setzte, waren es für sie nur Rückschritte. Schweigend zögerte sie, dann bewegte sie sich wieder auf ihn zu. Beinahe unbewusst griff sie dabei nach einem Glas Wasser, das in Bettnähe stand, und bettete es unfallsicher an seine Körperseite, damit er es nehmen konnte, wenn er in der Lage dazu war. Babysitten würde sie ihn jetzt bestimmt nicht. Sie kommentierte es nicht, forderte ihn nicht auf, sondern stellte es einfach hin. Letztlich setzte sie sich auch selbst nochmal auf die Bettkante, ließ aber den Rücken zu Setsuna gedreht. Ihr Rücken war gekrümmt, als sie dann einen Arm in seine Richtung hob, sodass er mit einer bloßen Bewegung der Hand den Ring an einen der Finger schieben konnte. Sobald sie das Metall spürte, war es für ihr Herz die Antwort, dass die Bühne ihres Lebens ihre Vorhänge fallen lassen konnte. Hinter der Kulisse konnte man das Licht endlich ausschalten, die Darsteller nach Hause schicken und den Saal leer und einsam zurücklassen. Von den Logen aus würden nicht einmal mehr Tiere hinabschauen. Die Show war gelaufen.
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Thema: Re: Krankenhaus II Mi Jul 23, 2014 9:26 pm
Nichts als Stille. Setsuna wollte sie nicht ansehen, wenn er denn überhaupt etwas sehen konnte. Ohne Brille ging das schlecht. Ohne Brille war alles verschwommen. Ohne Brille fühlte er sich nicht vollständig, durchblickte wortwörtlich nicht alles. Aber irgendwo war er froh, sie gerade jetzt nicht zu haben. Denn dann hätte er sie angesehen und hätte vermutlich auch sofort gesehen, was er angerichtet hatte. Dass er einen kleinen Faden von Hoffnung abgetrennt hatte, an dem Madoka sich blutig gehalten hatte, damit er sie nicht losließ. Und er hatte ihn durchtrennt. Hör einfach mal auf, immer nur zu denken, Setsuna. Schalte mal dein Herz ein, das irgendwo in dir unter einer Schicht Spinnweben verwest." Worte von damals kamen ihm in den Sinn, als er die Augen schmerzlich geschlossen hatte. Als er seinen Arm wieder gesenkt und unter der Bettdecke verborgen hatte. Als er begriffen hatte, dass er sich ihr gerade wirklich anvertraut hatte und sie nichts erwiderte. Nicht wirklich irgendetwas. Keine Reaktion, die er irgendwo mitbekommen hätte. Er hatte aufgehört zu denken. Er hatte sich bemüht, sich ihr mitzuteilen... aber all das schien sie schon gewusst zu haben. Also fand er es gerade richtig, wenn er sich zurückzog, nachdem er sich so weit aus seiner Schneckenhülse gelehnt hatte. Aus seinem kleinen Refugium. Und genau dahin würde er sich wieder zurück begeben – auch, wenn es in Spinnweben lag. Denn selbst Spinnen waren nützliche Tiere. Selbst wenn sie von den meisten Personen gehasst wurden. Schilfgrün. Ihm war das erste Treffen in Erinnerung gekommen. Er hatte ihre Haarfarbe eingeordnet. Schilfgrün. Mit ein wenig olivgrün, oder farmgrün. Im Schatten eher chromoxidgrün. Ein kleines Lächeln wollte sich an die Oberfläche kämpfen, doch er unterdrückte es mit einer Heftigkeit, als ob er es samt Nagel in eine Wand gehauen hätte. Und seine Abwehr kam mit jedem Hammerschlag zurück. Setsuna hatte sich ihr gerade geöffnet. Aber was er bekam, war nichts als Schweigen. Nichts als Ruhe, die er zwar mochte, aber nicht in diesem Sinne. Er bekam absolut gar nichts dafür. Ja, er schuldete es ihr. Aber irgendwo hatte er gehofft, sie könnte ihn dadurch verstehen. Wieso es einfach... nicht ging. Und was tat sie? Er spürte die Beschwernis der Matratze. Des Bettes. Bemerkte das Glas Wasser neben sich, sah dann ihren gerkümmten Rücken, als ob sie gleich zusammenbrechen würde. Er sah es, weil er die Augen geöffnet hatte, doch waren diese nicht mehr neugierig. Nicht mehr mitleidig und auch nicht mehr zuvorkommend. Wenn Madoka gerade dachte, die Show war gelaufen, so meinte Setsuna gleichbedeutend, dass sie ihre Eintrittskarte zerrissen hatte. Was sollte er mit dieser Hand tun, die sie ihm hinhielt? Er hatte sich gut gegeben. Er hatte versucht, sie verstehen zu lassen und sie... ihm war unwohl. Ihm wurde fast schon schlecht, weil er sich lächerlich fühlte. Doch dabei kam er nicht auf den Gedanken, dass sie sich des Öfteren in seiner Gegenwart genau so gefühlt haben könnte. “Wenn es jemanden gegeben hätte, dann du. Wenn jemand mich hätte ändern können, dann wärst du das gewesen.“ Enttäuscht murmelte er diese Worte in seinen Gedanken vor sich hin und unterdrückte, sie anzusehen, als er zittrig nach dem Glas griff, dessen Inhalt um ein Haar auf ihn herab kippte. Wütend über dieses Unvermögen ballte er die Fäuste. Tief atmete er durch. “Nichts... aber natürlich... nichts.“ Er klang kühl wie eh und je, ließ sich nichts von den Gedanken anmerken, die er gehegt hatte. “...so leer wie mein Herz.... weil... ich ja keins habe, dass dich lieben kann... Hab ich ja nie... Denk es dir... Vielleicht wird der Gedanke dann wahr... und die Situation für dich erträglicher...“ Er wollte ihr den Ring anstecken, aber die Anstrengung machte es ihm schwer. Mit einem Mal wollte er einfach nur schlafen. Aber dazu hätte er noch genug Zeit, wenn Madoka gegangen war. Sicherlich wollte er das immer noch nicht, doch genauso wenig wollte er sich auf eine Eisfläche begeben und auf einen Abgrund zurutschen. Sollte sie es sich ruhig einreden. Dass er keine Gefühle hatte. Vorsichtig und langsam, bedacht, hob er schließlich seine Hand nochmals und steckte ihr den Ring an den Finger. “...Ich kann das einfach nicht, Madoka. Ich wage mich nicht noch.... einmal.. hervor, nur um dann... wieder im Staub zu landen.“
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Thema: Re: Krankenhaus II Mi Jul 23, 2014 9:58 pm
Jemand anderes hätte dir geben können, was du brauchtest. Ich bin die falsche Person dafür. Madokas Gedanken waren recht final und abschließend, was die Sache betraf, die sie und Setsuna in den letzten Monaten quälend auseinander gerissen hatte. Es war für sie schwer zu greifen, dass all das nun so gekommen war, wie sie hier miteinander verblieben. Er gab ihr den Ring direkt zurück und gleich darauf folgten dann wieder bissige Worte, wie sie in letzter Zeit fast schon Routine geworden waren. Fast schon konnte man traurig darüber lächeln, dass sie sich ansäuerten und Vorwürfe machten wie ein altes Ehepaar, das zu viele Jahre miteinander verbracht und die Lust aneinander verloren hatte. Die Wege hatten sich getrennt und führten in so unterschiedliche Sphären, dass man einfach nicht mehr auf einen Nenner kam. Manchmal brauchte es eben eine endgültige Entscheidung, damit es beiden Seiten besser erging. Gemächlich zog Madoka mit dem Ring am Finger ihre hagere Hand zu sich zurück, legte sie in den Schoß und wartete, bis Setsuna fertig war. Er konnte es nicht, wollte keine Entscheidung treffen, die so endete wie in der Akademie, weil sie so lange gebraucht hatte, um die Box zu öffnen. War das denn wahrlich der einzige Fehler gewesen? War sie zu dumm gewesen, um rechtzeitig an das zu gelangen, was Setsuna ihr geschenkt hatte? War Zeit an allem schuld? Oder der Unterschied ihrer Intelligenzquotienten? Sie glaubte nicht, dass es was geändert hätte, hätte sie die Box schon mit 14 oder noch früher geöffnet. Die Jahre verstrichen ohnehin elendig, und was nun passiert war, kam ihr wie das beendete Kapitel einer Trilogie vor. "Du hast ein Herz, Setsuna", murmelte Madoka mit ihrer heiseren, kratzigen Stimme vom Weinen, Schreien und fehlendem Wasserkonsum. Sie klang nicht unbedingt viel besser als er oder jemand, der gerade in Panik gebrüllt hatte. "Es gehört nur eben dir, und sonst niemandem. Danke, dass du mir den Ring selbst gegeben hast." Daraufhin erhob sie sich vom Bett, strich sich an den Schläfen das Haar hinter die Ohren und auch mit einem Handrücken über die geröteten Augen, die leicht brannten. Sie seufzte zitternd und bewegte sie wieder Richtung Tür, wo sie dann erneut stehen blieb und abschließende Worte an den Jôcho richtete. "Egal was Tôki mir gesagt hat, ich behalte es für mich. Auch wenn es mich nichts angeht. Sorge dich nicht darum, dass irgendwer irgendwas erfährt. Wenn Takeo oder Fubaki dich besuchen, wissen sie auch nicht mehr als Rinoka. Na ja ... Immerhin sorgen die beiden sich um dich. Sie bleiben bestimmt an deiner ... Seite. Ich kann das nämlich auch nicht." Und nach diesem Satz, der über ihre Lippen kam, brach ihre Stimme. Vielleicht hörte Setsuna es noch, dass der Gefühlstopf nun überkochte. Madoka versuchte nur es zu kaschieren, indem sie die Tür aufriss, raus lief und sie hinter sich zuknallte. Jämmerlich heulend wie ein Schulmädchen rannte sie mit dem, was ihre Lunge an erhöhter Leistung ermöglichte, über den Flur, um Ecken und über Treppen, bis sie schließlich in ihrem eigenen Zimmer ankam. Dort knallte sie die Tür ebenso zu, trat mit dem rechten Fuß schreiend dagegen und schlug auch gleich noch mit der Faust darauf, sodass das Material ein gefährliches Knacken von sich gab. Benebelt stolperte sie zurück, bis sie auf dem Bett zu sitzen kam. Ihr Blick war von Tränen verschleiert und ihr Körper bebte förmlich. Nach einigen Minuten öffnete sich ohne Anmeldung die Tür und Rinoka stand da. "Oh, ich dachte du wärst noch ... Scheiße, was ist los, Madoka?" Eilig stellte Rinoka das Essen ab, was sie für ihre Kameradin gekauft hatte. Der Teller und die Gabel klapperten, während sie durch das Zimmer zu dem Mädchen eilte. Sie riss sie förmlich zu sich und drückte ihren Kopf an ihre Brust. Madoka wehrte sich nicht, sondern krallte sich in das Kleid der Weißhaarigen, das gleich an einigen Stellen durchnässt wurde. "E-Es ist ... alles-", schluchzte sie und erstickte bei jedem zweiten Wort, als hätte sie beim Atmen getrunken. "Beschissen!" Die beiden Mädchen blieben so für den Augenblick aneinander und die eine versuchte die andere zu beruhigen, welche es aber nicht wirklich schaffte. Ob Takeo nun im Flur stand und das Szenario mitbekam, war beiden für diesen Moment egal. Rinoka wiegte die Grünhaarige einfach solange ohne Worte, bis sich wenigstens ihr Puls beruhigte.
Hatake Mayura ∷ Snow ❆ White ∷
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Mayura war mit der Tasse in der Hand kurz eingenickt. Überrascht darüber, war sie plötzlich aufgeschreckt und hätte dabei die Tasse um ein Haar weggeworfen, die bisher unbeschadet auf ihrem Schoss, zwischen ihren Händen geruht hatte. Ein Wunder, das sie nicht weggekippt war, während Mayura ein Nickerchen gemacht hatte! Bei ihrem Hang zur Tollpatschigkeit hätte sie das ja schon erwartet, als sie mit einem kleinen Schrecken festgestellt hatte, das sie eingeschlafen war. Nun stellte sie die noch halbvolle Tasse auf einen nahegelegenen Tisch und seufzte leise. Sie stand auf und streckte ihre Glieder durch. Die Operation war anstrengend gewesen und hatte mehr von ihr gefordert als erwartet. Aber Setsuna ging es nun gut und das war die Hauptsache. Sie strich sich durch ihre Haare und versuchte sie so wieder etwas glatt zu bekommen, bevor sie herzhaft gähnte und dann einen Blick auf die Uhr riskierte. Wann hatte sie sich in dieses Zimmer gesetzt? Sie war sich nicht sicher, aber es war bereits relativ spät und wenn Tenzou Zuhause war, würde er sich mit Sicherheit fragen, wo sie nun war und wieso sie nicht Nachhause kam. Mayura beschloss, bald Nachhause zu gehen, davor wollte sie jedoch noch einen Blick bei Setsuna riskieren um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging. Der Junge war mit ihr auf Mission gewesen und seit diesem Zeitpunkt hatte sie nicht aufhören können, daran zu denken, was damals passiert war. Sie wusste womöglich mehr über ihn, als ihm lieb war. Aber natürlich hatte sie diese Seite für sich behalten. Bisher wusste sie ja auch noch nichts richtig konkretes, aber es hatte schon gereicht, es mit erlebt zu haben. Die Weisshaarige begab sich also aus dem leeren Zimmer und beugte in den Gang ein. Das Aufwachzimmer war nicht weit weg, dort hatte man Setsuna untergebracht für diese Nacht, da er erst vor kurzem eine Operation hinter sich gebracht hatte. Drei Türen weiter erreichte sie jenes Zimmer und öffnete sie leise, immerhin war es gut möglich, das er gerade noch schlief. Mayura trat ein und sah sich kurz um. Zu ihrem Überraschen war er heute alleine hier, anscheinend hatte es heute ansonsten noch keine Operationen gegeben. Sie suchte die Betten ab, bis sie Setsuna anscheinend schlafend in einem liegen sah. Mayura lächelte leicht. Es schien ihm soweit gut zu gehen, die Operation war gut verlaufen und auch hinterher scheinen noch keine Komplikationen aufgetreten zu sein. Sie trat an die Seite seines Bettes und beobachtete ihn kurz beim Schlafen, bevor sie das Kontrollblatt nahm, das auf einem kleinen Nachttischchen lag. Sie überflog die Daten und trug auch noch etwas kleines nachträglich ein. Ergänzte, dass es auch zu diesem Zeitpunkt bisher noch keine Änderungen zu sehen waren und er auf gutem Wege zur Gesundheit war. So hoffte sie zumindest! Den je nach Patient konnte man sich diesbezüglich auch mal ziemlich schwer irren, wenn sie ihre Schmerzen einfach nur hartnäckig unterdrückten ...
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Thema: Re: Krankenhaus II So Jul 27, 2014 3:49 pm
Setsuna schlief nicht. Er konnte nicht schlafen. Konnte sich auch nicht wirklich bewegen, ohne dass er seinem Körper nicht traute. Aber er hatte die Augen geschlossen, weil es so vielleicht ein wenig besser ging. Weil man so Dinge besser verarbeiten und ohnehin besser durchdenken konnte. Verhindern? Das ging nicht. Die Erinnerungsfetzen hatten sich in den vergangenen Minuten der Ruhe langsam aufgestapelt und schienen ihn niederringen zu wollen. Es schien, als ob sie sich nichts daraus machten, dass er sie nicht sehen und auch nicht mal über sie nachdenken wollte. Nicht über seinen Bruder. Nicht über seine Einfältigkeit, als er das Einverständnis gegeben hatte. Nicht über den Kampf und schon gar nicht über Madoka. Es fühlte sich fremd an, sich einsam zu fühlen, was an sich schon grotesk war, denn Einsamkeit empfand man eigentlich in der Fremde. Und er hatte sich nie wirklich einsam gefühlt, darauf hatte er immer beharrt. Letzten Endes war durch diese ganzen Gedanken eingedöst, hatte nicht geschlafen, aber hatte geruht. Hatte nachgedacht. Hatte Gedanken verworfen. Hatte zurückgedacht, hatte voran gedacht. Was war und wie es weiter ging. Hatte sich dazu entschlossen, nicht mehr zu denken und seinen Geist ruhen zu lassen. So war es schließlich kein Wunder, dass er erschöpft in seinem Bett lag und offenkundig den Anschein erweckte, friedlich vor sich hin zu schlafen. Als ob er noch gar nicht erwacht wurde. Doch stattdessen hörte er die Tür und hörte die Schritte im Gang. Das Rauschen des Luftzugs und natürlich spürte er auch eine Chakraquelle im Raum. Es war hilfreich ein Sensor zu sein, wenn man sich nicht auf die bloße Ahnung verlassen wollte. Es war hilfreich zu wissen, dass es auf jeden Fall eine Person war und kein Luftzug. Und doch spannte er sich an, denn er wusste nicht direkt, wer es war. Klammheimlich fürchtete er sogar, es sei sein Bruder. Nur rief er sich kurz darauf in Erinnerung, dass er dann vermutlich bereits etwas gemerkt hätte. Eine Berührung, die man nicht zärtlich oder lieblich nennen konnte - oder eine ausfallende Bemerkung. Irgendetwas, wie dumm er wäre. Wie schwach. Seinem Bruder ging hierbei oft das Repertoire aus, sogar auf dem Akademiegelände war es passiert. Dennoch hatte ihn nichts daran gehindert, den Jüngeren so zuzurichten. Wieder flackerten Erinnerungen auf. Dieses Mal ballte Setsuna die gesunde Hand unter der Decke und spürte, wie das Anspannen ein taubes Ziehen auslöste. Oh, er wäre wohl länger nicht fit. Normalerweise wusste er um die Logik der Ruhe, aber normalerweise befand er sich hier auch nur nach einer dummen Aktion eines Teamkollegen auf einer Mission - meist übernahm Takeo diese Rolle. Nun aber... Er widerstand dem Drang hochzuschrecken und die Person anzufahren. Ohnehin konnte er sich aber denken, dass es nur Personal war. Immerhin war der Klang von Stift auf einem Klemmbrett für ihn unverkennbar. Wie viele Akten hatte er schon geordnet und sie so aufgelistet? Wie viele? Und was hatte es gebracht? Nur, dass er hier lag? Setsuna wusste, die Wut würde vergehen, sie würde weichen. Aber für die tatsächliche Aktion war es noch zu früh. Nur einen Spalt öffnete er die Augen, bis er eine weiße Haarpracht erkannte. Zwei verschiedenfarbige Augen. Kaum erkennbar. Sie stand nah genug, dass er es einordnen konnte - wenn auch nicht so gut. Aber wie könnte man auch die Person vergessen, die als so ziemlich einzige seinen wahren Abgrund kannte? "...Wieso... stellen Sie keine Fragen... Mayura-San? Immerhin schlafe... ich nicht. Es wäre doch nur... logisch." Niemand hatte ihm bisher eine Frage gestellt. Oder hatte wirklich nach ihm gesehen - Madoka verbuchte er nicht unter einem solchen Besuch. Ob er trotzig war? Vermutlich für viele eine erhebende und amüsante Vorstellung, doch dem war natürlich nicht so. Vielleicht fühlte er sich auch einfach leicht verraten. Angestrengt verzog er das Gesicht und hob die schweren Lider weiter, sodass er ganz normal sehen konnte. So gut es eben ohne Brille ging.
Hatake Mayura ∷ Snow ❆ White ∷
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Sie war gerade dabei, einige Daten einzugeben, als sie sein Stimme vernahm. Mayura blinzelte etwas überrascht und sah am Klemmbrett vorbei zu Setsuna. Tatsächlich hatte sie nicht bemerkt, das er wach war. Sie hatte ihn aber auch nicht stören wollen, immerhin hatte er eine anstrengende Operation hinter sich und viele ihrer Patienten hatten manchmal eine ganze Nacht und den halben Tag danach mindestens durchgeschlafen. Es war also kein grosses Wunder, das Mayura einfach damit gerechnet hatte, das Setsuna sich noch von der Opertaion erholen würde. Dennoch löste der leicht überraschte Gesichtsausdruck ein Lächeln ab, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, was er mit seinen Worten gemeint hatte. Wollte er auf bestimmte Fragen hinaus oder meinte er Fragen allgemein ...? Mayura legte das Klemmbrett zur Seite und ging noch einen Schritt auf das Bett zu. "Normalerweise ist es besser für frisch operierte Patienten nicht zu viel zu reden und sich auszuruhen. Ich wollte dich nicht wecken, ich hatte angenommen, du würdest schlafen, Setsuna.", sagte sie freundlich und nickte ihm kurz zu, "Und bitte nenn mich doch einfach nur Mayura, ja?", sie sagte es weder vorwurfsvoll noch sonst irgendwie böse, sie meinte es einfach nur freundlich. In diesem Augenblick fragte sich Mayura aber tatsächlich, was passiert war. Was hatte Setsuna so zugerichtet, das sie um sein Leben hatte kämpfen müssen? "Als man dich hier im Krankenhaus eingeliefert hat, habe ich bereits befürchtet, es wäre zu spät für dich. Aber du hast dich anscheinend nicht so leicht unterkriegen lassen. Die Operation ist gut verlaufen und du befindest dich soweit wieder über dem Berg. Schmerzen wirst du vermutlich trotzdem haben, aber ich habe deine Knochen soweit wieder zusammengefügt und deine Wunden auf den Weg der Heilung gebracht.", sie strich sich einige Haarsträhnen hinter ihr Ohr und betrachtete kurz seinen Körper, bevor sie wieder zurück in sein Gesicht sah, "Aber du wirst dennoch für einige Zeit Bettruhe brauchen und auch danach solltest du dich nicht gleich ins nächste Abenteuer stürzen.", sie klang nicht ironisch, sondern eher besorgt. Innerlich hatte sie noch vor Augen, wie Setsuna sich verändert hatte. War das wieder passiert? War er deswegen so schwer verletzt hier eingeliefert worden? Was war nur passiert? Mayura sah kurz zur Bettkante und überlegte, ob sie sich hinsetzten sollte um ihn tatsächlich zu fragen, was passiert war, doch dann empfand sie es dann doch etwas zu aufdringlich und blieb stehen. Kurz herrschte eine Stille. Die Weisshaarige war sich sichtlich unsicher, ob sie ihn in diesem Zustand fragen sollte, was geschehen war ... Aber hatte er sie nicht selbst dazu aufgefordert? "Setsuna ...?", fragte sie dann mit einem besorgten Unterton in der Stimme, "Was ist passiert? Auf was oder wen hast du dich eingelassen, dass du so zugerichtet wurdest." sie wollte es vermeiden auszusprechen, das er ihr um ein Haar unter den Händen weggestorben wäre. Für einen kurzen Augenblick während der Operation hatte sie tatsächlich Angst gehabt, ihn zu verlieren.
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Thema: Re: Krankenhaus II Do Jul 31, 2014 11:06 am
Angstrengt schloss Setsuna wieder die Augen, nachdem er wusste, dass sie ihn gehört hatte. Vermutlich war Mayura es nicht klar, aber sie war gerade die Person, welche er am wenigsten sehen wollte. Natürlich, sie war freundlich, aber sie erinnerte ihn auch immer wieder daran, dass sie eine ganz andere Seite von ihm kannte. Eine Seite, die er selbst nicht einmal wahrhaben wollte und immer wieder aus Angst vor ihr wegrann, anstatt sie in die Griffe zu bekommen. Sie hatte sie gesehen und er hatte sie sie sehen lassen. So einfach war das und deshalb war es kein Wunder, dass er Unbehagen spürte, weil einfach sonst niemand wirklich davon wusste. Sie könnte es jede Zeit ausplaudern - auch, wenn er das nicht glaubte. Gerade jetzt machte es ihm zu schaffen. Gerade jetzt, wo er doch dem Tod ein Schnippchen geschlagen und seinen Bruder - mal wieder - überlebt hatte. Gerade jetzt, wo man mit dem Finger auf ihn zeigen würde, weil er mit ziemlicher Sicherheit nicht einfach weiterlaufen konnte, wenn er hier heraus war. Vor allem sein Bruder würde es ihm vorhalten und das machte ihn nur noch sauerer, wenn es denn möglich war. Aber Mayura konnte nichts dafür. Sie meinte es gut. Immerhin hatte er bisher keine andere Devise in ihren Handlungen mitverfolgt. Immer wollte sie helfen. Immer schien sie nett zu sein und auch jetzt war ihr Ton so freundlich, dass er einem Geborgenheit schenken konnte - wenn man es denn zuließ. Das Problem war, Setsuna ließ es nicht zu und wandte gar den Kopf ab, um verzerrt in die andere Richtung im Zimmer zu blicken. Von ihr weg. Er konnte nicht schlafen. Falsch. Er konnte schlafen aber er wollte nicht. Falsch. Er wollte schlafen, aber er fürchtete sich davor. Weil er nun an Tamotsu denken musste, den er ja auch auf dem Akademiegelände gehört hatte. In seinem Kopf. Dieses Summen. Diese Stimme, die zu ihm sprechen wollte. Und was sie da redete, bewegte ihn um ein Haar dazu, sich aufzurichten und kerzengerade auf Schmerzen und einen Gefühlsausbruch zuzusteuern. Doch das tat er nicht. Er ballte nicht einmal die Fäuste. Weil es sich beinahe wahr anhörte, was sie da sagte. Das Nicht-Unterkriegen-Lassen. "... wenn es nach mir ginge... würde ich hier... auf der Stelle verschwinden...", murmelte er vor sich hin und wandte ihr wieder den Blick zu. Sein Hals war leicht verspannt, doch so lange er keine weiteren Muskeln bewegte, war es zumindest einigermaßen erträglich. Die Blauen sahen die zweifarbigen Augen länger an, vielleicht um zu ergründen, ob sie sich wirklich Sorgen um ihn gemacht hatte. Ob sich heute viel zu viele Menschen Sorgen um ihn machten. Sorgen, die er eigentlich nicht auf seiner Seite haben wollte und die irgendwie doch gut taten. Aber auch das würde er nicht zugeben. Stattdessen zuckte er bei ihren nächsten Worten kaum merklich zusammen. Seine Augen weiteten sich leicht, sein Mund öffnete sich, doch kein Laut trat heraus. Er hatte gehofft sie würde die Stille nicht mit Worten vernichten, sondern gehen. Irgendetwas. Ja, sie sollte Fragen stellen, aber eigentlich hatte er damit eher gesundheitliche... nein, falsch. Er hatte es gewollt. Dass man sich kümmerte und ihm diese Frage stellte. Und doch war es ganz anders, als er gehofft hatte. Es war zermürbend und er empfand es als Eingriff in das, was er eigentlich sein wollte. "...Ich...", begann er, konnte aber nicht weitersprechen. Nicht, weil es schmerzte und auch nicht, weil ihm die Worte fehlten, sondern einfach auf Grund dieser Erfahrung. Immerhin hatte er beim "letzten Mal" auch nicht wirklich mit jemandem darüber gesprochen. Es totgeschwiegen. Er war es nicht gewohnt, sich anderen anzuvertrauen. Sie vielleicht ihm, aber... Da war es wieder, dieses Schneckenhaus. Sollte er sich hier herauswagen? Genau wie bei Madoka? Nur um dann wieder hineingedrängt zu werden, weil er glaubte, gegen eine große Welle ankommen zu müssen, die er einfach nicht... überstehen konnte? Oder würde Mayura dann auch einfach nichts sagen... und am Ende gar verschwinden? Ein Teil von ihm wollte nicht mehr alleine sein. Und irgendwie gewann dieser Teil gerade die Oberhand. Unsicher. "I-Ich... Ich..." Weitersprechen. "...hatte meine Differenzen... Wir hatten unsere... D-Differenzen." Es ärgerte ihn, dass er keinen gescheiten Satz zu Stande brachte, aber er versuchte es weiter. "Eigentlich... eigentlich könnten sie in ihrer ... neunmalklugen Akte doch erkennen, was... Du suchst, Mayura." Sicherlich konnte sie herauslesen, was sie brauchte. Dass er vor rund zehn Jahren schon einmal hier gewesen war, aber nicht ganz so übel zugerichtet. "... Es... es ist egal. Es war... in Ordnung... dass ich so... naja. Dass ich fast gestorben wäre... Darauf habe ich es... im Endeffekt ja angelegt. Es klingt.. merkwürdig... Das weiß ich. Aber... es geht sie nichts an... und ich... werde diese Person auch nicht... zur Rechenschaft stellen." Alles andere würde nur wieder zum Schlimmeren führen. Zum Hohn. Aber sollte er sich fertig machen lassen? Sollte er sich aufgeben? Setsuna biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen. Angestrengt und angespannt. "...Ich... kann Menschen nicht vertrauen... Mayura... Ich kann das selbst ihne- ..dir nicht sagen." In diesem Moment fühlte er sich irgendwie einsam, aber auch das wollte er nicht wahrhaben.
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Mayura wusste nicht so recht, was auf sie zukommen würde. Sie wusste, das Setsuna ziemlich verschwiegen und in sich gekehrt war. Das war auch schon damals bei der Mission so gewesen. Er hatte nicht viel gesagt und wenn, dann nur das Nötigste. Er war zu keinen Scherzen aufgelegt und zeigte generell auch keine wirkliche, freudige Regungen. Eigentlich schade. Ein so junger Kerl und schon so depremiert, als hätte er bereits 80 Jahre hinter sich, die voller Bitterkeit und böser Taten waren. Mayura wusste natürlich, dass das mit Sicherheit auch mit seiner Vergangenheit zutun hatte. Die Leute, mit dennen man in seiner Kindheit am meisten zutun hatte, formen den Charakter und machen die Person zu dem, die er nun war. Demnach musste etwas passiert sein. Mayura konnte nicht einschätzen, was es war und erst recht nicht wissen, was, aber sie wusste, dass da etwas sein musste. Sie schwieg einen Moment, als er ihr erzählte, das er am liebsten verschwinden würde. Sie seufzte leise und lächelte ihm dann aufmunternd zu. "Dann ist es gut, dass es nicht nach dir geht, Setsuna. Du warst sehr schwer verletzt und ich habe dich mit grosser Mühe wieder zusammengeflickt. Willst du, dass all meine Arbeit umsonst war, dich wieder auf die Beine zu bringen? Es gibt einen Grund, warum ich dich retten konnte, waurm ich dich dem Tod abjagen konnte.", würde er verstehen, was sie damit sagen wollte oder würde er nur wieder auf stur und stumm stellen? Mayura fragte daraufhin, was geschehen war. Zuerst schien Setsuna nicht antworten zu können ... Oder nicht zu wollen? Jedenfalls begann er einen Versuch, scheiterte jedoch ziemlich schnell wieder und verstummte erneut. Mayura blinzelte und faltete die Hände ineinander. Sie sah ihn einfach nur mit einem freundlichen und mitfühlendem Blick an. Wartete ab, bis er sich gesammelt hatte. Sie wusste, manchmal brauchten einige Patienten einfach ihre Zeit, um ihre Worte zu finden, die sie gerne anderen mitteilen wollten. Und dann begann er abermals zu sprechen. Er begann wieder gleich, doch diesmal sprach er weiter. Mayura hörte aufmerksam zu und nickte hin und wieder um ihm zu signalisieren, dass sie ihm zuhörte. Seine Worte waren etwas wirr und wirkten hilflos. Fast schien es, als ob er krampfhaft versuchte etwas aufrecht zu erhalten, was im Grunde besser gefallen wäre. Als er dann erklärte, dass er es nicht sagen konnte, das er den Menschen nicht vertrauen konnte, machte Mayura einen nachdenklichen Eindruck. Sie wandte sich kurz von ihm ab, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich dann zu ihm ans Bett. Das war bequemer, immerhin würde das hier, wie es schien, auf eine längere Diskussion hinauslaufen. Nun etwa auf gleicher Höhe wie Setsuna, sah sie den jungen Mann an und nickte leicht. "In Ordnung. Ich zwingen dich zu nichts, Setsuna. Ich weiss nicht, woher diese Unsicherheit kommt, den Menschen nicht zu vertrauen, aber ich bin mir sicher, dass du deine Gründe hast. Soetwas hat immer seine Gründe. Meist liegen sie tief im Herzen vergraben und sind mit Schmerz verbunden.", Mayura wusste selbst, wie es war, eine unschöne Vergangenheit zu haben. Damit wollte sie sich natürlich keinesfalls mit Setsuna gleichsetzten, immerhin wusste sie ja noch nicht einmal, was ihm genau wiederfahren war. Dennoch hatte jeder seine eigene Geschichte zu erzählen und jede war auf ihre eigene Art und Weise schmerzvoll. "Wenn ich weg gehen soll, dann kannst du es mir sagen. Dann werde ich dich in Ruhe lassen, versprochen.", sagte sie dann mit einem freundlichen Lächeln, "Aber es ist nicht gut, wenn du dich verkriechst, all deine Sorgen tief in einem Inneren vergräbst und dich so abschottest. Damit machst du es dir und deinen Mitmenschen schwer.", sie machte eine kurze Pause und lehnte sich etwas nach vorne, "Manchmal ist es gut, sich jemandem anzuvertrauen. Was nicht gleich von heute auf Morgen geschehen muss ... Aber lass es dir einfach Mal durch den Kopf gehen, meine Worte. Und wenn du möchtest, höre ich dir zu. Und wenn du lieber für dich alleine sein möchtest, dann werde ich nun aufstehen und erst wieder bei der nächsten Kontrolle vorbeischauen.", Vorbeischauen musste sie so oder so, aber sie wollte Setsuna nichts aufzwingen, weil sie wusste, dass sowas nie gut käme. Mayura hatte viel mit Patienten zu tun, sie war sie daran gewohnt, ihnen und ihren Problemen zuzuhören, aber gerade bei Setsuna ging es tiefer. Sie kannte ihn etwas mehr, als die meisten Patienten. Sie war mit ihm auf Mission gewesen, sie hatten zusammen Seite an Seite gekämpft und sich geholfen. Das verband durchaus auf eine tiefere Art und Weise. Womöglich sah das nicht jeder so, aber Mayura schon. Abwartend, ob Setsuna ihr die Geschichte erzählen wollte oder nicht, legte sie die Hände auf ihren Schoss und sah ihn an.
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Thema: Re: Krankenhaus II So Aug 03, 2014 9:45 pm
Natürlich konnte er nicht verschwinden – alleine der Gedanke daran war unlogisch gewesen. Und kindisch. Weil ein erwachsener Mann mit gesundem Menschenverstand doch wissen musste, dass es verantwortungslos wäre, sofort wieder auf die Tube zu drücken. Dennoch war dieser Gedanke ein eigenartiger Trost. Denn hier zu verschwinden würde heißen, nicht ans Bett gefesselt und ausgeliefert zu sein. Genauso fühlte es sich nämlich, wie er hier so lag. Mayura musste ihm nicht aufzählen, wie schwer es ihn erwischt hatte. Es bedurfte nur einer kleinen Erwähnung, wie schwer er verletzt gewesen war und einer rhetorischen Frage, um ihn einknicken zu lassen. Immerhin war das, was sie sagte, vollkommen verständlich. Und irgendwie war es auch schön zu wissen, dass jemand ihn mit Sorge ansprach. Mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Nicht mit Hoffnungen, mit Wünschen oder sonstig anderen Dingen. Fast fühlte es sich familiär an, doch diesen Gedanken verdrängte er schnellstmöglich wieder. Ebenso war es gut zu wissen, dass sie ihn zu nichts zwingen würde. Selbstverständlich hatte er seine Gründe, denn sie hatten ihn hier persönlich abgeliefert. Ihn wie ein Paket fertig gepackt und ihn dann bei der Post aufgegeben. Nur dass die Gründe sein Bruder waren und Takeo die Post. Und Madoka. Es lief ihm ein Schauer über den Rücken, doch er presste die Augenlider nur noch fester aufeinander, als ob er Schmerzen hätte. Nur um Geräusche und Bilder von vor wenigen Stunden zu verdrängen. Sie zu vergessen. Aber es ging nicht. Sie waren da und sie suchten ihn heim. Seine ganze Kindheit suchte ihn heim und er fragte sich, was so falsch daran war, sich zu verschließen. Er glaubte kaum, dass Madoka anders gehandelt hätte. Das sollte sie sich nicht herausnehmen. Und doch wollte er sich nicht ewig verschließen, denn er hatte heute etwas neues dazugelernt: Dass er gewissen Personen niemals egal sein würde und diese Personen ihn als Freund sahen, obwohl er sich nie demnach benommen hatte. Obwohl er ihnen niemals Anlass dazu gegeben hatte. Takeo war schon immer ein Dickkopf gewesen, doch heute hatte er ihm das Leben gerettet. Nun saß hingegen aber Mayura neben ihm und wollte ihm zuhören. Aber wieso eigentlich? Wieso setzte sie sich neben einen Menschen, der offensichtlich nichts mit anderen zu tun haben wollte? Machte sie sich Hoffnungen, dass er bei ihr anders wäre? Dass sie ihn bekehren könnte oder dergleichen? Während die Iryônin gesprochen hatte, hatte Setsuna versucht wieder ruhiger zu atmen und konzentriert gelauscht, ob irgendein Unterton zu finden wäre, der ihm mehr einbrachte. Oder irgendein anderes Zeichen. Nichts. Sie schien wirklich besorgt zu sein. Was hatte Madoka gesagt? Keine Angst vor ihm, sondern um ihn. Oh, wenn sie wüsste.... Aber das war wieder so ein Sache: Mayura wusste, dass es in gewisser Hinsicht klug war, sich von ihm fern zu halten und dennoch war sie da. Dennoch redete sie mit ihm – ja, setzte sich sogar zu ihm ans Bett und gab ihm alle Zeit der Welt! Spärlich öffnete er die Augen, als ob im Sehen eine Antwort für ihn bereitstünde. An der Wand, einfach ablesen. Aha, schon wieder klüger – aber natürlich war es nicht so. Leicht stieß er die Luft aus. Sie zwang ihn nicht. Sie akzeptierte seine Gründe. Sie verstand, dass er Schmerzen hatte, wenn er an seine Kindheit dachte. Sie machte ihm keinen Druck. Und sie klang dabei einfach so... nachvollziehbar. Setsuna fragte sich, wieso sein voriger Besuch das nicht hatte sagen können, doch verwarf er diesen Gedanken wieder, alsbald er gekommen war. Er tat sich selbst nicht gut und seinen Mitmenschen schon gar nicht. “Ich... wollte meinen Mitmenschen nie gut tun... im Kampf ja. Aber im sozialen Umfeld...? Ich kam bisher immer... eher alleine zurecht. Gut sogar.“ Erst im Nachhinein bemerkte er, dass er es laut gesagt hatte und hasste sich für diese Schwäche. Doch es stimmte ja und nochmal ja: Warum nicht? Nur hatte er sich heute schon einmal herausgewagt und das, was dabei herauskam, war nicht allzu gut gewesen. Mayura würde mit kleinen Antworten leben müssen, aber insgeheim glaubte er nicht, dass sie einfach nur schweigend dasitzen und ihm die Hand hinhalten würde. Es schmerzte. “Danke.. dass du mich gerettet hast...“ Noch vor einem halben Jahr hätte er es als ihre Pflicht verbucht und kein Wort darüber verloren, doch nun erschien es ihm richtig. “... du hast mich untersucht... du... hast doch alles gesehen.“ Die ältere Narbe, die vermutlich um die neuere Wunde herum gelegen hatte. Die Narben auf den Handgelenken. Sie musste es gesehen.... und wieder gegenüber anderen geschwiegen haben. “Ich will nicht... dass deine Arbeit um sonst war... ich werde im Bett bleiben... etwas anderes bleibt mir ohnehin nicht übrig...“ Angestrengtes Schlucken. “Ich habe kein Herz für andere... wusstest du das? Ich wollte immer eines haben... schon als ich klein war... aber es ging nicht. Du weißt schon so viel... von mir.... du weißt mehr über mich als jeder andere... weil du damals auf Mission mit mir warst, als ich...“ Den Jashinisten verstümmeln wollte. Er sprach es lieber nicht aus, obwohl es ohnehin nichts an der Tatsache ändern würde. “.... Ich glaube du willst gar nicht... alles wissen... aber ich glaube... mir fiele es einfacher, wenn du... Fragen stellst...“ Denn er hatte nicht mehr die Kraft, sich nochmals zu einer Erzählung aufzuraffen. Er brauchte feste Fragen. Feste Punkte, von denen aus er seine Antwort konstruieren konnte. Und er brauchte das Versprechen, dass Mayura niemals ein Wort hierüber verlor. Aber auch ohne ein solches Wort war er sich sicher, dass er ihr vertrauen konnte. “Ich versuche es.... so gut es geht...“
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Thema: Re: Krankenhaus II Sa Aug 09, 2014 10:55 pm
Mayura wusste nicht, ob ihre Worte bei dem Jüngeren überhaupt etwas nützten. Er war ein Einzelgänger durch und durch. Auf der Mission hatte sie das zwar bemerkt, aber da hatte er sich zumindest dem Team angepasst. Doch nun wirkte er einsam, so wie er da im Bett lag und davon sprach, das er niemandem vertraute und niemanden hätte, dem er es sagen könnte. Mayura empfand Mitleid mit ihm, wusste sie doch aber, das er in gewisser Weise auch selbst schuld an diesem Umstand war. Dennoch hatte ihn irgendetwas dazu getrieben, diesen einsamen Pfad zu wählen, dessen war sich die Weissharige sogar ziemlich sicher. Sie hörte dem Jungen dann einfach nur zu, als dieser zu erzählen begann, dass er seinen Mitmenschen nie gut getan hatte, es nie wollte. Nur im Kampf, aber nicht im sozialem Umfeld. Mayura konnte das nicht verstehen, doch sie sagte nichts, wusste nicht, was sie nun sagen sollte. Eine Weile lang herrschte Stille, bis Setsuna sich dann bei ihr bedankte. Mayura hob ihren Kopf etwas mehr und sah ihm in die Augen. Einen Moment wirkte sie etwas überrascht, bevor sie ihm dann mit einem warmen Lächeln ansah. "Ich habe es gerne getan, Setsuna.", sagte sie auf seine Worte hin und beugte sich etwas vor, "Und ich bin froh, dass es so gekommen ist. Womöglich weisst du es jetzt noch nicht zu schätzen, aber ich bin mir sicher, du wirst eine Zeit erleben, in der du dein Leben lieben wirst.", generell war sie davon auch überzeugt, immerhin war es tatsächlich so, das ein Mensch irgendwann immer ein Hoch in seinem Leben erleben wird. Er sprach daraufhin weiter, erzählte ihr davon, dass er gerne ein Herz für andere hätte, es aber nicht hatte, aus einem ihr derzeit unerfindlichem Grund. Dann erklärte er, das sie mehr über ihn wusste, als viele andere. Damals auf der Mission ... Diese Worte von eben, beduetete das etwa, das nicht viele diese Seite kannten? Nein, womöglich nicht, aber das war auch kein grosses Wunder. Mayura legte den Kopf leicht schräg und nickte leicht. "In Ordnung, Fragen.", sagte sie dann und tippte sich mit dem Finger gegen die Lippen, "Und ja, ich habe deine Akte gesehen, aber es ist etwas anderes ... Es von dir selbst zu hören. Ich denke, es wäre auch gut, wenn du einfach mal darüber sprechen kannst. Wenn dir einfach jemand zuhörst. Was ist passiert, das du kein Herz für andere haben kannst, Setsuna? Was ist geschehen in deiner Kindheit?", dass es in seiner Kindheit passiert ist, nahm sie jetzt einfach Mal stark an, immerhin war das oft die Ursache für solche psychischen Störungen. Sie würde ihn jetzt nicht mit Fragen überhäufen, es sollte sich nach und nach bilden, das Gespräch sollte sich aufbauen und vielleicht würde er dann auch ganz alleine von sich aus ihr erzählen wollen, was ihn so sehr bedrückte und er nicht auszusprechen vermochte.
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Thema: Re: Krankenhaus II So Aug 10, 2014 11:21 am
Schneckenhaus. Schneckenhaus Feigling. Setsuna starrte an die Decke und versuchte normal zu atmen. Versuchte nicht überzureagieren und versuchte vor allem diese eine Stimme aus seinem Kopf zu bekommen, die ihm sagte, dass er ein Feigling war. So zu tun, als ob er sie nicht gehört hätte. Am liebsten würde er sein Gesicht verbergen, den Arm über es legen – aber das konnte er ja nicht. Lediglich unter der Decke kämpfte sich seine gesunde Hand zittrig auf seine Brust. Eine Bewegung, die man durchaus wahrnehmen konnte. Er spürte die Verbände unter dem leichten Krankenhauskittel, den er ja trug. Dicke Verbände, unter welchen diese Wunde lag. Das Leben lieben. Irgendwann würde er das Leben lieben. Tief ein und ausatmen. Schneckenhaus. Er glaubte nicht, dass er diese Zeit erleben würde. Irgendwie glaubte er es nicht – unter Umständen hatte sie es bereits schon einmal gegeben, aber das war nicht wichtig, denn nun war es nicht mehr so. Feigling. Er fragte sich, ob er wirklich einer war – doch gleichsam registrierte er, dass es ein Wink mit dem Zaunpfahl war, dass er hier alleine in einem kahlen Raum auf einem Bett lag. Wäre Mayura nicht da, wäre er einsam. Aber einfach darüber sprechen war zu sehr an Untertreibung. Es war nämlich nicht einfach. Absolut gar nicht. Dennoch atmete er tief durch, denn er wusste, dass die Stimme im Endeffekt Recht hatte und wie weit er mit seinem Gehabe gekommen war. Dass er nun praktisch alleine hier lag. Nachdem er die Person offenbar weggestoßen hatte mit der Wahrheit. Ob Mayura auch einfach gehen würde? Nein, vermutlich nicht. Dennoch musste er sich zusammenreißen und schließlich sah man die Verletzung in den blauen Augen, die sich auf die Bettdecke richteten. So lange, bis er sprach. Bis der Ausdruck darin wieder verflogen war und sie kühl wurden. Weil Setsuna sich selbst davon distanzieren wollte. “Ich bin nicht damit aufgewachsen... dass es ein Herz für andere geben kann...“, begann er schließlich und versuchte damit größtmöglich zu umschreiben, was wirklich geschehen war. “Es war an er Tagesordnung, dass... ich lernte es nicht kennen. Eine Familie. Oder so etwas... wie Mutterliebe. Bruderliebe. Und niemand hat sich je darum geschert... Also dachte ich als kleine Kind, dass es richtig wäre. Gewisse Leute... haben es zu spät eingesehen.“ Nie würde er seinen Vater einen Vater nennen, denn er hatte ihm nie geholfen. Nie intuitiv, weil er dachte, dass es schon richtig war, den Jungen fürs Leben zu stählen. Dabei hatte er zu spät das ganze Ausmaß begriffen. Die Scheidung war zu spät erfolgt. “Ich habe es... versucht. Zu fühlen. Es ist... nicht so, dass ich es nicht wollte... Aber ich habe damit schlechte Erfahrungen gemacht... und die wünsche ich selbst niemandem. Mein Verhältnis... zur Liebe... war von frühester Kindheit an gestört... Einstecken und nicht austeilen. Ich wusste nicht... was ich getan hatte... ich wollte einfach nicht so sein wie sie... und das wurde nicht akzeptiert. Aber... wenn ich dann einen anderen... Weg eingeschlagen... hätte...“ Er verstummte und versuchte sich zu sammeln. Tief durchzuatmen. “Ich dachte, an mir wäre etwas... nicht in Ordnung.“ Kurz zog er das unverbundene Handgelenk unter der Decke hervor und biss sich auf die Lippen. Mayura würde die Spuren sicherlich auf der dünnen Haut sehen. “....ich wollte ja... fühlen... aber... immer wenn ich Menschen an mich... herangelassen habe... naja... man kann es sich denken.“ Setsuna verstummte und schloss halb die Augen, die nun leer wirkten. Letzteres lag daran, dass er sich gerade in der Vergangenheit befand und sich an gewisse Dinge nochmals erinnerte. Er zuckte gar kurz zusammen und versuchte den daraus folgenden Schmerz zu ignorieren und die Bilder in seinem Kopf zu vergessen. “....Ich habe mich... einmal verliebt und vielleicht... auch das Leben genossen... Aber selbst das... war im Endeffekt egal. Ich war bereit, etwas zu versuchen... aber es war nicht von Belang. Hoffentlich... verstehst wenigstens... du mich nun besser.“
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Mayura lauschte seinen Ausführungen und seinen Worten eingehend und merkte nur immer mehr, wie sehr all seine Probleme in der Vergangenheit verwurzelt waren. Es musste irgendetwas passiert sein. Mayura konnte nur nicht wissen, um was es sich dabei handelte. Aber da er davon sprach, nie Mutterliebe und Bruderliebe erfahren zu haben, hatte es wohl etwas mit seiner Mutter und seinem Bruder zutun. Ab und an nickte sie immer Mal wieder, um Setsuna zu zeigen, dass sie durchaus ihm zuhörte und aufnahm, was er ihr sagte. Und dann fuhr er weiter. Mayura konnte nicht ganz alles wirklich einordnen, was er ihr erzählte, wichtig war jedoch zu wissen, dass sein gestörtes Verhalten womöglich auf 'sie' zurückzuführen ist, weil er nicht wie 'sie' werden wollte. Nur war die Frage, wer 'sie' war. Als er dann erklärte, dass er dachte, es wäre etwas nicht mit ihm in Ordnung und er seinen Arm unter der Decke hervorzog, blickte sie kurz auf jenen und musterte ihn. Sie sah Verletzungen, liess Setsuna jedoch weitersprechen, da er ihr dann erklärte, dass er sich sogar verliebt hatte, diese Gefühle zugelassen hatte. Er hatte also einen Menschen an sich herangelassen, aber so wie er davon sprach, klang es ganz so, als ob es negativ ausgegangen wäre. Im Endeffekt konnte Mayura nicht wirklich viel damit Anfangen, was Setsuna ihm hier gerade erklärte. Die Worte waren teilweise sehr wirr gesprochen und wirkten unzusammehängend. Sie kannte viele Hintergrundinformationen nicht, die von Nöten gewesen wären, um den Zusammenhang verstehen zu können. Dennoch drängte sie ihn hierbei natürlich nicht und nickte nur verständlich. Als er dann geendet hatte und ein kurzes Schweigen eintrag, legte Mayura den Kopf leicht schief und liess sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Setsuna hatte vieles gesagt, aber viele Fragen waren noch immer offen. "Ich möchte nicht behaupten, dass ich ganz nachvollziehen kann, wie du dich fühlst, weil ich selbst nie in solch einer Situation steckte, aber ich vermute, jeder Mensch hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Jeder hat Dinge in seiner Vergangenheit erlebt, die ihn prägten und diese haben dich womöglich auch zu dem gemacht, der du nun bist.", die Worte klangen womöglich etwas hart, sollten sie aber natürlich nicht sein. Mayura sprach sie so aus, dass Setsuna es an ihrer Stimme hören konnte, wie ehrlich und liebevoll sie es meinte und kein Stück böse, "Aber es liegt an dir selbst, was du daraus machst. Ich weiss nicht, was du genau erlebt hast in deiner Vergangenheit, aber anhand deiner Erzählungen vermute ich, dass es etwas mit deiner Familie zutun hat. Mit deiner Mutter und deinem Bruder?", sie hielt kurz inne beugte sich etwas vor, "Und wieso war es nicht von Belang, dass du dein Leben genossen hast, als du bemerktest, das du dich verliebt hattest? War es für dich den nicht ein ... schönes Gefühl? Etwas, das dir Zufriedenheit gegeben hat? Ich möchte mich hierbei nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, Setsuna, immerhin kenne ich deine Vergangenheit noch viel zu wenig, aber du solltest mehr auf dein Herz hören. Ich glaube, deine Seele hat viele Wunden und Schrammen abbekommen. Die Wunden äusserlich sind leicht heilbar, aber die innerlich können nur mit viel Willenskraft und Selbstvertrauen beseitigt werden. Verstehst du, was ich meine?", sie lächelte ihm aufmunternd zu, "Wie lief das den mit der Sache, als du dich verliebt hattest? Du erwähntest, das du immerhin eine Weile das Leben genossen hättest, wie kommt es dazu, dass das nun nicht mehr von Belang ist?"
Hokusai Tenzou ± Grimmiger Bär ±
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Shinobi Akte Alter: 34 Jahre Größe: 1,96 m Besonderheit: Kenjutsu-Meister
Tenzou hatte unglaublich viele Erledigungen in kürzester Zeit durchgeführt. Er war nicht nur kurz unter der Dusche gewesen, sondern unterhielt sich mit einem Yamanaka des Geheimdienstes, leitete ein das man Phantombilder zeichnen würde, beauftrage jemand für ein Suchtrupp und überblickte noch einmal die Situation an den jeweiligen Explosionsorten. Es gab einige Schäden die man aufzeichnete. Natürlich musste er sich nicht auch noch darum kümmern, sondern beauftragte die nötigen Personen dafür. Nachdem alle Baustellen für ihn beseitigt wurden, erreichte er sehr zeitig sogar das Krankenhaus. Hier sollte er eigentlich auf Mayura warten, spielte jedoch mit dem Gedanken sich noch einmal Grundlegend durchchecken zulassen. Derzeit spürte er ungemein starke Schmerzen im Bereich seines Rückens und vermied es hektische Bewegung zu machen. Zudem gesellten sich lästige Kopfschmerzen die immer wieder einem leichten Schwindel hinter seinen Schädel projektzierte. Als er in die Notaufnahme ankam, herrschte wirklich ein ziemliches Trubel. Vermutlich versorgte man weiterhin Verletzte die von der Explosion getroffen wurden. Tenzou sah sich für einen Moment um und erkannte nicht weit von sich ein bekanntes Gesicht. Seine Augen weiteten sich kurz, während er ein paar Schritte zurück tat. Er sah für einen Moment bildlich, wie die kleine durch die Luft geworfen wurde und drohte von dem Explosionssiegel in Stücke gerissen zu werden. Tenzou stieß mit dem Rücken unsanft in etwas hinein und spürte in dem Augenblick einen scharfen Schmerz der sich bis in seinen Nacken zog. Für einen Moment gaben seine Knie nach und er sank mehr überrascht von der Intensivität des Schmerzes nach unten. Keuchend fing er sich gerade noch mit den Händen ab und spürte die Welle die sich durch seinen Körper bewegte.
Für Sekunden rang er nach Luft und ballte die Fäuste zusammen. Eine Frau kniete sich rasch zu ihm runter. »Alles in Ordnung? Ist was passiert?« Tenzou knurrte sie unfreundlich an und musste wirklich mehrmals tief durchatmen, bevor er es schaffte wieder auf die Beine zu kommen. Er schwankte und legte seine Hand an die schmerzende Stelle im Rücken. »Es… geht. Passen… Sie gefälligst auf…«, brummelte er sie an und humpelte ein paar Schritte mit zusammengekniffen Augen voran. Schon davor war ihm aufgefallen, wie sehr ihn sein Rücken weh tat, aber das ein so leichter Stoß so intensiv werden konnte, hätte er selbst nicht gedacht. Der Schmerz pulsierte noch immer in seinem Kreuz wie ein Feuer, das nicht erloschen wollte. Erneut ging er ein paar Schritte weiter und machte ein paar unbeholfene Schritte voran. Die Frau tauchte neben ihm auf und stützte ihn kurz. »Sind Sie verletzt? Waren Sie heute bei der Explosion bei? Das sollte sich dringend ein Arzt ansehen.« Eigentlich hatte er nur vorgehabt Mayura abzuholen, aber das er gleich in eine nächste Behandlung rannte gefiel ihm überhaupt nicht. »Es geht… mir geht es gut. Ich suche nur meine Ehefrau.« Die junge Frau zog ihn mit, sodass er sich wenige Augenblicke später auf eine Liege setzen konnte, die nicht weit von ihnen weg stand. Einige andere waren ebenso hier platziert. »War ihre Frau ebenfalls bei der Explosion dabei? Hier herrscht ein ziemliches Chaos derzeit. Wir haben nicht so viele behandelnde Ärzte gerade. Aber lassen sie mich kurz sehen was sie am Rücken haben.« Tenzou rollte mit den Augen und beugte sich leicht vor, bevor die Frau sein T-Shirt etwas hochschob um sich die Stelle an seinem Rücken anzusehen. »Nein, sie arbeitet hier… .« Die kühlen Finger der Frau legten sich auf die pochende Stelle. Er fuhr zusammen und richtete sich auf. Seine Augen blickten vorwurfsvoll in ihre Richtung. »Wie heißt sie denn? Sie sollten vorsichtig mit ihren Rücken sein, dass sieht nicht gut aus. Vielleicht haben Sie sich sogar ein paar Wirbel verletzt.« Tenzou seufzte und fuhr sich durch die Haare hindurch. »Sie heißt Mayura. Hokusai Mayura.«
20 Minuten später wollte man Hokusai in ein Zimmer verfrachten oder besser gesagt abladen. Tenzou war sich nicht so sicher was genau davon besser zu traf. Er hatte sich geweigert sich behandeln zu lassen und auch das er über Nacht bleiben würde. Für den ganzen Mist hatte er keine Zeit! Der Zufall schien es dann erst zu wollen als man ihn direkt in das Zimmer abschieben wollte in dem Mayura gerade mit Setsuna sprach. »Es geht mir gut… ver… «, knurrte Tenzou und blieb dann mitten in der Tür stehen an die man höflicherweise natürlich vorher anklopfte. Er starrte verdutzt von der weißhaarigen zu Setsuna und wollte bereits dazu ansetzen rückwärts wieder raus zu gehen. »Hier sind wir fa…«, zischelte er zu der Frau hinter sich und wurde gleich daraufhin wieder rein geschoben. Sie deutete ihm an sich aufs Bett zu setzen. Tenzou räusperte sich und wandte sich wieder zurück. »Mayura – Setsuna. Schön Euch zu sehen.« Der Satz trifte vor Sarkasmus. Die Frau die ihn rein begleitet sah Mayura deutlich an und verschwand dann. Tenzou setzte sich vorsichtig aufs Bett und räusperte sich erneut wieder. »Ich… entschuldige mich jetzt nicht euch unterbrochen zu haben. Ich bin nicht freiwillig hier. Solltet ihr etwas wichtiges zu besprechen haben, kann ich wieder raus gehen und warte vor dem Krankenhaus.«
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Thema: Re: Krankenhaus II Mo Aug 18, 2014 8:30 pm
Natürlich hatte jeder Mensch mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen und natürlich prägten die Erfahrungen den Lebensweg eines Menschen und vor allem seinen Charakter. Setsuna war nicht dumm, das wusste er. Aber manchmal konnte man noch so sehr die Faust ballen und es wurde nicht besser. Man konnte sich in sich selbst zurückziehen, alles in sich verschließen - irgendwann konnte man nicht mehr schlucken. Irgendwann nahm man dauerhaft daran Schaden und ihm war es so ergangen. Vielleicht wäre es anders gegangen, hätte sein Vater ihn bereits früher mit sich genommen, vielleicht wäre dann noch etwas da gewesen, aber Setsuna wollte nicht über den Konjunktiv philosophieren. So war er nicht. Tatsachen mussten akzeptiert werden. Seine Erfahrungen hatten ihn so geprägt - ob es gut oder schlecht war, mussten andere entscheiden. Er wollte keine Nettigkeit und dergleichen heucheln. Dennoch kam er nicht umhin, es ungewohnt angenehm zu empfinden, sich zu öffnen. Sicherlich, die Belehrungen hatte er schon oft gehört - dass man immer selbst eine gute Chance hatte, sich zu verändern. Dass man sie nur ergreifen musste - doch diese Worte schienen ihm aus einem Weltbild zu kommen, das nicht begriff. Ihn nicht begriff, aber das war schon in Ordnung. Immerhin hatte der Jôcho sich nie wirklich Mühe gegeben, verstanden zu werden. Immer war er sich selbst der Nächste gewesen. Aber dankbar war er der Weißhaarigen dennoch. Allerdings ein schönes Gefühl? Liebe? Zufriedenheit? Sie kannte seine Vergangenheit wirklich nicht, sodass er um ein Haar laut aufgelacht hätte. Sarkastisch. Nein, vor Sarkasmus triefend. "Mayura... ich glaube, du hast mir nicht zugehört... Ich... bin ein Gegner von Emotionen... ich denke... rational. Mein Herz schlägt für mich." Sein Blick glitt an die Decke. Im Normalfall hätte er nun die Denkerpose eingenommen und seinen Kopf schief gelegt, doch das ging nun ja schlecht. Er lag hier festgewurzelt im Bett. Wie es gewesen war...? Man sah ihm an, dass er etwas länger darüber nachdenken musste, ehe er sich dazu äußerte. "...Wie diese Dinge.... vermutlich meistens laufen." Ein wehmütiges Lächeln glitt auf sein Gesicht. "...es war einfach nicht... wichtig... Sagen... wir es so: Die Person... hatte die Mittel zur Erkenntnis... aber hat sie erst viel zu spät genutzt.... Als... es zu spät war..." Und so war die Box rund sechs Jahre verschlossen gewesen - nein, weniger, denn sie hatte sie ja geöffnet. Es ihm nur nicht gesagt. Fünf Jahre, oder? Fünf Jahre waren es...? Sein Gehirn funktionierte immer noch nicht richtig. Es war verständlich, dass Mayura es nun nicht ganz nachvollziehen konnte, aber im Endeffekt war es auch so etwas wie Absicht gewesen. Das Öffnen war ein für ihn so komplexer Vorgang wie eine Operation am offenen Herzen... "Jedenfalls... ich habe gewartet... aber ich habe den... Zug verpasst. Der war abgefahren... oder vielmehr, hat diese Person den... Zug verpasst... und nun werde ich... von ihr damit konfrontiert." Nun, jetzt wusste er nicht, weshalb er es der Weißhaarigen erzählte. "... ich habe ihr keine Antwort gegeben... nein... falsch... ich habe es... ich habe gesagt, dass... ich das noch nicht einmal.. tun werde.... un--" Fast dankbar blickte er zur Tür, als er begriff, dass er Mayura fast zu viel gesagt hätte. Dass er ihr vielleicht wirklich von seiner Kindheit erzählt hätte. Im nächsten Moment hörte man eine deutlich markante Stimme im Raum, welche ihn begrüßte. Und Mayura. Ihr Ehemann - natürlich hatte Setsuna davon gehört. Außerdem war er mit den beiden auf Mission gewesen. Damals. Bei den Jashinisten. Grausige Erinnerungen aus einem grausigen Grund. Doch nun war er wirklich... ja, fast dankbar. Allerdings hoben sich eine Augenbrauen fragend, als er den Neuankömmling bedachte. Naja, wirklich viel sah er auf Grund der Brillenlosigkeit nicht, aber... man konnte gewisse Dinge erahnen... Nur von der Explosion hatte er keinen Schimmer, hatte er sie doch vermutlich unfreiwillig "verschlafen". "Nun...", begann er und wünschte sich, über die Stirn wischen zu können. Erst jetzt bemerkte er, wie warm es unter einer Decke auf Grund von Anstrengungen werden könnte. "Es... ist eine Freude... Euch zu sehen, Tenzou-San... Wenn Euer Zustand.. wohl alles andere als erfreulich ist..." Sagte der Shinobi, der zuvor als Huhn am Spieß gegangen war. Dann blickte der Jôcho allerdings zu Mayura und sah sie an und sah aus dem Augenwinkel kurz zu Tenzou. Es nervte ihn, keine Brille zu haben, aber dieses Gefühl bescherte ihm wenigstens so etwas wie ein alltägliches Gefühl, wodurch er sich nun auch in ein altes Muster zurückfallen ließ. So wie immer... teilweise. Mayura war wohl immer noch die einzige, die ihn wirklich etwas besser kannte und auch die einzige, bei welcher er es momentan zuließ. "Ich denke... wir waren gerade mit der Unterhaltung... fertig. Fürs erste...." Sein Blick wandte sich wieder zu Tenzou. Die Augen kniffen sich zusammen mit dem Ziel mehr als nur Verschwommenes zu erkennen. "Ist etwas... geschehen?" Setsuna war Sensor und konnte Kombinieren. Es war nicht alltäglich, dass ein Hokusai Tenzou mal eben von einer Schwester in ein Krankenbett gebracht wurde, ohne dass er sie einfach nur abholen wollte - oder? Vorsichtshalber hatte er seine Frage offen formuliert, doch atmete er nun tief durch und schluckte. Versuchte sich ein wenig mehr zu entspannen.